Die Welt der Springerpresse – auch nur Spielball von Lobbyisten?
Ich hatte letztens über Twitter sehr negative Meinungen über Die Welt gelesen, und habe diese Zeitung immer verteidigt. Als gelernter DDR-Bürger hat man ein sehr feines Gespür für das, was “zwischen den Zeilen steht”.
Oft wurden in den Medien früher die Wahrheiten “gebeugt”,
die Westmedien haben es ja wieder geradegebogen. Nichtsdestotrotz kann es dann in den Westmedien auch mal vorkommen, dass plötzlich gesagt wird, Allende wäre dann doch ermordet worden. Als er starb, haben die DDR-Medien allerdings genau das gesagt, während der Deutschlandfunk darauf beharrte, er hätte Selbstmord begangen.
Nunja, ich gehörte nie zu denen im Osten, die sich benachteiligt gefühlt oder sich das alte System zurückgewünscht hätten, auch den Spruch “wie zu DDR – Zeiten“ habe ich nie verwendet. Als dann Leute hier von “Ossi-Bashing” sprachen fand ich das nicht richtig.
Irgendwann fuhr ich durch Bayern und sah in mehreren Orten Naziparolen auf Plakaten,
die mich schon etwas verwunderten. Vielleicht war ich noch nicht in den entsprechenden Gegenden in Sachsen, aber dass genau hier und im übrigen Osten jetzt das Zentrum der Neonazis liegen sollte, musste ich zur Kenntnis nehmen, da war mir wohl was entgangen. Die Reichsbürger kamen für mich gefühlt aus den Medien ebenfalls hauptsächlich aus Thüringen. Plötzlich gibt es aber nun doch in Bayern die meisten, na sowas.
Ich lese in “der Welt” zum großen Teil nur die Überschriften,
und da bin ich sicher nicht der Einzige. Da ich weiß, dass hier Profis arbeiten, war ich doch am 21.12.22 auf Seite 4 sehr verwundert, als ich ein großes ins Auge stechendes Bild sah mit “Herzlich Willkommen”, das sich, wie man schnell sah, auf Flüchtlinge aus der Ukraine bezog. Direkt darunter stand als Beschreibung “Willkommensgruß in einer Dresdner Schule…”. Direkt unter “Dresdner” stand dick und fett das Wort “MOBBING” und dann etwas dünner “gegen ukrainische Schüler”. Jeder weiß, welche Zusammenhänge das im Gehirn herstellt. Dank meines früher erworbenen Instinktes las ich aber diesmal weiter. Und siehe da: Das nach Dresden suggerierte Mobbing fand in der Nähe von Hannover statt. Ein Schelm der Böses dabei denkt.
Am 22.12.22 lese ich dann auf Seite 1 in “der Welt”: “Windkraft-Ausbau stockt-Habeck erhöht Subventionen”.
Das musste ich mir dann doch näher ansehen. Hatte ich doch in früheren Beiträgen gelesen, dass es beim Windkraftausbau eigentlich nur an umständlichen Genehmigungsverfahren hängt. Hier steht nun: Es gibt kaum Interessenten, die unter den aktuellen Marktbedingungen neue Windkraftanlagen bauen wollten. Deshalb werden die Subventionen erhöht. Ich glaube meinen Augen nicht zu trauen. Es wird rumgejammert, dass die Preise für Kupfer, Zement und andere Vorprodukte sich erhöht hätten. Und es gibt Beihilfegrenzen von 5,8 Cent pro KWh, die jetzt nicht mehr ausreichen.
Warum sind die Preise denn zum großen Teil gestiegen? Weil die Energie teurer ist. Warum ist sie teurer?
Weil Erdgas teurer ist und der Börsenpreis sich nach dem teuersten Erzeuger im Strommix richtet. Wer macht demzufolge Gewinne, weil seine Rohstofflieferanten die Preise nicht erhöht haben?
Die erneuerbaren Energien. Sonne und Wind haben ihre Preise nicht erhöht. Windkraftanlagen sahnen kräftig ab ohne einen Finger krumm zu machen. Das nennt sich Übergewinn. Den wollte die Regierung eigentlich abschöpfen. Doch was lese ich da? Wir subventionieren die auch noch, und die Subvention wird auch noch erhöht?
Der Strompreis an der Börse, wo die hin verkaufen, hat sich verzehnfacht und wir geben denen noch was dazu. Weil die Zulieferpreise dank ihrer Geldgier etwas gestiegen sind. Und dann noch etwas Wahrheitsbeugung in dem Artikel: ”Nachdem die EEG-Umlage zur Förderung der Ökostromproduktion in diesem Jahr abgeschafft wurde, werden die Beihilfen künftig nicht mehr direkt beim Verbraucher abgebucht, sondern dem Bundeshaushalt entnommen”.
Das klingt, als wären die Beihilfen eine Fortsetzung der EEG – Umlage.
Bekanntlich hatte die EEG-Umlage aber einen ganz anderen Zweck: Durch die Abnahme- und Preisgarantien für Ökostrom gab es Stromüberschuss in den Netzen. Das hat die Preise teils bis unter 0 gedrückt, sprich: Deutschland hat Österreich Geld gegeben, damit die mit unserem Strom ihre Wasserspeicher oben in den Alpen vollpumpen können. Die dadurch entstandenen Verluste für die Stromerzeuger wurden durch die EEG-Umlage ausgeglichen.
Der wirkliche Erzeugerpreis für Ökostrom war längst konkurrenzfähig.
Inzwischen hat sich die Situation geändert: Es gibt keine verstopften Stromnetze mehr, im Gegenteil. Strom ist knapp. Kein Stromerzeuger muss mehr wegen zu niedriger Preise an der Börse gefördert werden. Die EEG-Umlage ist somit ohnehin hinfällig.
Ich hätte von so einem Artikel eigentlich erwartet, dass er diesen offensichtlichen Widerspruch aufklärt.
Wie kann etwas subventioniert werden, das eigentlich Übergewinnsteuer bezahlen müsste. Zumindest ich bekomme den Eindruck, die Nicht-Investoren lehnen sich faul zurück, da sie ja schon jetzt wahnsinnige Gewinne machen. Anstatt das viele viele Geld sinnvoll in neue Anlagen zu stecken warten sie noch auf zusätzliche Subventionen und erpressen die Regierung durch ihr Nichtstun. Und die lässt sich das gefallen. Und die Abzocker werden noch von den Medien bedauert und in Schutz genommen.