Awolnation in Frankfurt

Awolnation im Gibson in Frankfurt am 07.04.2018
Awolnation im Gibson in Frankfurt am 07.04.2018

Was macht Awolnation für Musik? Man schreibt Indi- Rock. Ein Sammelbegriff für alles, was nicht in eine Schublade passt. Die Musik geht von hartem Bass- beherrschtem Rock bis zu gesangbetontem Pop, würde ich sagen. Aber alles irgendwie aus einem Guss, einfach unverkennbar.

Awolnation im Gibson in Frankfurt am 07.04.2018
Awolnation im Gibson in Frankfurt am 07.04.2018

Aaron Bruno hatte einst den Spitznamen Awol, unerlaubte Abwesenheit, weil er oft einfach gegangen ist, ohne sich groß zu verabschieden. Eine Sache, die ich sehr gut nachvollziehen kann und auch schon getan habe. Und genauso ging er am Ende von der Bühne. „Was wird er wohl sagen?“ wurde ich vor Beginn der Veranstaltung in Frankfurt gefragt. Ich sagte, er würde sich einfach auf die Bühne stellen und los spielen. Und so kam es auch, nun, „stellen“ war vielleicht nicht das richtige Wort.

Der Gibson- „Club that loves“ direkt an der Zeil ist jetzt nicht gerade riesig. Ganz unspektakulär wurde da Awolnation wie die anderen auf einer Tafel angekündigt. Bei manchen Veranstaltungen war der Vermerk „verlegt“ zu lesen, wahrscheinlich weil die Kapazität die Nachfrage nicht befriedigen konnte. Bei Awolnation war das nicht der Fall. Eine Stunde vor Beginn war Einlass, da standen vielleicht fünfzehn Leute davor. Karten gab es auch noch an der Abendkasse. Das schien aber schon relativ viel zu sein, denn vorbeigehende Leute fragten, wer denn spielen würde, und konnten mit der Antwort aber nichts anfangen. Ob da Red Bull was falsch macht? Ich persönlich bin durch den Hit Sail aus irgendeiner Werbung auf die Gruppe gestoßen, ansonsten hat man wenig Chancen, über die zu stolpern. Bei dem Film Ironman waren sie mal im Hintergrund, aber deshalb hat sich wahrscheinlich kaum jemand nach ihnen erkundigt. Die Radiosender zumindest in unserer Gegend sind eifrig bemüht, das Musikniveau in den negativen Bereich zu drücken, was ihnen gut gelingt. Kreativität ist da völlig fehl am Platz. Kein Platz für Awolnation.

Als wir in den Klub kamen war er also fast noch leer. Eine winzige Bühne, direkt zum Greifen nah. Hier würden sie also wirklich spielen? Unvorstellbar. Wir suchten uns allerdings ein gemütliches Sofa direkt hinter dem Mischpult. Das Mischpult von Awolnation war kleiner als das der Vorgruppe und sah irgendwie Retro aus. Mächtige Knöpfe und so, aber auch Monitore, mit der Bezeichnung „GrandMA“. Das war voll cool.

Awolnation im Gibson in Frankfurt am 07.04.2018

Der Klub war jetzt voll und es kam also pünktlich eine Vorgruppe, von der wir beim besten Willen den Namen nicht herausbekommen haben, obwohl das mit unseren wenn auch bescheidenen Englischkenntnissen doch hätte möglich sein müssen. Die legten schon mal ganz gut los. Es war so richtig rockig. Ein wenig haben sie auch mal an die Simple Minds erinnert.

Vorband zu Awolnation im Gibson in Frankfurt am 07.04.2018
Keine Ahnung, wer das war?!? Gebt uns einen Tipp!

Dann wurde ein wenig umgebaut, viel war da ja nicht auf der Bühne weil es gar nicht hingepasst hätte.

Doch dann ging es los. Der Anfang von „Here Come the Runts“ war zu hören und da kam auch schon Aaron. Er legte voll los und sprang über die Bühne. Wilder Bart und lange Haare mit kleinem Zopf am Hinterkopf. Sehen so die Runts aus? Die Tontechnik musste noch etwas nachregeln, doch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Die Leute auf der Bühne liessen es krachen, besonders Aaron natürlich. Es kam der Bad Wolf, dessen Video ich mir so oft angeschaut hab.

 

Diesmal war Aaron da ein paar Meter entfernt persönlich. Und er wirkte irgendwie authentisch. Seine Bewegungen, die Stimme und die Musik, das passte einfach zusammen. Es ging Schlag auf Schlag mit seinen Hits. „Seven stickt of Dynamite“, „Handyman“, „Passion“ usw., auch mal was älteres – „It’s not your fault“. Die Stimmung war gut und er schrie ins Mikro was das Zeug hielt. Die Bässe ballerten, dass der Bierbecher auf dem Tisch tanzte. Das Licht blitzte und leuchtete und blendete in allen Farben dazu. Es war nicht notwendig, den Leuten zu sagen, was sie zu tun hatten, damit Stimmung wird. Und ausser „We are all Awolnation“ wurde auch nicht all zu viel gesprochen. Dann gingen alle mal einfach so von der Bühne, Awolnation war absend without leave, Awol. War das jetzt Pause oder Schluss? Das typische Zugabeklatschen begann.

 

Dann kamen sie wieder, spielten noch paar Dinger, darunter „Sail“. Und die Band wurde noch vorgestellt, was heutzutage nicht mehr überall üblich zu sein scheint. Überhaupt wurde die Band sehr mit einbezogen, es war keineswegs eine One-Man-Show. Ich hab gelernt, die Größe der Veranstaltung ist keineswegs proportional zur Qualität der Künstler. Nun gingen sie wieder von der Bühne ohne einen Ton zu sagen und das wars.

Da es schon vielen Zuschauern zu warm war („Es haben die Aufgüsse gefehlt!“) kann ich mir vorstellen, dass es auf der Bühne fast unerträglich gewesen sein muss. Irgendwie finde ich es  traurig, dass eine so großartige Band in so einem winzigen Klub spielt, aber für die Zuschauer umso besser.