„Schaut nur wie die Sonne lacht und das hat die Partei gemacht!“ – immer, wenn ich „Sonne“ höre fällt mir dieser Spruch des „Volksdichters“ Arthur Schramm ein. Oder der hier: „Ein See lädt ein zum Bade – ist Eis drauf – schade.“ Und erst jetzt, da lese ich doch im Internet, dass dieser Herr Schramm wirklich existiert hat und im Sinne unseres heutigen Daseins eine nicht ganz einwandfreie Bio hatte. Nee oder?!? Da nutzt man Jahrzehnte lang seine weisen Sprüche und dann durch des Internets Belegseiten des Wikipedia erfährt man die ganze Wahrheit – och nee. -> „Klappe zu, Stecker ziehn, raus in die Welt – Dadadidadada…“1
Aber weswegen rede ich hier eigentlich über Sonne? Na ganz einfach, wegen der schönen Sonne des Jean Lurçat mit der Bombe unten dran.2 – Hm, ja ich weiß, das manche Interpretierer dazu „Stern“ sagen. Nun gut, jedenfalls hat der Stern hier eine Zündschnur. Und da es ja hieß, dass der Herr Lurçat in einigen seiner Bilder den Krieg voraussah3 – naja – Zündschnur halt…….
… Kann die hier bitte mal jemand löschen? Ich weiß ja, das ganz viele die 20er lieben, aber wir müssen es hier nicht auf die Spitze des Eisberges der Titanic treiben. Wir nutzen auch gern das Geld der Kampfjets für unsere Habeck-Heizungen.
Halle hat es tatsächlich geschafft den Herren Lurçat zusammen mit Picasso in das Kunstmuseum Moritzburg Halle und den Talstrassen Kunstverein zu holen. Wobei Letzterer unter der Leitung von Matthias Rataiczyk wohl den Hebel des Ansatzes hier gedrückt hielt.
Picasso in Halle ist nichts Neues. Picasso ist in Halle nun schon zum zweiten Mal ausgestellt – allerdings hat er damals, 1950, sozusagen in der DDR, als ihn die Galerie Henning zum ersten Mal ausgestellt hat, noch gelebt. Er hätte damals wirklich in Persona die kleine schöne Stadt betreten können, ein hübscher Gedanke. – Jedenfalls war da die Mauer ja noch nicht erbaut und er hätte durchaus wieder nach Hause flüchten können.
Nun trifft Picasso imaginär Lurçat und man könnte sich das imaginäre Treffen bis zum 29.05.2023 in Halle ansehen. Einen echten Picasso also – und nein, die Friedenstaube ist nicht dabei! Aber ganz viele, nicht ganz jugendfreie Zeichnungen. Da hatte der Picasso wirklich eine sehr aktive Phantasie. Der Künstler und das Modell und der Stier. Was soll man dazu schreiben. Das ist sozusagen Picassos Erotikarchiv – Ende…. und es erinnert mich irgendwie an eine Ausstellung, damals in Dresden, mit Auguste Rodin. Neben den großen bildhauerischen Erlebnissen in einem kleinen Kämmerlein auch so hübsch zusammengereiht. Jaja, der Denker…. der da denkt.
Na Gott sei Dank hat man zum Luftholen nebenan Lurçats Keramiken mit Sonne, Mond und Sternen
… und bei einer Dieser habe ich mich doch jetzt glatt erwischt an Robbie Williams Hotelstreich in Hamburg zu denken – nee, nein, nicht wirklich, nein!
Irgendwie erinnern mich seine Motive auf den Keramiken an einen mexikanischen Hundertwasser. Wunderschöne bunte Arbeiten und mehr fällt mir als dummer Laie dazu auch nicht mehr ein. Vielleicht noch, dass ich mir die Vasen von Marguerite Friedländer lieber auf meinen Tisch stellen würde.
Allerdings das Betrachten seiner Zeichnungen weckt durchaus Interesse und seine Wandkunst war in dieser Ausstellung leider nicht mit dabei. Die Bilder dazu im Katalog der damaligen Ausstellung waren absolut atemberaubend.
Spannende Bilder
Die spannende Führung von Matthias Marx durch die Lurçat Ausstellung regt an, die Lurçat Bilder näher zu betrachten.
Alles entstand in der Aufbruch- und Fallzeit der Weimarer Republik. Jugendstil trifft Bauhaus und Bauhaus bringt das ganze Weltbild durcheinander. – Die Menschen rationalisieren sich, sie Minimalisieren. Von der Komplexität um einen herum zum Minimalismus in den eigenen vier Wänden – eigentlich wie jetzt 100 Jahre später auch.
Von der erdrückenden Medienkomplexität um einen herum in die Flucht des einfachen Zuhauses. Alles klare, wenige Linien, wie auch bei Lurçat eben.
Der „Harlekin als Diplomat“? – Ihr seht die Parallelen zur heutigen Zeit? „Der Harlekin als General“ – sehr gefährlich – 1924 sehr politisch. Darüber sollte man auch jetzt lieber seinen Mund halten.
„Deutschland rutscht im Ranking für Pressefreiheit auf Platz 21.“ – instabile Lage halt – ABER Leudde! Jetzt hier bitte nicht querdenken!
Harlekine und Akkordeonspieler – Gaukler um einen herum – hm – sehr schöne Aquarelle des Herrn Jean Lurçat.
Interessante Stimmungen verbreitend, dann wieder abdriftende nette Phasen zwischendurch und dann Badende in trostloser Umgebung. Was in Skizzen ohne Farbe nicht deutlich war kommt in seinen Gouachen mit düsteren Tönen laut zum Vorschein. Irgendwie keine paradiesischen Badeszenen unter strahlender Sonne am Mittelmeer, eher roter Sand und graue Schatten – hat etwas Bizarres und Unwohles in seiner Darstellung („Badende und ihr Schatten“ – 1934 und „Badende“ – 1932).
Die Welt ist nicht mehr in Ordnung und das unbeschwerte Badevergnügen dahin.
Die Menschen flüchten, es ist nichts mehr schön. Die mediterrane Lebenslust ist zerstört. „Die kleine Mauer am Olivenhain“ – 1928 und „Die Masten“ von 1939 verbreiten eine ganz üble Stimmung. Der Spiegel der Zeit. —
Schöne bunte Eule
im Kunstmuseum Moritzburg in Halle/ Saale.
Picassos Keramik 1968 – erinnert mich auch schon wieder irgendwie an bunte fröhliche mexikanische Keramik und 1968 wird’s auch schon wieder etwas fröhlicher. Da lächelt einen so manch Smiley entgegen („Gesicht“ von 1959) und der Herr Pan spielt fröhlich auf seiner Flöte („Flötenspieler“ von 1951) und der Herr Picasso probiert sich in den verschiedensten Kunstformen aus. „Der Dreispitz“ in bunter Einfachheit im Kostüm und Bühnenbild des Picasso und ein Manuskript in Handschrift, die Lehrern die Haare zu Berge stehen lassen würde. „Und aus ihm ist auch etwas geworden!“
Hier im Kunstmuseum Moritzburg in Halle konnte man wieder aufatmen und in vielen Jahrzehnten um einen herum auch wieder neben den vielen Schatten die Schönheit der Gesellschaft und ihre Freude wiederfinden.
Interessanterweise kommt man zur Einsicht, dass zwar immer alles grau und düster beschrieben wird, so um einen herum, aber die Menschheit immernoch existiert – na sowas – sie hat immer einen Weg gefunden zum Selbsterhalt. Kann man alles in ihrer Kunst entdecken.
Drum lasst uns klimaschonend in das nächste Restaurant laufen, schön essen und einen auf diese Erkenntnis trinken gehen!
ps. ob das Essen und Trinken jetzt klimaschonend ist bin ich mir nicht so sicher. Das Pupsen so mancher Kühe jedenfalls nicht – und blöderweise sind unsere Klamotten und Schuhe auch so ziemlich komplett der bösen Chemieindustrie abstammend, aber so sind wir halt, wir Menschen -> „Erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral!“ – hm – Der Brecht hat schon damals mit seinen auf den Punkt der Erkenntnis bringenden Sprüchen den Stahlnagel der Stahl- und Waffenindustrie auf den Kopf getroffen.
Ach ja, und die Katzen wissen so garnichts von diesem Elend…
Eure Jana
1 – Deichkind mit „Like mich am Arsch“
2 – Jean Lurçat „Der Hahn und die Sterne“ von 1964
3 – Interpretation des Matthias Marx zu einigen Bildern von Jean Lurçat bei dem Rundgang durch die Ausstellung des Kunstverein Talstrasse e.V. in Halle an der Saale: „Begegnung – Pablo Picasso trifft Jean Lurçat“