Freitag.
Was liegt an bei Highfield? Clueso und Bilderbuch sind interessant. Auf jeden Fall Bilderbuch.
Schnell fährt man von der Arbeit los, Kram zusammenpacken und ab auf die Autobahn. Natürlich gibt es einen Stau und es geht überhaupt nur sehr stockend. Da verliert man schon mal eine halbe Stunde. Grosspösna soll der Veranstaltungsort sein, irgendwas noch mit Störmthaler See, häh? Störmthal liegt schon etwas entfernt von Großpösna, naja man wird’s schon finden.
Tatsächlich kommen wir irgendwann nach einer Landtour, die nicht wirklich der optimale Weg war, dank vieler Hinweisschilder auf einem AbgeerntetenFeldParkplatz an. Irgendwo in weiter Ferne war ein Riesenrad zu sehen. Dann Laufen, Bändchen holen, laufen, verlaufen, laufen, hoffen, nach Enttäuschung trotzdem weiter Laufen, von Clueso war da nicht mehr viel übrig. Dann kommen wir endlich am Einlass an. Über den Zaun konnte man einen Bildschirm mit Clueso sehen. Er spielt „Sie spielt Cello“ von Udo Lindenberg. Vor gefühlten 100 Jahren fand ich das mal richtig gut und hab das sehr oft gehört. Oft genug für ein Leben, jetzt will ich das nicht mehr. Aber die Mehrzahl hier kommt ja aus einer anderen Generation und kennt es vielleicht noch gar nicht. Das war echt hilfreich, mich nicht über den verpassten Cluesoteil zu sehr zu ärgern. Dann Einlasskontrolle, ich hatte wie immer meinen Rucksack dabei. Der durfte nicht rein. Jetzt lag nur noch ein Fußmarsch zurück zum Auto und wieder hierher zwischen mir und Bilderbuch. Wie wir inzwischen ermittelt haben, waren das 8 km. Somit lag Bilderbuch außerhalb der mir zugänglichen Welt. Immerhin kamen zwei mich bis dahin begleitende Personen in den Genuss, zumindest den Anfang des Konzertes zu sehen.
Ich lief also so vor mich hin Richtung Auto und sah dann den Pennyladen wieder, den ich aufgrund seiner Lichtshow vorher von weitem schon mal für die Bühne gehalten hatte. Dabei war der 2 km entfernt. Ich ging also hinein, mich fragend, was es da wohl gäbe, da ja auf dem drumherum befindlichen Zeltplatz keinerlei Glas erlaubt war. Eine Sache war tatsächlich interessant, nämlich Bierdosen vom allgegenwärtigen Sponsor Becks.. Ich erstand davon zwei für insgesamt 3 € inclusive Pfand, das war 1 Liter. Am Bierstand kostete der 10 €. Allerdings war er dort auch genießbar.
Es hatte schon vorher getröpfelt und ich hatte in der Ferne auch einen Blitz gesehen. Im Penny kam dann eine Durchsage mit einer Unwetterwarnung. Im Konzert wurde das auch eingeblendet und meine eigentliche Begleitung machte sich umgehend auf den Weg. Danke schöne neue Handywelt. Als wir im Auto saßen schüttete es sofort los, es kamen Warnhinweise wegen Aquaplaning auf der Autobahn.
Samstag.
Gegen 16:00 hatten wir es Dank der Lernerfahrungen vom Vortag bis an die Bühne geschafft. Es spielte gerade noch Zugezogen Maskulin, die allerdings zumindest zu diesem Zeitpunkt außerhalb meines Toleranzbereichs waren, vielleicht ist das jetzt zu streng geurteilt, aber diese Art von Rap, die in diesem Moment lief, ist einfach nur niveauloses Gelaber, das nicht mal gut klingt, ohne jeden musikalischen Anspruch. Aber das war vielleicht nur mein augenblicklicher subjektiver Eindruck, immerhin haben die es glaubich sogar schon mal zu WDR1 Plan B geschafft, neben DLF Nova der einzige Sender mit hörbarer Musik in Deutschland.
Nun war trotz der gigantischen Ausmaße des ganzen Areals eine größere Fläche mit einer akustischen Schnittmenge beider Bühnen. In der befanden wir uns und es kamen etwas rockigere Töne von drüben. Kurz entschlossener Wechsel. Das waren Gloria mit Immer noch da. Das kannte ich tatsächlich von Plan B. Und hier live hat es mir sogar ganz gut gefallen. Inzwischen hab ich rausbekommen, dass der ordentliche Bürger einen Teil der Band von Pro7 kennen muss. Da fehlte mir mal wieder gehörig das Wissen das die Welt nicht braucht. Nunja, der Rest des Konzertes war dann eher was für Fans.
Dann die Antilopengang. Ich bin ja nicht der große Fan der Rapmusik, die Antilopengang hat zumindest etwas Interesse in mir geweckt. Ihr Gesang ist echt ausdrucksstark und hat schon Power. Die wollen ja regelmäßig Deutschland platt machen, entweder mit Atombomben oder in einen Baggersee verwandeln. Ich bin mir nicht ganz sicher, wo sie dann Auftreten wollen, aber vielleicht wollen die das ja dann gar nicht mehr da sich nun der Sinn ihres Lebens erfüllt hat und damit ihr Mitteilungsbedürfnis. Trotzdem, nicht ganz schlecht. Und interessanterweise setzen die Rapper jetzt nach meinem Gefühl mehr und mehr Gitarren ein. Ich denke, das verwäscht sich dann alles etwas und irgendwie kann man dann nicht mehr zwischen rappenden Rockern und rockenden Rappern unterscheiden. Ich finde das ausgesprochen gut und richtig. Es geht nicht um Schubladen sondern um gute Musik.
Eigentlich wollten wir dann mal an den Strand, der ja theoretisch um die ganze Halbinsel drumrum sein müsste, doch das schien wieder mal auf einen längeren Fußmarsch hinauszulaufen, schon weil ich trotz Befragungen der wirklich freundlichen und hilfsbereiten Ordnungskräfte den Weg nicht auf den Schirm bekommen habe.
Wir kamen an eine Wasserstelle, ich trank hilfsbereit schnell ein weiteres Bier, damit wir ein Trinkgefäß für das Wasser für meine durstige Begleitung hatten.
Während dieser Szene waren dann wieder rockige Klänge zu hören – Kettcar. Während die Rapper für mich gefühlt jetzt erst anfangen, Gitarren einzusetzen, machen das Schlagersänger schon länger. Wenn man keinen Ton dazu hätte, könnte man rein optisch meinen, man hätte es mit einer Rockband zu tun. Mein Gefühl sagt mir hier, und später auch bei Dendemann: Einmal Wessi, immer Wessi. Und das ist bei fast allen anderen Künstlern und Privatpersonen aus den etwas älteren Bundesländern die ich kenne absolut nicht der Fall.
Dann Prinz Pi. Ich hatte extra ein T-Shirt mit der Zahl Pi angezogen, was allerdings wohl niemand zur Kenntnis genommen hat. Nun, das soll jetzt nicht heißen, dass ich Fan von Prinz Pi wäre. Eher schon von Käpt’n Peng, der ja ein Lied über Pi gemacht hat.
Jedenfalls war diese Veranstaltung recht hörenswert. Er hat den Titelsong seiner neuen Platte vorgestellt, den fand ich richtig gut.
Doch wieder standen wir in vorgenannter Schnittmenge und es waren recht interessante Klänge zu hören. „Das sind die, die für Bad Religion gekommen sind“. Aha offenbar ein adäquater Ersatz. Jetzt hielt uns doch nichts bei Prinz Pi, der ja eh fast zu Ende war.
Da war mal echter Punk zu hören. Nun bin ich auch nicht der totale Punkfan. Aber angesichts der überdosierten Rap – und Schlagerportionen war das ein wahrer Balsam für die Seele. Die Donots, lauter als Bomben. Die waren laut, und es tat so gut. Alles in mir entspannte sich. Ihre Bemerkungen zwischendurch machten sie total sympathisch. Auch wenn der Sänger beim Bad in der Menge mal fallen gelassen wurde (Kommentar von der Bühne: Hebt ihn wieder auf, oder lasst ihn einfach liegen, auch gut). Sie waren innerhalb von drei Tagen eingesprungen und Dank der 12. gefragten Person, als Hundesitter einzuspringen, konnten sie offenbar mit dem Zug hierherfahren und auftreten. Ich bin mir nicht sicher, ob Bad Religion wirklich besser gewesen wäre. Nach ihrer Aussage sind diese neben The Clash und keine Ahnung mehr wem noch ihre größten Vorbilder. Die haben losgedroschen und auch mal was ruhigeres gemacht, was nicht so ankam, ich aber ganz besonders gut fand. Doch der totale Höhepunkt war, dass dann noch die Antilopengang mit auf die Bühne kam. Haben die das schon öfter gemacht oder war das live improvisiert, viel Zeit zum Proben war ja nicht? Absolute rockige Gitarrenpower gepaart mit den gewaltigen Stimmen der Antilopengang, das war einfach Oberklasse. Echte PROFIS.
Dendemann überzeugte uns davon, dass wir nun getrost nach Hause gehen konnten. Der Weg führte uns an einem riesigen Hirsch vorbei, der offenbar was mit Jägermeister zu tun hatte. Denn hier spielte die Jägermeister – Blaskapelle, ganz ohne Elektrizität. Manche Instrumente und die Musik erinnerten an Dixieland, das machte Laune. Eine Etage höher auf dem Hirsch cheerten paar Mädels mit Jägermeister – T-shirts. Die Menge war offenbar sehr erstaunt, dass man auch mit Blasinstrumenten recht poppig und rockig sein kann. Ein schöner Abschied für uns. Vielleicht kommen wir ja mal wieder, Highfield.