Wieder mal war es soweit, nach dem Tanz in den leeren Räumen der Kunsthalle in der Talstraße waren diese nun wieder zu Ausstellungsräumen geworden, und dazu gab es eine Eröffnung. Voller Spannung und Neugier hatten wir uns entschlossen, dieser beizuwohnen. Fotos, hauptsächlich von Frauen, waren angekündigt und der Flyer hierzu war schon mal vielversprechend. Doch dazu in einem anderen Bericht mehr.
Zu einem Kulturabend gehört bei uns ein Abendessen. Ich wurde nicht gegen meinen Willen dazu entschlossen, mal wieder zum Italiener „Osteria Da Salvatore“ in der kleinen Ulrichstraße zu gehen. Man muss dort vorbestellen, sonst kaum eine Chance. Manches Mal schon saßen wir dort, und oft im hinteren Bereich. Dieser liegt etwas höher, und man muss eine Stufe dahin erklimmen. Da Stufen immer Gefahrenquellen sind, ist die dortige mit einem leuchtenden Schild mit der Aufschrift „Vorsicht Stufe“ gekennzeichnet.
Diesmal jedoch wurden wir gleich vorn in der Nähe der Bar neben einem Weinregal platziert. Als Vorspeise wählten wir Bruschetta mit Tomate, immer eine gute Wahl. Da zu diesem Zeitpunkt noch die Mitteleuropäische Zeit gültig war (ich sage bewusst nicht Winterzeit, denn das ist die Normalzeit, wo mittags die Sonne am höchsten steht), war es draußen schon nicht mehr ganz so hell. Ich hatte mir gegrilltes Lachssteak bestellt und wartete. Die Unterhaltung wurde wegen dem zunehmenden Geräuschpegel schwieriger, aber vielleicht habe ich auch ein Problem mit bestimmten Tonfrequenzen. Ich schaute mich ein wenig um und sah, wie sich das tolle „Vorsicht Stufe“ – Schild in dem großen Fenster spiegelte. Doch plötzlich sah ich eine zweite Spiegelung etwas dahinter und größer. Ja wo kam die denn her, so kurz neben der ersten, logischen. Auch das zweite Bild war seitenverkehrt, also eine ungerade Anzahl von Spiegelungen. Nun bin ich nicht der Typ, der sich wegen sowas großartig Gedanken macht. Aber mal aufstehen und mir das etwas genauer ansehen musste ich schon. Wenn ich mich bewegte bewegten sich auch die zwei Spiegelbilder relativ zueinander.
Also: Wenn ich mich normal im Spiegel ansehe, sehe ich mich seitenverkehrt, naja, eigentlich sehe ich den linken Arm links und oben oben. Und alles in der richtigen Größe.
Sehe ich einen Gegenstand hinter mir, so sehe ich auch den in gleicher Art und Weise.
Und das zweite Spiegelbild? Es muss also hinter der ersten Scheibe eine zweite gewölbte geben, klar, Doppelfenster. Die zweite Scheibe ist dann eine Art Hohlspiegel. Ah, da ist ja grad ein Löffel, schließlich sind wir in einem Restaurant. Ist das nicht auch ein Hohlspiegel?
Schaue ich auf die nach außen gewölbte Unterseite sehe ich mich wie in einem normalen Spiegel, nur kleiner. Also schau ich innen rein auf die Suppenseite. Jetzt sehe ich mich allerdings verkehrt herum. Der linke Arm ist rechts und oben ist unten. Und ich bin verkleinert.
Das Schild war aber richtig rum und vergrößert.
Klar, der Löffel hat doch einen Brennpunkt, dort wo sich bei der Satellitenschüssel das LNB befindet. Halte ich den Finger zwischen den Brennpunkt des Löffels und denselben, so sehe ich ihn vergrößert und wie im normalen Spiegel. Mein Auge ist dann außerhalb des Brennpunktes. :
Beim Rasierspiegel ist mein Auge möglicherweise auch innerhalb des Brennpunktes und es funktioniert auch. Spielt es also keine Rolle, wo der Betrachter ist, ob man etwas im Hohlspiegel richtig rum sieht oder nicht? Nein, das kann auch nicht sein.
Befinde ich mich nämlich innerhalb des Brennpunktes, wie im Fall der Scheibe bei unserem Italiener, so kann ein Gegenstand, der sich darin spiegelt, noch so weit weg sein, er wird nicht irgendwann verkehrt herum erscheinen. Oder? Dann müsste also sowohl der Betrachter als auch der Gegenstand außerhalb des Brennpunktes sein, wenn man ihn falsch rum sehen wollte.
Was aber, wenn die Scheibe nur horizontal einen Bogen macht, und nicht vertikal? Dann müsste das Schild andere Seitenverhältnisse haben, da nur die Breite vergrößert wäre, was ich jedoch so nicht gesehen hab. Übertragen auf den Löffel würde das bedeuten, dass die Suppe runterlaufen würde. Sähe man hinein, müsste man theoretisch den linken Arm rechts und oben oben sehen. Aber wie gesagt, diese Löffel würden sich kaum verkaufen und deshalb gibt es die nicht und man kann das also nicht so leicht überprüfen.
Und warum verschieben sich die Schilder relativ zueinander?
Bewegt man sich nach rechts, so bewegt sich auch der Punkt auf dem Spiegel nach rechts, wo man einen angenommenen Punkt des Gegenstandes sieht, den man betrachtet. Da die Spiegelfläche wegen der Wölbung einen anderen Winkel hat, müsste sich der gesehene Punkt nach rechts verschieben.
Oh, redet da jemand mit mir? Ach ja, mein Lachssteak.
Oh, schmeckt ja richtig gut.
Also, es wäre gut, wenn mal jemand zu diesem Italiener geht und meine Theorien bestätigt, oder widerlegt. Und wegen dem Essen. Aber nicht zu früh am Abend- wegen der Sommerzeit.
Also, es wäre gut, wenn mal jemand zu diesem Italiener geht und meine Theorien bestätigt, oder widerlegt. Und wegen dem Essen. Aber nicht zu früh am Abend- wegen der Sommerzeit.
ps. Falls der Betrachter der Bilder mit deren Inhalt nicht klar kommt – so geht es dem Autor oft in einer Bilderausstellung.
So sieht das Original aus: