Ach, der Puccini, so ein Romantiker. Da legt er uns sooooooo eine schöne Liebesgeschichte hin mit endlich auch mal einem Happy End und endlich keinen Toten aus Eifersucht! Alles schön, alle geläutert am Schluss. Friede, Freude, Eierkuchen – seufz.
NEIN! Das ist nicht abwertend, das ist ein wirklich wohltuendes Balsam für die Seele, die nach Liebe hungert und nicht immer nur diese blöde Düsternis um sich herum haben möchte!
Düsternis in den Zeitungen, Düsternis im Radio, Düsternis im TV und Netflix. Da sieht man das Kind gerade noch fröhlich lachend auf dem Spielplatz herumtollen und in der nächsten Szene schon wird es bestialisch ermordet. Da sieht man eine hübsche Frau glücklich durch den Park joggen und schon wird sie in der nächsten Szene von irgendwelchen düsteren Typen vergewaltigt und alles ist von der Inszenierung in einem schönen düsteren grau mit schwarz und dunkelgrün bis dunkelbraun gehalten -> Nachtfilme sind IN – immer noch, schon seit Jahren Düsternis auf allen Bildschirmen, oder werden die einem immer nur vor die Füße geworfen und dann friss oder stirb?
Wisst Ihr was, schaltet diesen Mist ab und geht in die Oper „La Fanciulla del West“ nach Leipzig. Da verliebt sich eine hübsche Frau in einen Gangster und es gibt ein glückliches Ende. Da gibt’s romantische Kuschelszenen in verschneiter Berghütte, da wird Frau´s Fürsorgebedürfnis realisiert und selbst der unsympathische Sheriff ist kein wirkliches Arschloch.
Da wird das einzige Mädel unter raubeinigen Männern nicht missbraucht und geschändet, da wird sie geliebt und als gleichwertiges Mitglied der Gang akzeptiert. Selbst die Anfangsszene in der Bar/ Kneipe/ Waschkaue bringt ein Gefühl von Gemütlichkeit und Geborgenheit hoch. Vielleicht wollte die Inszenierung (Cusch Jung) das nicht so darstellen, aber es kam so rüber bei mir. Ein schönes Gefühl von Freundschaft, Zusammenhalt und füreinander da sein in nicht so einfachen Zeiten. Und vielleicht auch nicht so ganz realistisch, was das Libretto/ der Text von Guelfo Civinini und Carlo Zangarini nach dem Schauspiel „The Girl of the Golden West“ von David Belasco darstellen möchte.
Obwohl Frau so manchmal denkt, DAS haben die sich nicht ausgedacht. DAS hat wirklich mal so stattgefunden. Manche Szenen kommen einfach irgendwie authentisch rüber und man denkt, man befindet sich in einem Jack London Western. Überhaupt interessant, dass der Puccini das Thema „Western“ aufgreift. Wahrscheinlich wars spannend zu seiner Zeit, so eine Westernromantik. Naja, alles Andere war auch irgendwie schon abgekaut, aber diese Westernromantik war wohl was Neues und neu schien mir auch diese Gangsterromantik. Frau verliebt sich in einen Verbrecher. Na sowas, wie kommt denn das? Was finden Frauen an solchen Männern? Also, ich meine, der Sheriff und der Rest der Goldgräbergang waren jetzt auch nicht übel. Oder der Wells Fargo Agent, aber DER war sicherlich schon vergeben.
Nee, sie will einen Gangster, den sie dann erretten kann vor des Sheriffs Galgen. Hm. Ach, da zeigt der starke Kerl auch mal Schwäche….. ok, ist das romantisch aber auch. Sie rettet ihm das Leben, ihm, dem rauen und unverwüstlichen Kerl, der schon so viele Jahre auf sich selber aufpassen konnte und eine Horde von Banditen anführt, die den anderen armen Schweinen ihre paar Kröten stehlen, die sie sich mit viel Mühe aus dem Berg gekratzt haben um sie dann zu Eltern, Frau und Kindern nach Hause zu schicken, damit die da dann irgendwie überleben konnten – hm.
Also nochmal die Frage: Was zur Hölle findet sie an soeinem?
Naja, er ist schon ein Kerl, der weiß, was er will und nicht so ein herumjammerndes Weichei.
Ja, ich muss zugeben, der hat schon was und obendrein war er auch noch ein gutaussehender Spanier. Nagut, in der Leipziger Aufführung jetzt nicht, aber selbst DER Bursche (Gaston Rivero) hatte was.
Am Anfang dachte ich nee, die Besetzung passt ja überhaupt nicht! ER ist ja kleiner als die rassige Blonde (Meagan Miller) mit der langen Mähne. Nee, furchtbar`…… aber dann war der richtig gut in seiner Rolle. Da stimmte einfach jede Bewegung. Der Kerl hatte Charisma und eine schöne Stimme, der war swag. Und ich denke, DAS war auch der Unterschied zum Scheriff (Simon Neal): WEIL, der Scheriff war auch toll und raubeinig. Warum hat sie sich nicht in den verliebt? Ah, ich weiß, den Scheriff brauchte sie nicht zu „Erretten“ in seinem Dasein. DER stand mit beiden Beinen im Leben, der brauchte keine „Fürsorge“, aber der Spanier war zwar rau und stark, aber in seiner Existenz nicht wirklich lebensfähig. DER wäre nicht alt geworden in seiner Existenz.
Eine andere zu erörternde Frage wäre jetzt: „Muss man das eigentlich haben, dieses Altwerden?“ Aber das würde jetzt zu weit wegführen und ist ja nun nicht Inhalt dieses Themas. Also nehmen wir hier einfach mal an, er möchte alt werden. Und da kommt sie ja genau richtig um ihn, den Starken, aus seiner düsteren Lage zu erretten. Ihn einfach mal schwach zu sehen und ihm genau in diesem seltenen, einzigartig einmaligen Zustand helfen zu können…. WOW! DAS könnte Liebe werden – ja, wurde es auch.
Also ist es das: „Ein starker Mann in Deiner schwachen Hand.“ und das auch noch in einer romantischen Berghütte mit Schnee vor der Tür, so dass er nicht, wie seiner eigentlichen Art und Ehre üblich, weggehen konnte. – oooooohhhhh, so romantisch – seufz….
Ich glaub Puccini ist mehr was für Frauen. Ich glaub Puccini wurde deswegen sehr von den Damen geliebt. Ich weiß es nicht, aber ich wette drum. Vielleicht sollte ich mir mal eine Bio von ihm besorgen. Ja, das ist ein interessanter Mann – leider schon tot.
Trotzdem ein faszinierender Italiener, dessen Geist mir dieses Jahr nun schon das zweite Mal über den Weg läuft.
Neben dem langweiligem Strandleben in italienischer Kleinstadt dieses Jahr, gabs auch einen interessanten Abstecher nach Lucca. Eigentlich mehr zufällig, aber hey, da ist ja der Puccini geboren.
Sehr schöne Stadt im Übrigen, nicht so voll von Touries wie z.B. Florenz und Pisa…. Und, wo wir gerade dabei sind, Genua, der Columbus Birthplace, ist auch sehr zu empfehlen. Nun leider überschattet wegen des tragischen Brückenunglücks. Sehr traurig in my mind anhaftend
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Frau könnte sich jetzt hier über Ressourcenmangel und dass die dauernde Sparerei uns noch umbringen wird auslassen, aber DAS wird wohl mal eine Kolumne für sich. Das passt nicht in so eine schöne Liebesgeschichte. Nein, da will ich keine Düsternis, da will ich rosarot bitte!
Wo war ich?
Bei der Liebe in einer verschneiten Berghütte – ach so schön…..
Ach ja, das Bühnenbild (Karin Fritz) war sowas von romantisch passend. Ich wette, alle Frauen im Zuschauersaal sind wie der Schnee dahingeschmolzen und haben gedacht: „Oh bitte, ich auch!“ und alle Männer im Saal haben gedacht: „Oh Gott, was soll dieser schmelzende Schmalz? Wer will denn sowas sehen…. brrrr… und was ist das nur für ein Romantikschlaffi und wieso himmeln den jetzt alle Frauen an? Das ist doch ein Gauner von ganz übler Sorte! Klaut den armen Leuten das mühselig verdiente Geld und kommt damit auch noch durch?!? Und warum lassen sie die Tür immer so lange aufstehen????“
Naja, Männer eben. Sind halt keine Frauen <Schulterzuck>. Verstehen nix von Gangsterromantik.
Außer vielleicht der Kurt Weill und der Bertolt Brecht. Die hatten das ja mit der „Dreigroschenoper“ und „Happy End“ auch schon mal drauf, obwohl Frau da eher meinen könnte, sie machen sich ein wenig darüber lustig – hm.
Also gut, Ihr habt ja recht, lassen wir jetzt diesen romantischen Scheiß und widmen uns dem Ernst der Dinge, so wie die Erhaltung des Lebens – nee, nicht, was Ihr schon wieder denkt – ich meine die Erhaltung des Lebens neben Sex und Fortpflanzungsspaß. Ich meine den Spaß mit dem lecker Essen gehen vor der Opernpremiere.
Diesmal hatten wir Pech mit dem Tower, denn sämtliche Futtergruppen haben beschlossen diesen an diesem Samstag, dem 29.09.2018 komplett zu belagern. Da war auch nicht mehr die klitzekleinste Lücke zu finden. No – Nö – nimmermehr.
Und da es das Augustus nicht mehr gibt, ich aber nicht in eine blöde Burgerbude vor solch einem Opernevent dinieren wollte, der Stadtpfeiffer logischerweise erst ab 18:00 Uhr freigegeben ist, damit sich auch um Himmelswillen kein Opern- oder Gewandhauskonzertgast da hinein verirrt, war ich händeringend auf der Suche nach einer äquivalenten Alternative in der Nähe der Oper, also irgendwo auf dem Augustusplatz. Denn Oper oder Konzert ohne vorher lecker Essen geht gar nicht!!!!!
Somit gesucht und gesucht und gesucht…. Frau will ja auch nicht mit hohen Schuhen und Abendgarderobe abends noch eine große Wanderung veranstalten …. Und! Gesucht und Radisson gefunden, wo beiliegendes Restaurant eigentlich auch erst 18:00 Uhr aufmacht. Hat mich in Dessau schon immer genervt – selbes Problem – entweder fangen die Premieren dauernd zu zeitig an, oder die Restaurants öffnen zu spät. Jahrhunderte altes Dilemma, was mir da jedes Mal wiederfährt – Himmelherrgott aber auch!
ABER durch das hervorragende Organisationsgeschick und der unübertroffenen Freundlichkeit der Bedienung des Radisson in Leipzig haben wir es hinbekommen, nach einem überaus wohlschmeckenden Essen pünktlich 19:00 Uhr zufrieden und satt uns in die gemütlichen Sessel der Oper kuscheln zu dürfen. DAS! War absolute Spitze!!!
Ganz lieben Dank dafür und gerne wieder!
Da verzichte ich lieber auf den Ausblick vom Tower, wenn es im Radisson in Leipzig Augustusplatz einen so guten und wohltuenden Service gibt!
Dankeschön für den wunderbaren Opernabend mit exklusivem Dinner,
Eure Jana
„Tutti Banditi e Bari!“1 – Nein, nicht alle sind wir Banditen und Betrüger!
1 – (Alle sind wir Banditen und Betrüger!); aus dem Programm der Oper Leipzig zu „La Fanciulla del West“; S. 1; Dr. Christian Geltinger