1984 waren wir da wohl auch schon dabei mit Nichts auf die Kacke zu hauen…. Ja, dieser wunderschöne Spruch prangte doch tatsächlich völlig sorgenfrei auf einer Werbetafel als Plakat auf dem Leuschner Platz in Leipzig und stach in die da weniger optimistisch dreinschauenden Ossiaugen verhöhnend hinunter in eine kaputte Gesellschaftsform.
Ihr glaubt das nicht? Doch, Leute, es gibt einen Fotobeweis für das Foto vom Plakat auf dem Leuschner Platz in Leipzig, einen Fotobeweis von Olaf Martens, fast zerstört durch eine vernichtende Sintflut aus der Wohnung über ihm. Aber Gott sei Dank mit viel Mühe gerettet und nun sichtbar in seiner Fotoausstellung in der Kunsthalle in der Talstrasse.
Ja, den könnt Ihr Euch anschauen, schlendert einfach mal vom Parkplatz in der Nähe der hübschen Burg Giebichenstein in Halle über die hübsche Saale, vorbei an Herrn Marcks hübscher Kuh und Pferd hinunter in die hübsche Talstrasse…. Bei sonnigem Wetter ein sehr hübscher Sonntagsspaziergang, so Sylvanian-Family-Like (NoWerbeplatzierung) flanieren wie in alten Zeiten, völlig entschleunigt ohne Handy und Stress. Eure High-End-EKG-Apple-Körperüberwachungs-Schlüsseltechnologie wird es Euch danken und nur gesunde Daten von Euch an die Cloud der Apple-Auswerte-Schlüsseltechnologie übermitteln.
Also spaziert mal rüber in die Welt der halleschen hübschen Villen bis hin zur kleinen feinen Kunsthalle und schaut Euch die in Fotos dargestellten Topics unseres fröhlichen Zeitgeschehens einmal an und stellt mit Erstaunen fest, dass auch schon vor der „Wende“ Graffiti, Punks, HipHop und Computer in der DDR ein Thema waren. Also ich hätte es nicht geglaubt, wenn nicht der Herr Rataiczyk des Herren Martens Fotos in der diesmaligen Talstrassen- Ausstellung an die Wand gehangen hätte.
Allerdings wird das wirklich problematisch, wenn es regnet. Ich meine das Flanieren vom Parkplatz and der hübschen Burg Giebichenstein über die hübsche Saale. Da braucht Ihr einen guten, dichten Schirm, oder Ihr entscheidet Euch lieber, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Die Parkplatzmöglichkeiten der Talstrasse sind dank einer 1A Umweltpolitik auf dem steinigen und nassen Weg zur autofreien Nebeninnenstadt der hübschen Stadt Halle dünn gesät.
Dies gilt im Übrigen auch für den „Krug zum grünen Kranze“ mit seinen 5 verfügbaren Parkplätzen vor den Toren zu einem gutbürgerlichen Essen. Aber gut, schon damals trafen sich dort die Dichter und Denker der Szene und die hatten ja auch kein Auto. Folgen wir also den alten Traditionen mit Wanderschuhen und Regenjacke und einem lustigen Liedchen auf den Lippen.
Für High Heels und Abendgarderobe zu einer wirklich exklusiven Vernissage des Kunstvereines ist die brandneue Infrastruktur der Talstrasse einfach nicht gemacht. Aber sie sieht sehr hübsch aus, die Infrastruktur und gab einen hübschen Kontrast zu den „Vor-der-Wende-Fotos“ und „In-der-Wende-Nudes“ des Herren Martens.
Ok, die meisten der aufgehangenen alten Fotos entstanden kurz vor der Wende und man/ Frau/ Es hat schön gespürt, dass wir das Volk waren und der Sozialismus so langsam zwar an Farbe verlor, aber trotzdem nicht so depri dreinblickende Menschen hervorbrachte, wie 30 Jahre später im Kapitalismus und man sollte meinen, ein Herr Martens verstand es, bevor er ganz „Nude“ alte Mauern und hübsche Frauen in Kontrast setzte, neben ein bisschen Gesellschaftskritik, einen Tick versteckt-offensichtlichen Humor in seinen Fotos abzubilden.
¡Hola!, so süße Sachen in der Konditorei!
Das Leben geht also weiter, schaut auf die schönen kleinen und nahen und beeinflussbaren Dinge und nicht auf den Verfall und den läppischen Versuch, diesen irgendwie steuern zu können. Unsere Gesellschaftsform mit Steuerungsmittel „Geld“ lässt das nicht zu und wir wissen das auch, wenn wir unsere alten Geschichten in den alten Geschichtsbüchern studieren…. und auch ein Sozialismus war eine hübsche Sache mit leider nicht umsetzbarem Vorteil: „Der einzige Vorteil des Sozialismus ist die Abwesenheit des Kapitalismus.“1
… und sofort hatte ich Tuas Text im Kopf als ich die schwarz-weiße Kuh vor den Plattenbauten ganz unauffällig und merkwürdig traurig aber irgendwie trotzdem behütend in meinen Augenwinkel sah, so dass es mir kalt und heiß über den Rücken lief.:
„Hochhäuser an ´nem Feld, Vorstadt
Dann noch mehr Dorf als Großstadt
…..
Und alles, was sie sagen, macht die stille Post.
Und bläht sich in meinen Kinderkopf zu riesigen Bildern auf.“2
Für uns damals im Sozialismus waren das Luxuswohnungen… bis die „Wende“ kam.
„In meiner Heimatstadt
Auf den Straßen, auf der Straße
Das Polizei, Polizei mit Pistolen könnte
Nix etwas machen
Weil die Antwort kommt von
Kalaschnikow Schüssen
Von Gewehrmaschinen.“2
Hm…..
Gut, schlendern wir weiter durch die Etappen, durch den Raum der Erinnerungen, durch den Raum der Nudes, was jetzt auch ein bisschen zu dem Thema der Ausstellung „Bodytopia“ passt, aber trotzdem noch das Sozialismusgefühl nachhallen lässt.
Starke Frauen in der DDR, passend zum derzeitigen Gender-Hype in den Social Media und in der Außenwelt und passend zur diesjährigen Themensammlung der halleschen Kunst- und Kulturszene „Frauenjahre Halle“ zu „100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland“… naja, wobei Frau, ob der dieszeitigen Situation nun absolut nicht mehr weiß, wen sie denn wählen soll.
Die verlockenden Manipulationen der Bots in den Social Media sind einfach zu groß, als dass sie jetzt noch eine gute, fundierte, klare und unvoreingenommene Entscheidung treffen könne UND! Die politisch umfangreichen Diskussionen in den Medien über Meetoo Gedichte an Hauswänden, Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Autobahnen mit flächendeckender Netzverfügbarkeit für bessere Erreichbarkeit der durch die Bots gesteuerten Social Netzwerke mit noch besserer Werbung und effektiveren Manipulationen und ….. MOMENT mal – hm – da kommt mir doch gerade so ein innovativer und steuersparender Gedanke in mein Hirn geschossen:
Also, wenn wir so richtig in uns hineinhören, so gaaaanz tief und mal gaaaanz genau evaluieren wozu es das Internet mit der wunderbaren Social Media Verteilungswelt eigentlich gibt, da kommt uns doch sofort dieser unglaublich innovative 4.0 Gedanke hoch: „na, wegen dem Geldverdienen, wegen der fortwährend an uns herumziehenden immer mehr werdenden arbeitsplätzebringenden, wertschöpfenden Werbung, um uns immermehr Marken und solche, die es mal werden wollen, anzudrehen…. UND somit den Konsum mit Kommerz anzukurbeln damit der Markenwert von Non-Produzierenden Social Media und Internetvergnügungen steigt, damit die dann wieder“….. jetzt ist mir gerade ganz schwindlig von der Imkreisdreherei…..
Naja… vielleicht wäre das doch toll, so in diesem Zuge von politischen Wertschöpfungs- und Steuerdebatten, das der Kommerz die flächendeckende Verfügbarkeit der Internet Shopping Malls und Vergnügungsparks mit den vielen hübschen Werbeplattformen bezahlen würde – hm.
Oh je, ich bin schon wieder total weggedriftet… also fix wieder zurück zur Ausstellung und Fotos anschauen mit gesichtslosen Frauen mit Handys in der Hand und Personenwaagen vor den Füßen.
Unsere Zukunft wird eine „Dystopia“ in Olaf Martens Blick durch die Kameralinse.
Einheitsgesichter – das „Face als Interface“3 Das Gesicht der Social Media Welt wird an diese angepasst, denn es ist der Eintritt in die neue Gesellschaft, die Schnittstelle vom Menschen in die virtuelle individuelle Bodyoptimierungswelt, ins Bodytopia, sozusagen der erste Schritt als Vorbereitung auf die Welt der Cyborgs – nicht? Doch! Lest mal nach über DIY Biohacking oder die „Ideale Welt“ der VR Projektionen „Alexa! Be virtuell real!“ „Ich möchte Dich sehen in meiner Welt, und nicht nur hören! … Wo ist die „Hololense“4, die das schon kann? … und welchen Avatar baue ich mir zusammen, der für mich im virtuellen Büro am virtuellen Schreibtisch sitzt und die Industrie 4.0 schwarzen Fabriken bedient?“
Hooray! Fachkräftemangelthema beseitigt!
„Schlüsseltechnologien, die Tempomacher auf dem Weg in die Zukunft“5 Wir steuern die Welt der Reichen und Schönen aus virtuellen Zukunftspalästen und Dystopia á la Max Headroom sitzt draußen im Dreck der Gesellschaft und lässt sich einlullen mit hübschen Bildern aus Displays im flächendeckenden Netzwerk der virtuellen Schein- und Spaßwelten – eine schöne virtuelle Brot und Spiele Version unserer dystopischen Zukunft.
Aber nein, noch einen Schritt weiter…. vielleicht ein DIY Biohacking mit einer HoloLens anstatt der Augen für eine schöne neue Welt perfekt optimierter Zukunftsmenschen. Herr Martens, ich bin auf Ihre zukünftigen Fotos gespannt!
Eine sehr sehenswerte Ausstellung mit Hang zur dystopischen schwarzmalerischen Gedankenbildung.
… ach ja, vielleicht noch zum Abschluss: Eine schöne Sache: „Hinter jeder Maske, wie vielfältig die auch ist, verbirgt sich, meistens jedenfalls, ein Gesicht -> zwölf kleine Fotos der Verwandlung im großen Saal der Ausstellung mit einem beruhigenden Ergebnis. Das Interface, der äußere Umbau zur Erreichung der Kompatibilität um an die Außenwelt anzudocken, hat ein viel hübscheres und individuelleres Ich hinter der gleichgerichteten Einheitsfassade.
Eure Jana
1 – Thomas Beyer
2 – Tua aus „Vorstadt“; Platte „Tua“ (2019)
3 – Thomas Beyer
4 – MS Hololense
5 – Foto eines Plakates mit dieser Aufschrift von 1984 von Olaf Martens in der Ausstellung der Talstrasse Halle