Was für ein Kerl ist dieser Macheath? Alle Frauen sind hinter ihm her (mit Männern wars damals noch nicht so offiziell) und dabei ist er doch eigentlich ein alberner Spinner, der eigentlich nicht wirklich was auf die Reihe kriegt und obendrauf noch soviel Dreck am Stecken hat, dass Frau darin versinken könnte noch bevor sie „nein“ sagen kann. Also verdammt, warum hat der Kerl soviel Charisma und ist so eine interessante Figur? Wo kommt das her?
Auf alle Fälle war die Darstellung des Matthias Mosbach als Macheath während der Dessauer Premiere der Dreigroschenoper am 02.03.2018 eine der besten, die ich je gesehen habe. Genau so habe ich mir dieses Windei vorgestellt. Perfekt als Charlie Chaplin Verschnitt – danke liebes Anhaltisches Theater Dessau und special für Special Guest Herrn Ezio Toffolutti, für diese wunderbaren Kostüme. Dieser Mackie hat das ganze Kurt-Weill-Fest Stück geadelt. Also wirklich sowas von gut gespielt und dargestellt. DER war Mackie Messer! Manchmal albern und lustig und scheinbar so ein lieber Kerl, aber dann wieder so ganz unterschwenglich ein dominantes Arschloch. –> Du warst toll Polly, aber das möchte ich jetzt nicht noch mal von Dir sehen!1 Woah – mögen Frauen sowas? Hm. ABER Polly, DER Kerl hat keinen dreckigen Hals, höchstens ne Menge Dreck am Hals.
Warum verlieben sich Frauen in solche Männer? Sind nicht eigentlich Metros IN? Oder etwa jetzt doch nicht mehr? Jetzt wieder Männer mit Bart und Haaren auf der Brust und am Schwanz? Aha? Ist jetzt das ganze Weichei Zeug vorbei? Haben wir Frauen jetzt genug davon? Wollen wir wieder richtige Kerle und keine Mädchen mit rosa kurzen Hosen und gewachsten Schienbeinen mehr? Ist da jetzt, ob der neuen Männer im Land, wieder Hahnenkampf der Männlichkeit ausgebrochen? Ach! Ist DAS schön, Mädels!
Naja, dieser Charlie Chaplin hier im Stück hatte keinen Bart und war auch mehr ein kleiner Windiger, so ganz und gar nicht Sixpack und Tattoo like. Aber absolut Mann. Hölle! Wieso? Wo hat der Mac das Charisma her? Wahrscheinlich liegts am unerreichten Selbstbewusstsein des Herren. Der ist einfach interessant, weil der sich als Nabel der Welt darstellt? Stehen wir etwa auf solche Spinner? Irgendwie ist der Brecht ja auch auf diese Story geflogen, die Frau Hauptmann da vor ihm auftat…. Und nun ja, Brecht war ja auch kein Deut besser, oder etwa nicht? Liegt das jetzt an dem „Star“ Gehabe? Wieso sind solche Leute Stars? Nee, seine Texte sind zwar brillant, aber Ihr könnt mir nicht erzählen, das liegt daran – nee. Da gibt und gab es noch mehr Brillanz in der Welt, die nicht zum Star wurde – nee Leute, das isses nich.
Vielleicht sind es die Netzwerke? Nur mit Beziehungen kommt man aus dem Tümpel ans Licht, oder? Aber wie kommt man an solche Beziehungen, solche Follower ran? Man muss Extravagant sein, ja? Vielleicht? Muss man schön sein? Ja, würde sagen das hilft, aber nein, man muss nicht. Es gibt die besten Beispiele dafür in unserer schönen Weltgeschichte. Ich sag jetzt nicht, wen ich hier meine, sonst werde ich noch aus Twitter gelöscht. Also keine Ahnung, aber am Können liegt es jedenfalls nicht hauptsächlich. Oh man, ich glaube, ich komme hier jetzt nicht weiter. Also viel zu kompliziert das Ganze und wir drehen uns wiedermal und immerdar im Kreis. Blöde Philosophiererei. Das ist nicht zielführend.
Moment, was war noch gleich das Ziel hier? Ah! Einen völlig planlosen Artikel über die Premiere der Dreigroschenoper in Dessau zu schreiben…. Also, was war da noch wichtig? –> Wir waren vorher essen, gleich schräg gegenüber vom Theater, im Radisson, was früher Steigenberger hieß. Genau, das war jetzt eine wichtige Information zum Stück! Hey! Unterschätzt nicht die leibliche Zufriedenheit. Mit Hunger ins Theater bringt keine guten Kritiken! … und zwei drei Gläser Wein, lassen einen das schlimmste Stück ertragen…. Also zur Vorbeugung, denn Frau weiß ja nie, was kommt. Das musste jetzt aber sein, sorry! Ok, war in diesem Fall nicht notwendig…aber wie schon gesagt, Frau weiß das ja nicht vorher.
Zum Kurt Weill Fest in Dessau fühlt Frau sich immer in eine andere Dimension versetzt. Da ist internationales Publikum, da sind Menschen um einen herum, die einen nicht auf die Nerven gehen, da gibt es Kunstfeeling in jedem Programmteil, da ist das Weimarer Republik Feeling, da ist Bauhaus, da ist Junkers, da ist ein Spirit in der Luft den Frau mag und von dem sie nie genug bekommt.
… und dann das Restaurant im Hotel, plumps wieder zurück auf den harten Boden der ostdeutschen Tatsachen. Da haste recht, Herr Sonneborn, da kannste wirklich vorbeifahren an Dessau. Hallo! Was soll das? Tisch über drei Telefonnummern bestellt, natürlich, wie schon vermutet, nicht geklappt. Dann Restaurant macht erst 17:30 Uhr auf. Hallo! 19:00 Uhr geht das Stück los… wenn Ihr Gäste wollt, dann seid doch mal ein bisschen flexibel!
Also warten an der Bar…. Wo ist der Barmann? Die potentiellen Gäste türmen sich im Foyer und wollen saufen… ok, manche wollten auch einen Kaffee. Was soll das? Wir müssen die Zeit bis 17:30 Uhr überbrücken und wollen das mit Euren teuren Getränken tun. Wir wollen Euch ganz dringend unsere Kohle dafür geben. Wo seid Ihr?????
… aber der Ober dann im Restaurant war echt nett, wenn auch ein bissl durch den Wind.
So ganz langsam beschleicht mich der Gedanke, die waren dem Kurt Weill Fest nicht so ganz gewachsen – hm. … und kommt mir jetzt nicht damit: Da kann ja keiner was dafür. Die sind ja sonst nicht so gut besucht übers Jahr – nee – das gilt nicht. Ich muss in meinem Job auch gut sein, sonst gibt’s nen Arschtritt.
Also wie war das jetzt mit der Zielsetzung? Ich möchte ein Hotel mit Restaurant betreiben, oder ich möchte das nicht? DAS wäre doch jetzt mal eine gute Akquise gewesen. Dessau ist eine Stadt, die zwar nicht schön ist, die viel zu bieten hat. Aber wo soll man übernachten, wenn man dies mal in Gänze erleben möchte? Wo soll Frau abends schön Essen gehen, wenn Frau dann noch gemütlich das Theater genießen möchte. Früher gabs noch das Pächterhaus. Aber dann kamen die auf die wahnwitzige Idee erst 18:00 Uhr aufzumachen… und Tschüss, 19:00 Uhr geht Theater los. Dann ist da noch das Kornhaus… aber dann kamen sie auf die wahnwitzige Idee, die so wunderbare schöne Gaststätte wieder in das alte ungemütliche Ding zu verwandeln, was es mal gewesen sein soll. Denkmal… was? Was soll das? Die war vorher viel origineller als sie jetzt wieder ist. Vor allem die Bedienung war so genial. Das passte alles so perfekt zu meinem Kurt Weill- und Bauhaus Feeling. Ich könnte heulen, dass es das jetzt nicht mehr gibt. Wo kann Frau jetzt also in Dessau noch ihren kulinarischen Gelüsten nachgeben? …. … und was kommt dann so beim Rest der Welt an? –> Sonneborns dumme Sprüche. Danke auch!
Oh, ich glaub, ich habe Hunger…. „Erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral“2 DAS Geschimpfe ist ohne Moral, also Entschuldigung dafür, aber ich bin jetzt gerade so schön in das Feeling der Dreigroschenoper eingestiegen, da kann ich einfach nicht anders. Das ist so ein herrliches Stück über Moral und Verfall und es gefällt so sehr, dass Frau sich da für den Augenblick echt einpassen möchte. Sollte mir das jetzt zu denken geben?
Die Aufführung in Dessau war wirklich eine Gute. Mit dem Mackie wäre ich auch durchgebrannt. Ja, DER hatte was – wie auch immer – was weiß ich auch nicht. Wie gesagt, nicht zielführend noch näher darüber zu philosophieren.
Beim Bühnenhintergrundbild habe ich echt überlegt und überlegt und überlegt und überlegt, was die Inszenierung uns damit sagen wollte. Bis fast zum Schluss habe ich einfach gedacht „nichts“, aber dann kam das Licht der Beleuchtung! Da war es plötzlich so eine ganz andere Einstrahlung des Bühnenlichts und Heureka! ja, dass isses, das ist ein Papierkorb mit einem Haufen Müll drin! … und das erste Bild „Dreigroschenoper“ waren Papierschnipsel daraus. EH! Ich bin ein Genie! Stimmt das jetzt so, wie ich mir das gerade gedacht habe?
Und Zweitens, was will die Inszenierung uns damit sagen? Hm. Ist das jetzt ein Stück aus dem Papierkorb oder ein Stück im Papierkorb oder ein Stück für den Papierkorb? Hm, die Darsteller waren auch ein bisschen bunt gestaltet… aber was hat das jetzt mit einem Papierkorb zu tun? Oh Gott, ich bin der totale Kunstbanause. Ich bin hier absolut und völlig überfordert. Dummerweise konnte ich nicht nach rechts und links fragen, da alle Zuschauer gespannt auf die Geschehnisse auf der Bühne auf eben dieselbe schauten und eine Pause zwecks Austausch gab es auch nicht. Ich war verloren in meinen eigenen wirren Gedanken zum Stück. Ok, das habt Ihr nun davon. Ohne Pause, wegen dem Fluss des Stückes… bin ich voll dafür. Habe eigentlich auch immer keine Lust auf Pause. Immer das draußen herumstehen: erst am Tresen, um an Wein zu kommen, dann in irgendeiner Ecke, damit nicht immer im Weg herumgestanden wird und dann wieder vor der Sitzreihe um auf die immer zum Schluss kommenden mittleren Plätze zu warten. Nee, schön ist das nich…. Aber 3 h ohne Pause war jetzt auch nicht so toll, weil gegen Ende, alle die, die nicht vorher noch an den Kloschlangen anstehen wollten, jetzt dringend ihre Nase pudern mussten. Das war ein abwechslungsreiches raus aus den Kartoffeln und wieder rein in die Kartoffeln… nee, in die vollen ausverkauften Zuschauerreihen…. Und Hackenschuhe kamen da gar nicht gut, zumindest bei uns im Rang nicht. Klack klack gefolgt von einem grummeligen Irgendwas…. Nee, so ist das aber auch ein Elend mit den Zuschauern, erst müssen sie dauernd Husten und Niesen und dann können sie noch nicht mal 3 h still sitzen ohne aufs Klo zu müssen – herrje aber auch!
„Die Welt ist arm, der Mensch ist schlecht
Da hab ich eben leider recht!“3
Jonathan Jeremiah Peachum, eine gute Figur und eine schöne Rolle und eine schöne Darstellung durch Dirk S. Greis. Der Herr Peachum hat so viele schöne Sachen zu sagen, die kann Frau hier gar nicht alle aufschreiben. Am besten Ihr schaut Euch das Stück an oder/ und lest den Brechttext dazu. Aber Stück anschauen hat schon was. Das Team des Anhaltischen Theaters legt uns da eine schöne Inszenierung auf die Bretter und die Dreigroschenoper ist einfach von vorn bis hinten hervorragend, egal auf welchen Brettern bestaunt. Da ist soviel schöne zeitgenössische Wahrheit drin. Och ja… und dabei war die erste Premiere schon im Jahre 1928 – hm, Weimarer Republik. Ist schon sehr beängstigend, wie das alles noch so schön in unseren heutigen Zeitgeist passt… besser denn jäh würde ich fast sagen…. Naja, aber vielleicht ist das einfach auch alles nur zeitloser Brecht.
Jedenfalls schaffen es die Weiber den Mackie doch noch in den Knast zu bringen. Ja, so sinnse die Mädels. Alle gleich. Die sehen schon zu, wie sie mit ihren schönen Hintern an die sichere Wand kommen. Also passt schön auf Euch auf, Männer. Ihr zieht immer den Kürzeren, auch, wenn Ihr das nicht für möglich haltet…. Und manchmal auch nicht merkt. Hm. Der schöne Macheath turnt hinter schönen Gittern im Anhaltischen Theater und Polly (Mirjana Milosavljevic) und Lucy (Marie Thérèse Albrecht) geben sich die Kante.
Die beiden Frauen waren erstklassig und die Inszenierung mit dem Käfig für den Halunken auch. Perfekt! Das hat mir gefallen.
Er, der werte Herr Macheath, wär ja gern geflüchtet ob der vielen Weiblichkeit, wenn er hätte gekonnt…. Ach, wie kommt mir das alles nur bekannt vor. Aber wie schon gesagt, liebe Männer, seit schön lieb, Ihr zieht sonst den Kürzeren… und dann isse wech die liebe Frau mit der ganzen Firma… und zur Not verbindet sie sich auch noch mit ihrer größten Feindin gegen Euch, wenn es sein muss. Wenn Ihr nicht aufpasst übernehmen die Frauen die Macht im Weltgeschehen…. Ok, wenn Ihr aufpasst auch – haha. Drum wollen auch so manche Männer gern Mädchen sein. Sollte das wirklich der Grund sein, oder wollen die einfach nur hübsche Kleider anziehen?
Bin ich nicht toll Feministisch? Vielleicht sollte ich eine Partei oder Initiative gründen, für uns schwaches Geschlecht? Hm? „Frauen an die Macht!“ … selbst die Huren haben Dich verraten Macheath, wahrscheinlich auch verdienter Weise wegen.
Jungs, dummerweise haben wir Frauen immer noch ein Problem, oder einen Genfehler, kann Frau auch sagen, wenn wir einen schönen Männerhintern sehen, haben wir wieder komplett unsere ganzen guten Vorsätze vergessen und verfallen Euch mit Haut und Haaren – seufz – nee, so wird das nix mit dem Feminismus. Da sind wir einfach nicht standhaft genug:
„Was ich möchte, ist es viel?
Einmal in dem tristen Leben
Einem Mann mich hinzugeben.
Ist das ein zu hohes Ziel?“3
Aber so ist das mit der sexuellen Hörigkeit. Die ist beidseitig – haha – ach sind wir eine schöne Spezies, wir Menschen, i.d.R. müssen wir alles abwägen, analysieren und ausdiskutieren, aber wenn es um unsere niederen Triebe geht, vergessen wir prompt sämtliches gutes Benehmen. Eh!
„Freitag morgen, 5 Uhr: Mackie Messer, der abermals zu den Huren gegangen ist, ist abermals von den Huren verraten worden, er wird nunmehr gehängt.“4
… und rennen prompt in unser Unglück hinein, wo wir es hätten doch so schön haben können.
Na dann hängt ihn auf, den Hurensohn! Auch, wenn er noch so jammert in der Todeszelle. Da hat keiner mehr Mitleid… naja, außer vielleicht das komplette Publikum im Saal. Eh, Leute! DAS ist kein Sympathieträger. Ihr solltet hier nicht Mitleid haben, nur weil er so ein tolles Charisma hat! Denkt an die Moritat von Mackie Messer! Das ist ein Schweinehund, ein Lump ohnegleichen! Hey!!! … und schon sind wir wieder bei meinen anfänglichen Ausführungen. Warum zur Hölle hat der Ganove soviel Sympathie und Freunde auf seiner Seite? Eh, der hat Leute umgebracht und Frauen geschlagen! Nee, nich Rapper Gängsterromantik hier! Gesockse schlimmster Sorte! Unterste Schublade! Alle mal „Buh“ rufen hier! Aufhängen den Kerl! Scheiß auf sein Charisma! Der ist Abschaum der Gesellschaft! …. Aber schon schade um so einen süßen Kerl…. Gängsterromantik…. seufz….
Eure Jana
PS. Ihr müsst hier jetzt nicht heulen. Es gibt ein Happy End und er wird unverdienterweise gerettet… echt, wie im wahren Leben.
UND
Schön, dass dieses Machwerk mal wieder zur Inszenierung gekommen ist. Ob nun in Halle, oder in Dessau, die Premieren waren ein schönes Geschenk zu Weills Geburtstag. Man kann sich beide Inszenierungen hintereinander ansehen und es wird nicht langweilig.
1 – Bertolt Brecht: Dreigroschenoper, erster Akt im Pferdestall – „Was heißt das, nett? Das ist doch nicht nett, du Idiot. Das ist doch Kunst und nicht nett. Das hast Du großartig gemacht, Polly“ … „Übrigens ich mag das gar nicht bei dir, diese Verstellerei, laß das gefälligst in Zukunft.“
2 – Bertolt Brecht/ Kurt Weill – Dreigroschenoper
3 – Bertolt Recht/ Kurt Weill aus dem ersten Dreigroschenfinale – Dreigroschenoper
4 – Bertolt Brecht/ Kurt Weill – Dreigroschenoper; Dritter Akt; in der Todeszelle