Bei der „Maus“1 haben wir gerade gelernt, dass das Wort „Gummibärchen“ ein gutes Wort zum Streit schlichten ist.
Es ist ja gut, dass wir unsere Kinder dahingehend erziehen, ihre Streitereien mit Zauberwörtern zu stoppen. Vielleicht löst ja wirklich diese Gummibärchen-Generation die Generation der „alten weißen Männer“ ab.
Aber wie lange wird das denn den Kindern schon so beigebracht?
Könnte das denn jetzt schon greifen?
Allerdings, wenn das nur in Deutschland so ist, vielleicht aus historischen Gründen, dann hilft das jetzt nicht weiter.
Eigentlich müssten solche Gummibärchengenerationen überall in der Welt herangebildet werden. Dann hätten wir jetzt nämlich nicht die Probleme, die wir gerade haben. Dann wäre nämlich „Gummibärchen“ das Zauberwort um alle Zwistigkeiten in der Welt aufzulösen. „Gummibärchen, Herr Selenskyj!“, „Gummibärchen, Herr Putin!“ Lasst doch mal das arme Volk in Ruhe mit Eurem Streit: „Gummibärchen!“ und „Frieden schaffen ohne Waffen!“2
Sollten Politiker nicht gute Diplomaten sein? Und wo sind denn hier die vielen Streitschlichter, die wir an unseren Kindergärten und Schulen ausgebildet haben? „Hölle noch eins!“ Oder war diese Ausbildung gar sinnlos und für die Katz? Ist der Mensch ein wildes Raubtier, was sowieso alles verschlingt? Kann man denn aus dem Wolf kein Lamm machen? Auch dann nicht, wenn er nur noch Gras frisst? – Naja, bei Brechts „Happy End“ war Gras fressen jedenfalls schlecht belegt.
Erst kommt eben das Fressen und dann kommt die Moral.3
Das war eben die Erkenntnis aus dem ersten Krieg. Noch vor dem zweiten Krieg, also dem Krieg der letzten „alten weißen Männer“.
Wie froh bin ich da, das wir jetzt alle so bunt sind. Also alles wird geliebt, jede Hautfarbe, jede Gesinnung und jede neue Wortschöpfung – naja, außer, man ist fett, alt, isst Fleisch und fährt ein großes Auto.
Also weg mit den „alten weißen Männern!“ „CIAO!“4, wir sollten unseren Müll gut trennen bevor wir ihn verbrennen. –
Nein, Bullshit! Eigentlich geht es hier um den Untergang der „alten weißen Männer“ und um einen schönen Roman von Johanna Adorján – „CIAO“ welcher eine Theaterheimat am Puppentheater in Halle gefunden hat und zu dem wir nach einem fleischigen Essen im vollem Restaurant ebenso gefunden haben.
Wir freuten uns, wie all die anderen Leute im vollen Restaurant, zu Hause die Heizung runter drehen zu können und verstehen deswegen jetzt auch, warum die Restaurants, trotz persönlichem Geldmangel, immer alle so voll sind. Ist doch ganz klar! Wegen der Energiesparmaßnahmen! Viele Menschen auf einem Fleck spenden eben viel Wärme. Das ist so klar und einfach, wie der Schimmel am ungelüfteten Badezimmerfenster.
Naja, immerhin wird dann wenigstens kein Feinstaub mehr eingeatmet
– und ja, man kann nur einen Tod sterben, wenn man/ Frau/ D/ Q auf dem Zahnfleisch kriechend das Rentenalter von 67ff erreicht.
Aber nein, wir haben einfach zu wenige Arbeitslose. Wenn wir da mehr hätten, dann hätte sich das Problem mit dem Fachkräftemangel erledigt.
Wir müssen also dringend unsere Wirtschaft umstrukturieren, so dass neues, arbeitswilliges Material auf den Markt geschwemmt wird. Die Gummibärchengesellschaft ist viel zu sprunghaft, wenn sie sich ihre Arbeitsplätze so einfach aussuchen können. Wo bleibt denn da der masslowsche Effekt des Druckes durch die Existenzangst, so wie das früher bei den Babyboomern schön geklappt hat?
Alle machen jetzt nur noch einen auf „Influenzer“ und keiner will mehr die Wirtschaft zum Wachsen bringen! Kein guter Trend für unsere Gesellschaft oder besser für unser Kapital, was ja „ein Abscheu vor Abwesenheit von Profit, oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere“ hat.5
Es möchte vielmehr für „100% alle menschlichen Gesetze unter die Füße stampfen und für 300% ist es ihm egal, da gibt es kein Verbrechen, das es nicht riskiert. Also, wenn Aufruhr und Streit Profit einbringen, wird es sie beide ermuntern.“5 -> „Gummibärchen!“ ?!?!? Nee, liebe Kinder, das könnt Ihr wohl vergessen. Es wird wohl immer „alte weiße Männer“ geben, die in Euren Sandkasten pinkeln.
Die moderne Welt streicht ihre Häuser „grau“ an, „grau“ ist gerade die Modefarbe für Häuser und Möbel. Hm, spiegelt wohl das Feeling der Zeit wider?
Da, wo wir früher bunte und weiße Autos fuhren, fährt die Jugend jetzt „grau“. Eben das „grau“, der „alten weißen Männer“. Ist halt auch pflegeleicht, da hat man nicht so viel Aufwand mit dem Blankpolieren. Da sieht man nicht so schnell den Dreck! — war immer der Spruch von meinen Eltern damals….
Alles muss jetzt spartanisch, offen und frei sein, nichts mehr mit Krimskrams zugestellt. Kein „Hingucker“ mehr für das durch Social Media und Digital Overflow strapazierte Auge und Gehirn.
Es muss einfach irgendwo ein Aufatmen geben,
auch neben der psychotherapeutischen Sitzungen.
Also warum nicht in der eigenen Wohnung mit „Bildschirmzeitsperre“ im Smartphone, damit man nicht unkreativ und apathisch anderer Leute und BOTs Meinung in sich aufsaugt, sich ärgert, die eigene Meinung dann dazukommentiert und dann den Account ob fehlender Zustimmung blockt. „Gummibärchen – und aus!“
Dann folgt man dem nächsten „Meinungsmacher“, „Influencer“, „Ambassador“, „BOT“ – und stellt fest, dass man soviel Meinung gar nicht verkraften kann.
Und zack, trifft man sich abends in der Kneipe bei einem guten Glas Wein und leckerem Essen mit anschließendem Theaterausgleichsevent wieder. ->!
Natürlich geht das auch vegetarisch, alkoholfrei, vegan, energieschonend, CO2 reduzierend, queery und mit dem Fahrrad.
Aber nicht „quer“! Nein, das geht nicht! Also hier bitte nicht „quer“ mit „queery“ verwechseln! Bitte dazu erstmal in einschlägiger Social Media informieren!
Gilt besonders für „alte weiße Männer“ die nur Zeitung lesen und nicht wissen, was ChatGPT ist! – Hm – also, man könnte natürlich, so, wie schon lange in der Musikindustrie praktiziert, Werke, hier Zeitungsartikel, durch eine KI schreiben lassen. – Hm – „nutzt das schon wer?“ „Hat hier jemand Erfahrung damit?“
So eine KI soll ja sehr schlau sein und sogar auch das ABI bestehen – außer in Bayern, da nicht, die sind zu old fashened.
Aber! Das könnte doch die Zukunft werden! Das wäre sowas von 300%ig kapitalistisch günstig! Man braucht keine Journalisten mehr, keine Buchautoren, keine Liedertexter … und merken tut das sowieso keiner – tut ja jetzt schon keiner – und warum auch, Hauptsache, die Menschheit ist beschäftigt mit Spielen, freut sich darüber und macht das, was ihr gesagt wird – und hat natürlich Angst – weil, das ist immer wichtig, so nach Maslow. Angst um ihre Existenz.
Allerdings aufpassen! Hier nicht die kritische Masse überschreiten, sonst wird es gefährlich.
Man sollte schon die Gruppe von denen es am Meisten gibt ruhig halten, sonst wird es gefährlich, weil die wählen dann ja mal schnell die falsche Partei. Dann ist es vorbei mit „Gummibärchen“! Dann helfen nur noch Bluthochdrucktabletten und Covid-Impfungen um Ruhe in die Wirtschaft und in die maslowsche Pyramide zu bekommen.
Und Hey! – der Markt ist jetzt offen für Produktumstellung von Fleisch nach importierten Soja und von Benzin nach seltenen Erden haltigen Elektroautos. Endlich muss mal jeder wieder etwas Neues kaufen! Hooray! Also, wenn die Menschheit da gut mitmacht, dann boomt endlich mal wieder die Industrie!
300%ig! – Und, liebe Xandi4, Ihr denkt die alten weißen Männer sind tot?!?
Eure Jana
1 – „Die Maus“ am 12.02.2023
3 – aus Bertold Brecht „Die Dreigroschenoper“
4 – Bezug zu CIAO von Johanna Adorján
5 – Vgl. Karl Marx „Das Kapital“ unter „Geburt des Kapitals“, „7. Geschichtliche Tendenz der kapitalistischen Akkumulation“, Fußnote 64