Here come the runts*

Seit dem Lyrikabend in der Leuchtturmsiedlung habe ich den Awolnation Song „Here Come The Runts“ verstanden. So strange-interessante Persönlichkeiten inmitten eines hier-und-jetzt-Lebens lässt mein Entdeckerherz freudig auf und nieder hüpfen.

Erster Schritt in Beates und „Friedrichs“ Garten führt sofort zu dem ersten Gedanken –> DAS wird ein sehr interessanter Abend!… und zu einem Zweiten ganz aus dem Hintergrund meiner Gedankenwelt hinaufsteigend: Die sind nicht von dieser Welt!… aber vielleicht sind wir ja alle Runts und möglicherweise auch nicht von dieser Welt, die wir an diesem Abend auch ganz geschickt draußen vor dem Tore haben stehen lassen. Egal ob Linde oder nicht. – – – Auch poetisch, den Lindenbaum Song meine ich. Obwohl das jetzt hier nix zur Sache tut. Hab ihn nur gerade hier im Garten dominant hin-und-her wehen sehen. Als ob er auch was dazu sagen möchte. Hm, z.B. sowas hier: „eigentlich müsste Mann/ Frau/ Es, um in so einer Welt wie dieser, in der wir existieren und versuchen ohne größeren Schaden heil durchzukommen, als Künstler bestehen zu wollen schon ganz schön swag sein und eine Menge Selbstbewusstsein haben.
Bei den Rappern in dieser Welt passt das so, bei den Poeten ist das wohl doch ein bisschen anders. Aber gefühls- und gemütsmäßig sind die sich schon ein bisschen ähnlich, oder? Jetzt höre ich gerade so in aufdringlicher Weise ganz dominant in meinen Gedanken den Kool Savas Song „Immer wenn ich rhyme“ – hm – und ist nicht auch ein Rap Battle ähnlich wie ein Poetry Slam?“

Nein, wohl nicht, nur, wenn man da sehr kreativ um die Ecke denkt…. Und außerdem wissen Bäume auch nicht immer von was sie reden!Lindenbaum

Also, wenn ich so ganz in mich gehe und genau drüber nachdenke, war das, bis auf die Lesung mit Max Goldt vor gefühlten 100 Jahren, mein allererster Lyrikabend überhaupt. Wenn ich meinen Fabel für HipHop davon subtrahieren würde, müsste ich zugeben, dass das meine ersten bewusst aufgenommen vorgelesenen Reime/ Gedichte/ lyrischen Zeilen außerhalb der schulischen Pflichtübungen waren. ABER durch das ganze Rap Zeugs würde ich schon allen Ernstes behaupten wollen, dass ich beim Thema Lyrik nicht so ganz unterbelichtet bin. Ok, da heißt es Rhymen und ist mit Musik hinterlegt und hier ist es Dichten, ohne Musik oder nur mit Musik dazwischen, so wie die hübsche Flötenmusik zu unserem Lyrikabend hier, aber sonst gibt es schon Ähnlichkeiten. Hm.

Lyrik = Buchform

Rap = Musikform

NEIN Leute!!! Bitte!!! Nicht engstirnig missbilligendes Kopfschütteln! Ich rede hier nicht von Gangsta Rap. Hört Euch mal Käptn Peng an, oder Edgar Wasser oder Maeckes oder von mir aus auch Tua von den Orsons. So, und was will ich damit sagen? Ganz einfach, mit diesem Backgroundwissen fühle ich mich jetzt schon viel besser beim Schreiben über Lyrik und Poesie, wo ich doch überhaupt keine Ahnung davon habe. Dann hab ich nämlich doch ein bisschen Ahnung, wenn auch aus einer anderen Richtung kommend, die ich aber für ähnlich halte.

Najahhhhh…. Oder aber auch so als Brechtliebhaber, wo ich nun aber nicht genau weiß, ob das von Brecht nun nur Gedichte sind oder auch Lyrik. Und was ist eigentlich mit meinem Liebling Heine? Gedicht, Lyrik, Rap? Nee, der singt nicht. Aber Brecht wird gesungen. Also Rap der alten Zeiten? Oder doch Lyrik –> Gott bin ich wieder verwirrt!
Und was ist jetzt der Unterschied zwischen Lyrik und Poesie? In unserer Diskussion afterwards kam raus, dass Poesie vielleicht ein bisschen altmodisch klingt – hm – aber Lyrik ist doch auch nicht neuer? Also ich persönlich mag den Begriff Poesie und deshalb auch, die Lyriker als Poeten zu bezeichnen. Ich finde, das klingt so schön poetisch und reicht ein schönes Feeling zu einer angenehmen Kultur rüber.

In der angenehmen Kultur zum 1. Lyrikabend in der Leuchtturmsiedlung, in Beate und „Friedrichs“ Garten, mit neuem Design, in einer Atmosphäre der gemütlichen Gesellschaft von Lyrikfreunden oder Lyrikzuhörenwollenden Probanden, trafen wir auf die interessanten Runts der Chevaliers der Dichterkreistafelrunde aus Halle.

Gemütlich saßen bei „Friedrich“ auf der Terassencouch: Marco Organo, André Schinkel und Olaf Wisch.

Der Rest der illustren Gesellschaft hatte sich schon im Garten zusammen mit der Armee der Mücken versammelt und harrte bei gastfreundlich provideden Getränken der Ereignisse, die da kommen werden mögen.
Wir harrten ebenfalls in schwatzhafter Weise.
Der Duft von Mückenspray harrte ebenso hauchend durch den Garten und die Lyrikprobanden hauchten etwas lauter Gespräche hin und her bis zur Friedrichschen Willkommensrede.
Die Mücken setzen sich gemütlich auf ihr Abendbrot und wir auf die Gartenstühle in Runde. Nicht alle Mücken überlebten ihr Abendbrot, wir schon um etliche Stunden bis in die schöne Nacht hinein. Ist halt wichtig am längeren Hebel zu sitzen, obwohl ich beim Kampf mit den Mücken nicht ganz so sicher war, denn ob des vielen schönen Blutes gibt’s auch wieder schönen vielen Nachwuchs. Soviele Vögel kanns gar nicht geben, die die alle schaffen wegzuhapsen.
Nun stehe ich hier im kleinen Bad beim Bügeln, höre Rap Rhyme und lasse den wunderbaren Abend Revue passieren. Die Rhyme allerdings diesmal in Englisch, weil otherwise könnte ich mich hier nicht aufs Schreiben konzentrieren. Denn bei meiner Muttersprache muss ich immer genau zuhören. Da ist das Vorbeirauschenlassen des Textes unmöglich. So auch wie zu den Texten der drei Herren Poeten. Die kann Frau nicht vorbeirauschen lassen. Da muss sie ganz genau zuhören UND da muss Frau auch noch etwas mehr „um die Ecke“ denken als beim Rap. Vielleicht könnte Frau das als Unterschied finden. Rap ist in den allermeisten Fällen einfacher zu verstehen –> darum ja auch massenwirksamer. Um Gedichte/ Lyrik in der Art, wie sie die drei Chevaliers dargestellt haben konsumieren zu wollen, muss man diese Art der künstlerischen Darstellung lieben. Allerdings, wenn ich so manche Lyrik meiner TL lese, gibt es ganz viele Menschen, die solche abstrakte Denkweise faven und mit Herzchen bedenken.
Wunderschöne Worte einfach.

Lassen wir uns mal hineinfallen in Marco Organos Denkkonstrukte. Ich bin ja ein Zeitkritik liebender Mensch, drum dashier:

 

Vaters Gewehr1

 Es war einmal mein Vater, und er war Soldat.

Er lag im Schlamm und Schnee direkt an der Front.

Überlebte knapp und kam zurück zu meiner Mutter.

Wie wär‘ ich sonst sein Sohn?

 

Er kam nach Haus, fand alles vor, wie er´s

Verlassen hat: Haus und Baum, sein Feld,

seine Frau, auch ihren Kuss hat er sofort erkannt.

Nur nicht den Sohn, weil er gewachsen war.

 

Er sagte eines Tages zu mir: „Nimm das Gewehr.

Die fressen Früchte für den Sonntagskuchen!“

Ich erschoss einen Star, habe Kirschen gerettet.

Sah den Vogel und Vaters Männer hängen.

 

So lernte ich mit zarten zehn:

Kein Bauer, kein Soldat lässt Vögel

Einfach fressen und singen.


Das ist nun nicht das, was seinen gesamten Gedichtband widerspiegelt, aber ich finds schön, weil es so schön in manch politische Lage passt. Lasst doch alle einfach „fressen und singen“, leben und glücklich sein. Was soll das Streiten um des Kuchens Kirschen? Wenn die Kirschen eben nicht für alle reichen, dann gibt’s halt noch den Teig mit der Schlagsahne und selbst Krümel machen noch satt.
Diesmal das eigene Leben biographisch in ca. 80 Seiten wunderbarer Lyrik, die ich in einem Stück genossen habe, erzählt. Das sind einfach perfekte Aneinanderreihungen von Wörtern und Einbauten von Gedanken, die Frau erstmal mitdenken muss. Aber es funktioniert. Mir fällt zu fast jedem seiner Gedichte eine Interpretation ein, ein hineinprojizieren meiner eigenen Gedanken, eine Adaption auf mein eigenes Leben oder auf meine gedachte eigene Welt in seinen Gedichten. Daher weiß ich, die sind gut, weil DAS klappt nicht mit Allem, was Frau bis jetzt so an Lyrik gehört hat. Bei manch vorbeihuschendem Gelese, z.B. am Mittwoch im Deutschlandfunk, fällt es mir sehr schwer. Allerdings ist es auch sehr schwer, beim einmaligen Hören sofort den Inhalt zu erfassen. Das ist wie mit guter Musik, manches muss öfter gehört werden und beginnt erst dann im Kopf zu reifen. Auch hier beim Vorlesen in Friedrichs Garten war es sehr schwer, die Inhalte genau zu erfassen. Die Atmosphäre war wunderbar, die Stimme und die Interpretation einfach zum ins Wohlfühl-Feeling fallenlassen. Und auch in dem Moment, wo er las, war mir alles glasklar, aber sobald der nächste Text gelesen wurde, war sofort alles überlagert von neuer richtig guter Lyrik. Raus aus dem Kopf, das Alte – oh wie jammerschade. Aber gut, dass ers aufgeschrieben hat in seinem Büchlein, so kann Frau so manch interessantes Gedicht noch einmal nachlesen. „Darjeeling“ z.B. finde ich auch sehr interpretationswürdig. Interessant, wie man über Tee in zwei Strophen ein Leben beschreiben kann oder vielleicht eine alte Liebe?

Ja, ein wirklich sehr schöner Gedichtband. Sollte Frau zu Hause stehen haben. Das ist nicht 0-8-15. UND der Neue Band wird noch besser. Da gab es einen richtigen Entwicklungssprung – meine Meinung! „Mohn und Gelächter“ <– Absolute Spitze. Ein klasse Denkspiel. Kann ich sehr bedauerlicherweise nicht hier zitieren. Ist ja noch nicht öffentlich. Aber davon mehr bitte, Herr Organo!

Jetzt sofort Feedback dazu und Begeisterung kundtun

im Garten Friedrichs,

aber nein doch,

still zu barocken Flötentönen lauschend,

wie auf Kohlen sitzend

für ein Schwätzchen haltend — warten —-.

Na, war das poetisch?

Also nix mit Geschwätz zwischendurch. Garnicht erst in Erzählfahrt kommen, weil, wie schon richtig überlegt von „Friedrich“, Frau da dann auch nicht so leicht wieder herauskommt und der Herr Wisch vor dem Jahreswechsel, weil dann evtl. gemütliches Schweigen vor dem Kamin angesagt, nicht mehr zum Zuge kommen würde. NEIN!!! Ich bin nicht schwatzhaft! Ich kommuniziere!  Das gern und ausgiebig <Smiley augenrollend>

Von Olaf Wisch gibt es leider noch keinen Lyrikband für den Kaufrausch, aber ich durfte die gelesenen A4 Zeilen mitnehmen und nun lasse ich mich dahineinfallen. Beim Vorlesen fand ich sie sehr einfach zu verstehen, komischerweise beim Nachlesen kommt es mir vor, als hätten sie sich vervielfacht und verstecken mehr Geheimnisse in sich, als das schnelle Hören erfassen konnte. Frau muss sich jedes einzelne Wort auf der Zunge des Hirnes zergehen lassen…. Und noch mal und noch mal lesen… seine Denkecken sind komplizierter, als die von Marco Organo. Es liest sich nicht smoot durch in einem Ritt, ist holpriger, so wie beim Reiten im Gelände. Frau muss viel mehr aufpassen, damit sie im Sattel sitzen bleibt und muss auf den Weg achten, damit sie sich nicht verirrt und den Anfang nicht mehr findet und komplett im Gedankensumpf  versackt. A Wahnsinn und Oh Gott, ich liebe das! Meinem Hirn macht es  Spaß, lauschend durch jede Zeile zu gehen, ein Wort für das Nächste und zu Überlegen wie es die gelesenen Zeilen in eine seiner Kammern abbilden und welche Vergleiche es zu meiner inneren eigenen Wirklichkeit ziehen möchte. Hoi, das ist höherer Schwierigkeitsgrad und ich liebe Herausforderungen! Das was er da schreibt sind so schöne Wortwege, die mich fast vom Pferd schmeißen, aber nee, ich lass mich nicht so einfach im Galopp verlieren.

nach Angersdorf2

1

zu weit westwärts, ho!

Coca-Cola-distribution und das Rauschen des Fahrdamms.

Ein Energydrink blockiert den Blick auf die Teiche,

der Jagdinstinkt ist angeleint mit der Morgenmüdigkeit,

Maßzahlen sind die Wünschelrute für das Blut der Tauben,

Totengräber schaufeln unter einer Koniferengloriole,

im Abtritt hocken zwei Hasen, fressen ab das grüne, grüne Gras,

am stillgelegten Bahndamm plätschert der Bach,

Sternburger alkoholfrei lagert in der Kanalisation,

der Aufbau Ost wird allmählich abgetragen.“


A Wahnsinn, Leute, und jetzt lehnt Euch mal zurück und denkt darüber nach. Könnt Ihr das noch? Oder ist das zu kompliziert für Eure heutigen medienüberlasteten Denkstrukturen? Hm. Das ist im Übrigen nur ein Teil des Gesamten, die erste Strophe auf meinem A4 Zettel….Oh Mann, und ich Idiot hab vergessen mir ein Autogramm drauf geben zu lassen. Herrjeh! Denn das ist wirklich richtig gut. Wunderschöne Lyrik zum Nachdenken, wie auch auf den anderen A4ern, die ich hier vor mir liegen habe. War wirklich sehr schwer, ein Zitat für meinen Bericht hier auszusuchen. Das hier hat echt konkurriert mit der Julinacht bei Halle.

Den tippe ich hier jetzt nicht ab, denn es soll ja mal ein Gedichtband draus werden. Dann könnt Ihrs kaufen und genau wie ich jetzt gemütlich vor einer Julinacht mit „gelblich-blauen tönen“ in der „abendhitze“3 drüber nachsinnen wie gut er hier die Stimmung eingefangen hat.

Aber zurück zum Juniabend in der Leuchtturmsiedlung zusammen mit der Mückenarmee, die noch immer ihr Territorium verteidigte, gut Beute machte, aber auch etliche Verluste einstecken musste und den drei Poeten.

„Das tut mir alles so leid. Ich kann nix dafür. Ich woll-

te das nicht. Das geschieht alles nicht freiwillig. Mein

Verleger zwingt mich dazu. Ich bitte für ihn stellvertre-

tend um Verzeihung. Verzeihung! Nehmen sie es uns

nicht krumm. Und wenn, dann nicht mir. Ich bitte Sie!“4


Ok, Herr Schinkel, ich versuchs. Auch, wenn der ganze Kulturkram lästig ist und man doch besser zum gemütlichen Teil übergehen sollte – ha! – und zack, sofort sympathisch der André Schinkel.
Die Zeilen above zu einem etwas spaßigeren Gedankenstreich, wo ich so irgendwie beim Durchlesen an Busch und vielleicht noch mehr an Ringelnatz denken musste. Auch wenns Herrn Schinkel peinlich ist, mir gefällts. Vielen Dank, der Verleger, für den Zwang. … und Herr Schinkel, Sie wissen, dass Sie gut sind, da brauch ich eigentlich nichts dazu zu schreiben. Nicht immer so tief stapeln…… ok, aber jetzt für alle, die es nicht wissen: Dieses lustige Bändchen der „übermütigen Texte“ sollte Mann/ Frau/ Es sich nach dem Lesen auch unbedingt ins Bücherregal stellen. Da sind „Sprüche“ drin, die passen auf alle Zeitgeist- und Lebenssituationen. Vom Merkel5, was im Unterholz schmollt bevor es durchstartet bis zum Luther6, der synonymisch für so manchen unter uns aus Scheiße Bonbons macht, ob gewollt oder nicht. DAS Gedicht ist mein absoluter Liebling, denn da steckt soviel schöne Wahrheit drin.
Ob das jetzt so auf Luther zutrifft weiß ich nicht, aber irgendwie erinnert es mich an so manch Leut, die einfach irgendwas machen, ohne drüber nachzudenken, wie die liebe Sonne durchs Leben tapsen und ohne bewusst irgendetwas Sinnvolles zu tun immer mit Lorbeeren überschüttet werden. Ok, manche lächeln dabei so manch dummes Lächeln und reden so manch dumme Wörter und schon stolpern sie wieder mit einem mädchenhaft gehauchten „Hallöchen“ ein Level weiter im Spiel des Lebens und essen Heidelbeeren. Hm.
Dummerweise kriegen DIE keine blauen Zähne davon, sonst wäre Frau ja gewarnt und würde sofort vor soviel unproduktivem Schmalzschiss Reißaus nehmen.
Aber ein nettes Lächeln ist ja auch was. Naja, und wenn die Heidelbeeren davon wachsen, dann hats wenigstens was gebracht. Nur wachsen Heidelbeeren nicht vom Schiss allein. Meistens gibt’s noch einen, der das Wasser hinträgt und eine Umgebung, die die liebe Sonne durchlässt. Ja, „So verstehen wir ein gutes Handeln.“6
Hölle auch, jetzt hat mich doch Das Lob der guten Tat6 in meinen Gedanken wunderschön abdriften lassen….. und ehe ich hier übermütig so zum Meckerer über gute Taten werde, sollte ich besser mit der „Bodenkunde“ bodenständig werden. Jetzt aber!
Eine schöne Widmung hat mein Buch und eine schöne Handschrift der Herr Schinkel und schöne poetische Verse. Schon bei der Einleitung werde ich rot und reflektiere gerade meine Ehe mit nickender Zustimmung. Aber das ist wohl des Lebens Fluss, so „mit dem Geschmack unserer Schuld auf der Haut7.
Aber irgendwie machts das zwar nicht wild und heiß any more, aber durchaus gemütlich und zufrieden, wenn der Regen gegen die Fenster prasselt.
Dann ist es eben, wie nach einem Gewitterregen. Ordentlich geknallt hats und gedonnert, aber danach ist es zwar nass, aber ruhig, voll von Geborgenheit, mit einem schönen Grad an Zufriedenheit in merkwürdigen Gefühlen.
Nachdenklich wird man, aber macht weiter sein Spiel. In gewisser Weise mit Hoffnung auf einen Sieg, wie immer der sich auch ausprägen würde.

Das „Flackern des Nachtlichts7 ist eine interessante Stimmung. Welche Gedanken da einen wohl in den Sinn kommen – hm – Ende hier, sonst wird’s noch melancholisch….

Im Gegensatz zu den „übermütigen Texten“ wird’s in der „Bodenkunde“ abstrakt herzzerreißend poetisch. Mit soviel Gefühl in mein Hirn gespiegelt suche ich den Bezug und denke, nee, soweit bist Du noch nicht…. im Leben. Mit manchen Gedankenzügen in Versform treffe ich mich gut wieder, aber bei manch anderen spiegelts ein anderes Leben. Aber, auch, wenn es sehr dazu animiert, ich muss ja nicht in jedem Vers Bezug auf mein eigenes Hier und Jetzt finden. Aber irgendwie tickt mein Hirn immer so ichbezogen und versucht, sofort jede Zeile zu interpretieren mit Einbezug meiner eigenen Gedanken und Erfahrungen – seufz – ich wieder.

Oh, soviel Sehnsucht und Liebe drin. So sind wir Menschen, in unseren Gedanken und Verlangen. André Schinkel hat das so wunderschön in Verse gepackt, mit soviel wunderschöner Poesie. Ein ganzes Universum an Sehnsüchten, aber dies hier ist mein Liebstes (ps. In harter Konkurrenz zu „Sie lockt ihn noch einmal9):

NEFERTITI SINGT8

Wo ist der Geliebte, den Aton mir nachschickt, und

Wo die Erfüllung, die mir endlich den Leib

Kühlt mit Liebe, ehe der Wind aus dem Totenreich

Kommt? Vieles verspricht der Bekrönte, bevor


Uns der Ort der anderen Abwesenheit ruft, und

Singt von den Ritten auf der Wüstenschulter des Nil:

Mich aber treibt nur die Sehnsucht, die Wollsucht

Nach ihm, dem Lichtaug‘, Sohn des Vorauseilenden;

 

Einzig Pylonen schweigen, sprechend, mich an –

Und mein Leib fältet sich, brennt vor Begierde,

Lodert im Lichte des Irrsinns, das aus fingernden

Suchenden Händen gemacht ist. Die Einheit der

 

Länder verschenkt‘ ich, den Scheinsaum des Auges,

Wenn Aton Aton Aton den Geliebten mir bringt!

Ach, und durchs Ried geht die Lust, und das Herzlot

Sinkt golden und: wirft die Strahlentiara nach mir.

Wow! Da wird’s einem ganz heiß und jagt einem ganz wilde Gedanken durch den Kopf. Das letzte Mal hatte ich das bei meinem Liebling Heine. …. und ok, DAS ist besser als Rap. Solch wortspielerische Poesie passt nicht zum Rap… naja, außer vielleicht zum Käptn Peng. Der hats auch drauf…. Aber bei dem denke ich sowieso, der ist ein poetischer Diprosopus. DER schreibt ja auch schräge Bücher und verwendet so manchmal genauso verrückte Wörter wie der Herr Schinkel – also ehrlich – hab hier nebenbei Google offen, switche dauernd hin und her und komme mir dumm und winzig klein vor ob der seltenen Wörter, die diesen Gedichtband perfektionieren. Passiert mir bei Rap auch, aber nicht so oft.
Was bin ich nur für ein komisches Wesen, was sowenig weiß über die Dinge, die es liebt. ABER! Ich lerne mit jedem Buchstaben, den ich lese und mit jeder Textzeile, in die ich mich hineinfallen lasse…. und mit jedem verwirrend hieroglyphischen Twitterspruch…. Und das mit Nefertiti die Nofretete gemeint ist, wusstet Ihr bestimmt – ha!


Eure Jana

 

 

Titel – „Here come the runts“ von Awolnation

1 – Marco Organo „Dorfschönheit“; S. 52; mitteldeutscher verlag; Dezember 2015; ISBN 978-3-95462-622-9

Seine Website: http://marco-organo.de

2 – Olaf Wisch; gibt leider noch keinen Gedichtband; somit, wenn Ihr mehr wollt, dann bei Twitter @fafriwi oder auf seiner Website: https://olfriwi.wordpress.com/

3 – Olaf Wisch; julinacht

4 – André Schinkel „In Sina Gumpert war ich jung verliebt! – übermütige Texte“; Vorwort; Mitteldeutscher Verlag; 2012; ISBN 978-3-89812-924-4

5 – André Schinkel „In Sina Gumpert war ich jung verliebt! – übermütige Texte“; „Das Merkel“; S. 30; Mitteldeutscher Verlag; 2012; ISBN 978-3-89812-924-4

6 – André Schinkel „In Sina Gumpert war ich jung verliebt! – übermütige Texte“; „Lob der guten Tat“; S. 38; Mitteldeutscher Verlag; 2012; ISBN 978-3-89812-924-4

7 – André Schinkel „Bodenkunde“; „Unsere Liebe“; S. 5; mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH; 2017; ISBN 978-3-95462-902-2

8 – André Schinkel „Bodenkunde“; „Nefertiti singt“; S. 37; mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH; 2017; ISBN 978-3-95462-902-2

9 – André Schinkel „Bodenkunde“; „Sie lockt ihn noch einmal“; S. 38; mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH; 2017; ISBN 978-3-95462-902-2