Soviel Kunst ist um uns rum

Gustav Klimt in der Moritzburg Halle
Gustav Klimt in der Moritzburg Halle

Vielleicht brauchen die Menschen mehr Zeit und Ruhe um das Schöne der Welt zu genießen. Wenn sie keine Zeit und Ruhe haben für z.B. zur Findung von unbrauchbaren, aber Geld bringenden innovativen Ideen oder zum kreativen Malen von gewinnbringenden hübschen Bildern oder zum Machen von ohrwurmgenerierender massenwirksamer Musik, dann werden sie aggressiv.

Liebe Gesellschaft und liebes Weltgeschehen, gebt uns ein bisschen Zeit, damit wir die Welt retten können!

Gebt uns ein bisschen Zeit für Kreativität und lange Weile! Gebt uns ein bisschen Zeit um z.B. den Herrn Klimt in Halle zu besuchen bevor er wieder geht!
Gebt uns ein bisschen mehr Zeit um vor seinen Bildern zu stehen und die Frage auf den Tisch und in unsere Gedankenwelt zu werfen: „Was hat der Künstler sich dabei wohl gedacht?“

Dann hätten wir die Zeit um folgende ausschweifenden Gedanken dazu zu formulieren, die sicherlich unbezahlbar wichtig für die unsere liebe römisch dekadente Menschheit sind:

Im Grunde wird man nie dahinter steigen, was der Künstler sich dabei wohl gedacht hat, es sei denn, man fragt ihn….. und dann wäre es auch noch nicht sicher, ober da wohl die Wahrheit sagt. Denn ja, laut intensivier Studien über die Menschheit, kam die Menschheit dahinter, dass sie nicht immer die Wahrheit sagt, vor allem nicht, wenn es peinlich werden könnte.
Also z.B. bei einem schönen Frauenakt einer befreundeten verheirateten Dame würde er vielleicht sagen: „Och, ich liebe die Anmut solch gülden zarter elfenbeinschimmernder Frauenhaut. Sowas muss man für die Nachwelt unbedingt auf Leinwand festhalten!“…. und denken tut er z.B. „Oh man, die ist so geil, mit der würde ich sofort in die Kiste hüpfen…das schaffe ich bestimmt noch, bis das Bild fertig ist.“

Naja….Was hat da wohl der Klimt gedacht als er seine schönen Frauen malte und manche von ihnen sogar in Gold hüllte?
Gut, er hat sie ja nicht von Anfang an in Gold gehüllt. Das kam erst mit dem Alter, was die Ausstellung in Halle in der Moritzburg sehr schön zeigt.

In der Mitte des ersten Ausstellungsraumes stehend kann Frau sein ganzes Leben sehen. Vom langweiligen Renaissance-Altargemälde über Strich-bei-Strich VanGogh Gestichele bis hin zu letztendlich seinem eindeutigen jugendstilistischen Stil und verkaufsschlagerschlagenden Durchbruch, den Frauengesichtern in gold-gelbbraunen Klecksen, was zuletzt zu einem interessanten Ganzen wird.

Daswar schon richtig gut durchdacht und zusammengestellt von der Moritzburg.

Ich stand da, in dem Raum mit unbezahlbaren, kaum noch sichtbaren Reliquien aus Klimts Studienkiste, die unglaubliche, nicht nachvollziehbare Summen wert waren…. und dann die drei Bilder: links „Der Altar des Dionysos“ von 1886, in der Mitte die „Marie Henneberg“ von 1901/ 02 und ganz rechts die „Eugenia Primavesi“ von 1913/14.

Wow!

Ich schaute immer links, Mitte, rechts, links, Mitte, rechts….. Hey, besser kann man den Klimt wirklich nicht darstellen!
Nagut, das links von 1886 sollte ein Altarbild werden… nun gut, da kann man nun wirklich nicht zu innovativ rüberkommen, die Kirche ist halt antiquiert und konservativ… früher, wie auch jetzt. Da musste er sich an die Regeln halten <seufz>.
In der Mitte, die Frau Henneberg, um die alle so ein Gewese machen, mit VanGogh Strichen….
Die sieht aus, als wüsste sie genau, was sie will. … und irgendwie, ohne hier vorsichtig zu schreiben und gerade wieder allen auf die Füße zutreten: Das Bild wollte sie nicht! Denn wer hängt so ein wertvolles Bild über den offenen Kamin, wo es ruck zuck verräuchert wird? Da gab es doch bestimmtnoch schönere Plätzchen in der schönen Villa Henneberg – hm – naja und dann, kaum war der Klimt tot, hat sie das verräucherte Ding abgehangen und verkauft. Blasphemie!…. hinter Geldproblemen versteckt.

Tja, da stand ich nun, so als dummer Laie und von Malerei und Klimt keine Ahnung habende Kulturspalte und überlegte, wo genau diese tolle Villa Henneberg denn sei. Also in Halle wohl nicht. Das hätte jetzt zwar einen Bezug Klimt zu Halle gegeben, sowie z.B. Feininger zu Halle, aber das war wohl nicht so. Und auch in der aufgelisteten Bio des Klimt gab es hauptsächlich nur Wien und die Wiener Kunstclique.

Ok, zweiter Versuch bei einem Glas Wein und einem hervorragenden Steak in der „Osteriada Salvatore“ in der kleinen Ulrichstrasse in Halle und dem Smartphone im gemütlichen Dunkel des gemütlichen Restaurants: 

…Villa Henneberg in Wien und Villa Henneberg in Weimar. Ach nee, es gibt Zweie. Einmal vom Architekten Josef Hoffmann in Wien und einmal von unserem alten Bekannten Henry van de Velde (Villa Esche in Chemnitz mit dem guten Restaurant neben dran!) in Weimar – nee oder?
Blicke nicht mehr durch. Ich glaub ich muss mal nach Weimar rüberfahren und das nachprüfen.
Egal, beide jedenfalls Jugendstil – aha – also sozusagen der Vorläufer vom Bauhaus, was ja nächstes Jahr 100 wird – aha – und der Klimt ist damit kurz vor der Weimarer Republik einzuordnen – hm – deshalb auch diese schrägen Zeichnungen.

„Je schrecklicher diese Welt, desto abstrakter die Kunst.“1

Das ist sozusagen der Step in die Verdammnis der Kriegshölle!
Aha!

Leider hat der Klimt den Aufbruch in eine moderne, bedeutende, weltwegweisende Zeit nicht mehr erlebt. Er starb am 06. Februar 1918 im Alter von 55 Jahren an einer Lungenentzündung, durch eine Infektion im Krankenhaus.
Aber vielleicht ist er auch froh drüber. Er wollte bestimmt nicht live zusehen, wie seine besten Bilder als entartete Kunst von den Nazis verbrannt wurden.
Ja, es ist wirklich sehr schade, wenn dumme Brot-und-Spiele Menschen Kunst nicht verstehen wollen und ihr kleiner mickriger Geist sie zu platten Handlungen treibt.
Wäre es anders gewesen hätten wir keine zwei dieser Kriege und Leute könnten noch für ein paar Milliarden mehr Klimt Bilder kaufen und sie sich dann in ihren Keller hängen.

Ok, hängen ja nicht alle im Keller. Ein paar konnten wir in dieser Ausstellung sehen, die mal raus durften aus dem Keller und aus Österreich. Wie es erklärt ward, ist dies die einzige Klimt Ausstellung außerhalb Österreichs.
Danke dafür an Herrn Thomas Bauer-Friedrich für seine sauguten Netzwerke, oder wen genau muss Frau jetzt für diese gelungene Bereicherung und Bekanntmachung Halles danken?
Tja, Dank der Netzwerke konnte ich auch noch eines von Klimts letzten Bildern sehen „Amalie Zuckerkandl“ von 1917…. unvollendet…. Schade…. und zu den Namen seiner Damen sage ich hier jetzt nichts!… Es wäre wirklich gut geworden!

Mit Step in einen anderen Raum gab es auch drei Landschaftsbilder. Ok, es war ein Versuch…. und eins erinnerte mich irgendwie an Kubismus – nein, hat damit nichts zu tun, ist ganz klar Jugendstil… aber frage mich jetzt warum solch schrecklicher kunstbanausischer Gedanke in mein Kopf eintrat – hm… und auch interessant war „Die bleiche Frau“ und DIE erinnert mich an diese Kippfigur vonWilliam Ely Hill, welche sie uns immer in Schulungen zeigen, wo Mann/ Frau/ Es erkennen soll, dass andere auch andere Meinungen und Sichtweisen haben….hm… Der William, wenn er das wirklich verzapft hat, hat jetzt nicht etwa vom Klimt abgeguckt, oder?

Ach ja, und wenn Ihr jetzt hier über meine Zeilen den Kopf kräftig schüttelt, guckt Euch bitte das Sichtweisenbild an oder geht zu einer dieser gängigen Schulungen und dann denkt mal über Eure unangemessene Kopfbewegung nach!

Die Reliquien vom Henneberg fand ich sehr auflockernd in der Ausstellung, aber Hölle, ich muss noch mal nachlesen was das für einer war. Der muss sowas von wichtig gewesen sein. Ich fühle mich gerade so klein, dumm und unwissend.
Aber hey, ich bin das dumme ungebildete Volk, also nehmt es mir bitte nicht übel, dass ich manche Weisheiten erst noch mal nachlesen muss um drüber schöngeistig zu philosophieren.
Ich werde dies tun und es wird meinen Geist wieder um ein Stückchen Wissen bereichern.

Die Welt ist einfach zu interessant und vielschichtig um sich nicht mit solchen Dingen zu befassen bevor man ins Grab fährt und das ganze angehäufte Wissen und Verständnis der Welt mit einem.
Lasst uns vorher noch ordentlich darüber diskutieren und darüber schreiben um….. ja, um was eigentlich?
Ja, zur Hölle, warum interessieren wir uns eigentlich für Klimt? Der ist tot und seine Bilder sowieso zu teuer für unser Kaminzimmer. Also warum ist DER jetzt so bedeutend und interessant?

Was ist so faszinierend an so einer Reliquienschau? Was ist so faszinierend an Reliquien? Hä?

Der Mensch möchte seine Vergangenheit kennen um seine Zukunft gestalten zu können. Vielleicht in allen Fassetten, die sie hat, z.B. auch in einer Klimt-Fassette. Vielleicht ist da ja etwas Brauchbares dabei, was unser Leben bereichern kann? Aha?
Eine Bilderausstellung anzugucken bereichert unser Leben und macht uns glücklich?
Die Umgebung formt unseren Geist und unser Empfinden?
Wir werden bessere Menschen in schöner Umgebung, die uns glücklich macht?
Hinterher im Restaurant beim Rotwein darüber zu philosophieren macht uns auch glücklich?
Das neu gewonnene Wissen auszuwerten und abzuwägen, Eindrücke zu vergleichen und Lebensweisheiten zu gewinnen macht uns glücklich? -> Ja, DAS macht es!

Lasst uns also philosophisch darüber labern um aus alten Weisheiten neue zu machen. Nur so zum Vergnügen.
Folgen wir dem Zauber von Klimts „Irrlichtern“ und verlieren uns in schöne Gedanken und Gespräche über die Ganzheitlichkeit der Welt von gestern, von heute und von morgen….

In diesem Sinne genießt das Leben!

Eure Jana

Gustav Klimt in der Moritzburg in Halle am 29.11.2018

1 –Paul Klee