„How much is the fish?“1 durch einen schönen Zufall wieder ausgegraben, kann ich jetzt gar nicht mehr genug davon konsumieren. Für meinen fast allabendlichen Hüpf- und Springsport ein sehr schöner Song von dem Herrn Scooter. Da könnte Frau glatt Ballett dazu machen, wenn Frau das könnte.
Ach, wie sind die da im Vorteil, die so richtig gut tanzen können und was könnte man da für richtig gute moderne Sachen machen mit soviel Können. Es gibt so geile zeitgenössische und von mir auch aus geile alte Musik, wo man ein richtig gutes Ballett drauflegen könnte. WEIL, die können wirklich richtig gut mit ihren Körpern umgehen, so wie die Tänzer des Anhaltischen Theaters in Dessau. Jaja, die Tänzerinnen natürlich auch. Habe wiedermal das ganze Genderzeugs beim Schreiben vergessen. Bitte nehmt es mir nicht übel, ich rutsche so manch mal ab in die alten bösen Schranken und vergesse schlecht weg, auf alle spezifischen Neuformulierungen einzugehen. Naja und außerdem sind meine Texte schon immer ellenlang. Ihr wollt doch hier nicht etwa, dass wir das Ganze noch um mehrere Seiten erweitern müssen, nur damit überall dahinter steht: er/ sie/ es. Also bitte, denkts Euch einfach dazu. Also jeder, wie er/ sie/ es es möchte und Ihr könnt es auch noch rosa/ blau/ eh? Grün vielleicht? anmalen und es Euch übers Bett hängen. War das jetzt den anderen Farben gegenüber diskriminierend? Wenn das jemand so fühlt, dann bitte e-Mail an mich und ich schreibe Euch alle Farben, die ich kenne noch mal auf. Kann aber ein bisschen dauern, sind echt viele. Ich kann die auch nach Komplementärfarben sortieren oder auf Basisfarben stark reduzieren. Auf Sonderwunsch würde ich auch noch in CIE übersetzen? Also bitte Eingrenzungen und Sonderwünsche unbedingt dazuschreiben. Dann geht’s schneller mit der Antwort.
Schwarz/ Weiß wäre aber auch mal schön. So, wie es das Anhaltische Theater damals im September zum Bauhausfest mit dem Dorian Gray gemacht hat. Wenn ich mich nicht irre. Jedenfalls fand ich die damalige Farbzusammenstellung echt geil und hab so gedacht, das würde doch mal eine schöne Inszenierung werden. Mal nicht immer nur 0-8-15, mal richtig was mit Idee und vielleicht auch ein bisschen abstrakt. Naja, und die schön düstere Musik von Alexander Skrjabin ist ja auch nicht ganz schlecht. Da könnte man wirklich etwas draus machen.
Ich habe keine Ahnung von Ballett, also somit, von dem, was ich hier schreibe. Ich bin der totale Kunst unterbemittelte Normalo User, eh, Zugucker. Und eigentlich mag ich Ballett auch nicht so ganz dolle. Aber so manche Aufführungen interessieren mich halt. So auch das Ballett zum Wilde Streich „Das Bildnis des Dorian Gray“ fand ich eine saugute Idee vom Dessauer Theater. Oscar Wilde hat soviel Potential und „Das Bildnis des Dorian Gray“ konnte ich mir als Ballett auch so richtig gut vorstellen. Ich hatte auch noch den damals so gut gelungenen „De Sade“ Streich vom Gregor Seyffert Ensemble in Vockerode im Kopf. DAS war die absolute Spitze, die ich bis jetzt als Ballett erleben durfte und ich denke, DER hätte auch was richtig Gutes aus dem Dorian Gray gemacht.
„Der Künstler ist der Schöpfer schöner Dinge.“2 Na, Herr Wilde, ob das immer stimmt? Mir fallen da sofort Sachen ein, wo ich mir nicht ganz sicher wäre… wie diesmal die Aufführung des Anhaltischen Theaters in Dessau…. aber gut, das ist ja auch immer Sache des Betrachters, oder des Zuhörers oder des Zuschauers. Jedenfalls sagt der Wilde in seiner Buchvorrede ja auch zu solchen Leuten wie mir: „Jene, die in schönen Dingen Hässlichkeit entdecken, sind verdorben, ohne anmutig zu sein. Das ist ein Fehler.“2 Oh Gott, ich bin ein so verdorbenes Ding, abgrundtief schlecht. Wie kann ich nur soetwas zu dem Dessauer Stück sagen, wo doch alle anderen es in den Himmel gehoben haben – seufz – die waren eben: „Jene, die in schönen Dingen Schönheit entdecken, sind kultiviert. Für sie besteht Hoffnung“2 Bei mir wieder alles hoffnungslos – seufz – ich dachte nur in meinem dummen Köpfchen: Warum zur Hölle machen die es nicht so wie in der Saisonvorstellung? Alles so schön modern in faszinierendem schwarz/ weiß? Das hätte richtig geil werden können.
Haben sie Angst, dass ihnen die schon so wenigen Zuschauer wegrennen? Warum immer so konservativ? Ist das noch ein Andenken an Herrn Felsenstein? Der war ja auch immer ziemlich konservativ, aber vom Publikum irgendwie sehr geliebt. Warum auch immer. Sicherlich wegen der großen, dominanten Persönlichkeit. Naja.
Der Dorian Gray war selbst zur Premiere nur sehr spärlich besucht, was ich persönlich absolut traurig finde. Man muss jeder Sache eine Chance geben. Warum waren so wenig Leute da? Wussten die vorher was kommt? Also die Tänzer fand ich wirklich richtig gut und anguckenswert und die Idee, den Dorian in der Art auf die Bretter zu bringen, fand ich auch eine richtig gute. Finde ich immernoch. Der hat so viel Potential und warum nicht auch für ein Ballett geeignet.
Naja, Umsetzung ist immer Geschmacksache. Ich könnte mit vorstellen, dass das Dessau gewohnte Publikum soetwas mag. Das Theater wird schon wissen, was es seinem Publikum zutrauen sollte und was lieber nicht. Dummerweise bin ich nicht aus Dessau – hm, naja und dann bin ich auch ein bisschen Crossover. Ich liebe die Live-Inszenierungen auf unseren Bühnen. Das riecht gut, das schmeckt gut und das gibt mir so ein richtig gutes Gefühl von Zufriedenheit. ABER! Ich liebe auch zeitgenössische Musik, sowas wie Rap oder Indie oder solch nette Youtubevideos zu diverser, sagen wir mal 21Pilotes oder Everything Everything Musik. Und da finde ich die Choreographie so manchmal richtig gut anguckenswert… also ich meine nicht so „das-schaue-ich-mir-mal-an“ Ding. Ich meine damit das „davon-kann-ich-gar-nicht-genug-bekommen-ich-kann-garnicht-wieder-wegschauen“ Ding…. Und in diesen faszinierenden Momenten frage ich mich immer wieder, warum geht das nicht auch so phantasievoll auf unseren schönen Bühnen?
… und der Wilde sagt „Der Künstler kann alles ausdrücken.“2 ABER warum ZUR HÖLLE macht er es dann nicht z.B. so wie die hier:
Bitte nicht gleich wütend den Deckel des Rechners zuballern. Bitte Clips bis zum Schluss angucken, sich Skrjabins Musik vorstellen, oder vielleicht sogar eine andere, die zum Dorian passen würde und dann eine dem ähnliche, vielleicht passende Choreographie vorstellen und dann den Deckel des Rechners zuballern und mich als dumme und dilettantische, vom Ballett überhaupt keine Ahnung habende, blöde Zicke beschimpfen.
Ja, ich habe die Ohrfeige gespürt, aber ich konnte mich einfach hier nicht mehr bremsen, sorry dafür! Bitte kein Hausverbot ausrufen, denn ich mag das Anhaltische Theater sehr und würde gern wiederkommen.
Seufz, also für alle, die gern mal in das Ballett reinschauen wollen, vielleicht gibt es ja ganz viele, die mehr die konservative Aufführungsart lieben, bitte vorher die Handlung lernen, sonst könnt Ihr nicht folgen. Nur mit Sitzgelegenheiten hin-und-her Transportieren ist es wirklich nicht ganz einfach zu wissen, in welchem Teil dieses brillanten Buches wir uns gerade befinden oder eines der immer hervorragenden Programmhefte besorgen. Das hilft.
… und noch mal zu meiner Entschuldigung bevor ich die nächste Ohrfeige kassiere: „Ich keine Ahnung von Ballett! Ich nur dummer Zuschauer!“
Tja, so ist das mit dem Altern, Herr Gray, alles nicht so einfach. Dumm, dass die Zeit so rasend schnell voranschreitet und eigentlich möchte man davon so ganz überhaupt nichts wissen. Alles nur eine Frage der Verdrängung. Manche können das gut und manche weniger gut. Und „die Kunst spiegelt in Wirklichkeit nur den Betrachter und nicht das Leben wider“3 Na klar, Herr Wilde, sind wir wieder selber dran Schuld an unseren unmöglichen Gedanken und lassen uns unverschämterweise mehr ins Laster fallen, als in die Tugend.3
Laster und Dekadenz sind viel spannender. Lasst uns lieber ausschweifend ausschweifen und alles auf die Spitze des Eisberges treiben. Das macht viel mehr Spaß und dass das alte Rom daran zu Grunde gegangen ist, ist Auslegungssache der Geschichtsschreiber. Ist schon möglich, dass die Dekadenz da gar nicht dran Schuld war.
Über Bandauftritte in Mädchenklamotten, absolut auf die Spitze der Dekadenz getriebene Fotos von einschlägigen Bands und Sänger in Instagram und Tattoos gegen Depri, habe ich da schon drüber geschrieben? Bestimmt, darum langweile ich Euch hier heute nicht mit. Ha! Ich weiß, jetzt seid Ihr wieder aufgewacht und wollt hören, was ich Denunzierendes dazu zu sagen habe? Genau, das habe ich mir gedacht. Sind wir nicht alle irgendwie dekadent und lieben solche bis zur Geschmacklosigkeit auf die Spitze getriebenen Darstellungen? Duckt Ihr Euch jetzt etwa ab und schüttelt brav die Köpfe? Nee oder, da sind wir schon zu abgestumpft. Da muss noch was gehen, was noch geschmackloser und dekadenter ist, als das, was jetzt schon in Umlauf ist. Irgendwie muss man sich ja von der nicht mehr ganz so grauen Masse abheben. Die sind schon alle so bunt. Wie kann ich da noch bunter sein? Wie kann ich da noch eins drauflegen, dass ich in dem vielen anderen Bunten noch bunter erscheine? Na, wie wär´s denn dann einfach mal mit schwarz/ weiß?
Oder setzen wir uns einfach an die Bar mit einem schönen Glas des roten Weines oder einem schönen Whisky. Dann ist die Welt sowieso rosarot und who cares dann noch wie bunt die anderen sind.
Im Übrigen, wenn man in so mancher Bar so schön beim Wein schlürfen sitzt, so als Überbrückung, bis dann endlich das Restaurant aufmacht…. In dem Fall mal wieder im Radisson in Dessau. Da wo das Restaurant erst 18:00 Uhr aufmacht und was ich auch in DIESEM Bericht immer noch nicht verstehe, wo doch die Premiere drüben im Theater schon 19:30 Uhr beginnt. Aber hier noch mal Glück gehabt. Es gibt auch Premieren, die schon 19:00 Uhr losgehen. Warum machen die sowas? Frau würde sehr gern mal in Ruhe das gute Essen dort genießen wollen. Können die nicht schon ein bisschen zeitiger aufmachen? Dann kann sie nämlich ihren Wein schön genießen und schafft es obendrein noch statt einen, nämlich drei Gänge zu verspachteln und muss nicht noch den Ober und der die Küche nervend antreiben, ob es nicht schneller gehen könne. Das würde die Sache echt viel einfacher machen. Geht das nicht, oder denken die einfach nicht ganzheitlich? Oder bin ich zu blöd das System dahinter zu verstehen? Vielleicht ein Arbeitszeitgesetz Problem – hm. Ich weiß ja auch nicht alles….
Aber eins war echt interessant diesmal beim Warten und saufen an der Bar. Da saß doch schräg rüber der Dieter Birr mit seiner Crew. Och nee aber auch. Also, ich habe ja nun wirklich nicht viel Ahnung von den Puhdys, aber DA saß ich sofort stramm vor Ehrfurcht, so eine Legende live in einer Dessauer Bar zu sehen und grüßen zu dürfen. Das war echt das Highlight dieses Abends!
Und in diesem Sinne Prost!
Eure Jana
1 – Scooter mit „How much ist he fish“
2 – Oscar Wilde in der Vorrede zu „Das Bildnis des Dorian Gray“; 2012 Anaconda Verlag GmbH, Köln; Übersetzung von Meike Breitkreutz; S. 5
3 – Bezug zu Oscar Wilde in der Vorrede zu „Das Bildnis des Dorian Gray“; 2012 Anaconda Verlag GmbH, Köln; Übersetzung von Meike Breitkreutz; S. 6