Der böse Ökostrom

Ökostrom

Zu „Der Preis des Ökostroms“, Die Welt 17.06.20 Seite 11
Online unter „Wie Ökostrom zukünftig günstiger werden soll“ von Holger Kroker.

Der Name suggeriert, Ökostrom wäre Schuld an den höheren Stromkosten. Öko kommt demnach von Ökologie, nicht von Ökonomie.

Aber wie teuer kann denn Strom sein, der kein Uran, keine Kohle und kein Erdgas braucht?

Die Anlage einmal hingebaut, fallen nur noch Wartungskosten an, die bei den modernen Technologien überschaubar sein müssten. In den herkömmlichen Kraftwerken fallen die auch an.

In der Unter- Überschrift lesen wir dann ja auch das Entscheidende: Die EEG- Umlage. Und die steigt immer und immer weiter, wenn sie jetzt nicht durch Steuergelder subventioniert wird. (Wenn das jetzt nicht wieder die europäischen Wächter auf den Plan ruft.) Wieviel Leute haben wirklich verstanden, wo die EEG-Umlage herkommt? Im Artikel steht dazu, dass damit die Lücke zwischen den Markterlösen und den festgesetzten Vergütungen für die Erzeuger geschlossen wird. Ja, das weiss man.

Also- kurz gesagt: Der Strom wird teurer weil er billiger wird.

Interessant. Komischerweise sehe ich darin einen schreienden Widerspruch, der für alle anderen offenbar nicht existiert. Vielleicht konsumiere ich zu wenig Medien. Also trödeln wir das weiter auf. Wir lernen, naja, wenn wir es nicht schon wussten, dass nach dem EEG der Ökostrom Vorfahrt hat und dass es eben die festen Vergütungen gibt.

Es gibt also fossile Stromproduzenten, Ökostromproduzenten mit Vorfahrt und Verbraucher. Ich hätte dazu in dem Beitrag gern mal Zahlen zu den entsprechenden Preisen und Erlösen gesehen. Man ließt allerdings immer nur, dass kluge Leute ausgerechnet haben, um wieviel Cent die Umlage steigen wird. Aber welche Kosten hat ein Braunkohlekraftwerk mit Umweltkosten und allem was dazu gehört für eine kWh und wieviel bekommt ein Ökostromerzeuger?

Wie groß ist diese Lücke eigentlich?

Durch die Vorfahrtsregelung und den Ausbau der Energien steigt der Anteil der grünen Energie, das liest man auch.

Es gibt insgesamt also offenbar immer mehr Strom und der Strompreis sinkt und der Strom wird deshalb teurer, wie gesagt. Also: Wer profitiert von den niedrigen Strompreisen? Bei Wikipedia ist zu lesen, dass der Strompreis immer häufiger ins Negative fällt. Also ich hab noch nie Geld für den Strom bekommen, den ich verbrauche. Auch der Betrieb, wo ich arbeite, nicht. Wenn er früher auch von der EEG-Umlage befreit war. Also wer bitte??? Steht nicht im Beitrag.

In Österreich hab ich mal bei der Besichtigung eines Pumpspeicherwerkes gehört, dass man dort gern und viel Strom aus Bayern abnimmt, um das Wasser hochzupumpen.

Interessant ist für mich, dass nur der Ökostrom für die EEG Umlage verantwortlich ist. Nun hab ich aber bei Wikipedia gelesen, dass zum Beispiel die Braunkohlekraftwerke selbst bei negativen Strompreisen mit 73% Leistung fahren. Kernkraftwerke sind ähnlich unflexibel. Und die bekommen nichts von der Umlage?

Fakt ist, dass technisch gesehen die Alternativen mühelos abgeschaltet werden könnten und die Althergebrachten völlig unflexibel sind. Kein Wort darüber, klar,

das EEG verbietet ja auch die Abschaltung des Ökostroms.

Während der Ökostrom technisch wegen fehlendem Wind notfalls nicht genug hochfahren kann kann allerdings der konvententionelle nicht runterfahren.

Das EEG ist also für die Umlage veratwortlich, nicht irgendwelche technische Nachteile. Ohne das Gesetz wäre der Ausbau der Alternativen niemals so vorangekommen, eine Starthilfe die wir alle mitgetragen haben. Und wie war das damals bei der Kernenergie?

Im Artikel fordern nun verschiedene Leute

die Abschaffung der Umlage.

Dadurch würden die Strompreise niedriger und es könnte die Energiewende bei der Wärmeversorgung in Gebäuden und im Verkehr erleichtern. Dort bliebe der Anteil der Erneuerbaren hinter den Erwartungen zurück.

Wo ist da die Logik? Ohne die Umlage gibt es weniger Ökostrom und er steht dann gar nicht zur Verfügung, die Konventionellen würden den Ökostrom sofort wegdrücken, da es ja dann logischerweise keine Vorfahrtsregeln mehr gäbe und die Konventionellen nicht abschalten können.

Dabei liegt die Lösung auf der Hand.

Die Regierung hat dank der Corona-Krise nun endlich beschlossen, auf Wasserstoff zu setzen.

Ihn kann man direkt einsetzen oder auch in Flüssigtreibstoff umwandeln. Und man kann ihn speichern. Und: Man kann damit jede Menge Strom verbraten, und sicherlich auch abhängig vom Angebot im Netz. Das bedeutet: Der Strompreis steigt. Es kann soviel abgenommen werden, dass der Preis immer über den Erzeugerpreisen liegt. In Stoßzeiten läßt sich vielleicht auch Wasserstoff wieder in Strom umwandeln, was die Alternativen wiederum attraktiver macht. Eine Umlage wird überflüssig.

Selbst wenn ich vielleicht etwas zu optimistisch bin, so hätte das doch einer Erwähnung bedurft.