Deep Purple

Strandfeuerhaus

English translation below

Der Tag war tatsächlich gekommen, der Tag an dem ich Deep Purple hören und sehen sollte!

Seit frühester Jugend hatten sie mich begleitet, ich hatte einiges von ihnen auf dem Kassettenrekorder. Ich hab mir die Stücke wieder und wieder angehört, war begeistert von den Gitarren- und Orgelsoli. Ich kannte von den Aufnahmen jeden Ton auswendig und konnte mir einfach nicht vorstellen, wie jemand die Gitarre in „Highway Star“ spielen konnte, das geht doch gar nicht!

Das war damals Ritchie Blackmore, der heute nicht mehr dabei ist.

Eigentlich hatte Steve Morse seine Gitarre übernommen, doch der musste aus familiären Gründen bei der Tour 2022 leider absagen. So wurde Simon McBride geholt, mit 43 Jahren ein Küken zwischen den graumelierten Herren. Was allerdings seinen Fähigkeiten keinen Abbruch tut. Es ist nachzulesen, Ian Gillan hätte gesagt, er wäre einer der besten Gitarristen der Welt, und das glaube ich ihm sofort. So trat er gemeinsam mit dem legendären Deep Purple Urgestein Ian Gillan, Gesang, Ian Paice am Schlagzeug und Roger Clover am Bass auf und mit Don Airey, dem Nachfolger des inzwischen verstorbenen Jon Lord am Keyboard.

Deep Purple in Halle am 15. Juli 2022
Deep Purple in Halle am 15. Juli 2022

Es ging dann auch gleich los mit „Highway Star“,

… und ich konnte immer noch nicht glauben, was ich da sah und hörte. Soviel Virtuosität gespielt mit einer Leichtigkeit, als wären das ein paar harmlose Fingerübungen. Dazu die metallene Stimme von Ian Gillan, da kamen Erinnerungen hoch! Das war Deep Purple in Reinform. Ich wusste immer dass sie sehr gut sind, doch das hier hat alles übertroffen.

Es wurde Country Music angekündigt.

Auf der Amiga LP damals war ein Titel “Anyones Daughter”, der nach meiner damaligen Ansicht überhaupt nicht in das Konzept passte, der mich aber trotzdem faszinierte. Der kam aber nicht, sondern ein Titel namens “Nothing At All”, nie gehört. Es fing harmlos an und steigerte sich bis ich einfach nur noch begeistert war. War da zwischendurch eine Fuge von Bach zu hören? Mir liefen kalte Schauer über den Rücken. Die können einfach alles, ausser schlechte Musik!

In Gedenken an Jon Lord begann Don Airey, seine Orgel herauszufordern, gut zu sehen durch eine Kamera direkt neben der Tastatur. Es wurde ein wildes Klangfeuerwerk daraus, wie eigentlich aus allem an diesem Abend. Es war eine etwas längere Einleitung zu “Lazy”, wenn ich mich recht entsinne. Früher dachte ich immer, „Lazy“ wäre eine besungene Dame, inzwischen hat sich mein Englisch ein klein wenig verbessert. Mir war nie aufgefallen, wie in diesem Lied Rock’n Roll nahtlos in Blues und dann wieder in Hardrock übergeht. Die machen das einfach.

Deep Purple am 15.07.2022 in Halle
Deep Purple am 15.07.2022 in Halle

Es kamen noch einige von den ganz großen Hits,

„When A Blind Man Cries“, „Hush“, „Perfect Stranger“, „Smoke On The Water“ (klar), am Ende „Black Night“ und sicher noch einiges mehr. Immer war das typische Wechselspiel zwischen Keyboard und Gitarre sehr ausgedehnt in höchster Perfektion zu hören als wäre es weiter nichts, wie es eben für die Band üblich ist. Es machte für mich den Eindruck, als müsste Don Airey mal ausprobieren, was denn seine Orgel alles so kann. Jungs und ihr Spielzeug. Ein Hochgenuss. Ich sehe bei den Soli immer irgendwelche bunte oder auch mathematisch streng strukturierte Bilder vor meinem geistigen Auge, und sie waren alle wieder da. Man kann gar nicht genug davon bekommen.

„Sweet Child In Time“

, eines der besten musikalischen Werke, die die Menschheit je hervorgebracht hat, kam leider nicht, war aber auch klar. Werke auf diesem Niveau gibt es höchstens noch von Pink Floyd, vielleicht noch von den Rolling Stones. Trotzdem sind Deep Purple auch kommerziell eine der erfolgreichsten Rockbands der Welt, ein Zeichen, dass Qualität doch noch zählt und nicht nur hochgepuschte Ed’s, Dustins und sonstige ZappelmusikerInnen. Während aber Pink Floyd x-fach von anderen nachgespielt werden (und das nicht unbedingt schlecht) und die Rolling Stones ständig in den Medien sind, wie gerade jetzt, wegen ihres Auftritts auf der Berliner Waldbühne ohne Charlie Watts, fliegen Deep Purple irgendwie unter dem Radar. Wahrscheinlich, weil sie wegen ihrer meist überlangen und eigentlich klassischen Titeln kaum im Radio gespielt werden. Die einzige Ausnahme war hier „Smoke On The Water“, ähnlich wie für Pink Floyd „Another Brick In The Wall“, was allerdings viel später kam und woran sich viele deshalb offenbar besser erinnern. Sieht man jedoch mal genauer nach, findet man, dass auch Deep Purple Arenen füllen. Ein echter Glückstreffer, sie in Halle erleben zu können!

Es war grandios!

Deep Purple in Halle am 15. Juli 2022
Deep Purple in Halle am 15. Juli 2022

Deep Purple

The day had indeed come, the day I should hear and see Deep Purple!

Since my early youth they accompanied me, I had some of them on the tape recorder. I listened to the tracks over and over again, loved the guitar and organ solos. I knew every note from the recordings by heart and just couldn’t imagine how anyone could play the guitar in „Highway Star“, that’s not possible! 

That was Ritchie Blackmore back then, who is no longer with the band today.

Steve Morse actually took over his guitar, but unfortunately he had to cancel the 2022 tour for family reasons. So Simon McBride was brought in, at the age of 43 a chick among the grey-flecked gentlemen. However, this does not detract from his abilities. I read that Ian Gillan said he was one of the best guitarists in the world and I believe him right away. So he performed together with the legendary Deep Purple veteran Ian Gillan, vocals, Ian Paice on drums and Roger Clover on bass on and with Don Airey replacing the late Jon Lord on keyboards.

It started straight away with „Highway Star“,

… and I still couldn’t believe what I was seeing and hearing. So much virtuosity played with an ease as if it were a few harmless finger exercises. Add to that the metallic voice of Ian Gillan, memories came up! This was Deep Purple in its purest form. I always knew they were very good, but this one surpassed everything.

Country music has been announced. 

On the Amiga LP at that time there was a title “Anyone’s Daughter”, which I didn’t think fit at all into the concept at the time, but which fascinated me nonetheless. But that didn’t come, but a title called „Nothing At All“, never heard. It started harmlessly and increased until I was just thrilled. Was there a fugue by Bach in between? Cold shivers ran down my back.

They can do everything, except bad music!

In commemoration of Jon Lord, Don Airey began to challenge his organ, clearly visible through a camera located next to the keyboard. It turned into a wild sound firework, like everything else that evening. It was a slightly longer introduction to “Lazy” if I remember correctly. I used to think „Lazy“ was a lady being sung about, but now my English has improved a little bit. I had never noticed how rock ’n‘ roll seamlessly transitions into blues and then back to hard rock on this song. They simply do it.

There were still some of the really big hits,

„When A Blind Man Cries“, „Hush“, „Perfect Stranger“, „Smoke On The Water“ (sure), at the end „Black Night“ and certainly some more. The typical interplay between keyboard and guitar could always be heard in the highest perfection as if it were nothing, as is usual for the band. It gave me the impression that Don Airey had to try out what his organ could do. Boys and their toys. A delight. During the solos, I always see some colorful or mathematically strictly structured image in my mind’s eye, and they were all there again. You can’t get enough of it.

„Sweet Child In Time“,

one of the best musical works that mankind has ever produced, unfortunately didn’t come, but it was clear. Works of this level furthermore only exist from Pink Floyd, maybe from the Rolling Stones. Nevertheless, Deep Purple are one of the most successful rock bands in the world commercially, a sign that quality still counts and not just pumped-up Ed’s, Dustins and other fidgety musicians. But while Pink Floyd is being re-enacted x-fold by others (and not necessarily bad) and the Rolling Stones are constantly in the media, like right now, because of their appearance on the Berlin Waldbühne without Charlie Watts, Deep Purple are flying kinda under the radar. Probably because they are rarely played on the radio because of their usually overly long and actually classic titles. The only exception here was „Smoke On The Water“, similar to „Another Brick In The Wall“ for Pink Floyd, which, however, came much later and which many people therefore apparently remember better. However, if you take a closer look, you will find that Deep Purple also fill arenas. A real stroke of luck to be able to experience them in Halle! 

It was great!