Der Kreislauf des Seins – ein philosophischer Ansatz

Der Kreislauf des Seins - ein philosophischer Ansatz - Das Volk!

…ich habe ein Auto, deswegen bin ich.
Also ich habe ein Auto um auf Arbeit zu fahren um Autos herzustellen um auf Arbeit fahren zu können um dann Autos herstellen zu können mit denen ich dann auf Arbeit fahren kann, damit ich Autos herstellen kann – also das ja, ist so im weitesten Sinne ein Kreislaufgesetz der fortschrittlichen kapitalistischen Zivilisation. Der Kreislauf des Seins in neoliberalistischen Gesellschaftssteuerungen. Ich bin eben ein glückliches Lamm1 mit meinem schicken Auto und den anderen übers Leben gesammelten hübschen Glasperlen.

Ja, ich stelle natürlich auch schöne Kleidungsstücke her um auf Arbeit und in der Shoppingmall gut auszusehen und dann gehe ich viel Sport treiben um mich selbst zu optimieren um …. naja, eben um gut auszusehen, also zumindest besser als alle anderen – zur Hölle! und jetzt gibt es die Pandemie – nochmal zur Hölle! Was mache ich denn da jetzt mit meinem ganzen Lebensinhalt? – zur Hölle!

Was kann ich da nur tun?

Leute! ich muss mich einfach mehr auf mich selbst konzentrieren -> Achtsamkeit ist ja jetzt die neu propagierte Philosophie. Was jetzt aber nicht, wie man im ersten erhellenden Anschein denkt, Achtsamkeit gegenüber meinen Leidensgenossen und Mitmenschen meint – nein – es geht natürlich hier wiedermal um mich. Ich brauche unbedingt mehr Achtsamkeit mir selber gegenüber.

Achtsam
gezeichnet: Elmira Beyer

Natürlich schleicht sich der Gedanke da hinein, dass das Anderen, also den Anderen gegenüber viel wichtiger wäre, aber ehrlich, wo bleibe ICH denn da mit MEINEN Bedürfnissen und Wünschen und vor allem mit MEINEN Zivilisationsproblemen? ICH bin doch das Zentrum und ICH möchte doch bitte mit all meinen gesellschaftsindividuellen Ausprägungen akzeptiert und gleichbehandelt werden, genau, wie alle anderen achtsamen Menschen unseres dekadenten Jammerbiotopes!

Naja, und da ich nicht weiß, womit ich mich sonst beschäftigen soll – ich habe eben keinen Garten – beschäftige ich mich mit mir selber und versuche das mal mit der Achtsamkeit.

Eigentlich könnte man auch denken, dass das gut zu meinem Selbstoptimierungsprozess passen würde – eben erst den Körper und dann den Geist.

Selbstverständlich bin ich auch für Umweltschutz und Diversität.

Das ist ja jetzt gerade die hippe Propaganda der Gesellschaft – also neben Corona und der Dekadenz des Seins – also so, als wenn hier mein innerer Schmetterling mit seinen hübschen Flügelchen schlägt, dann sterben am anderen Ende der Weltkugel Menschen an anderen Problemen. Ich frage mich, wie die wohl Achtsamkeit diskutieren?

Am Besten, ich ziehe mir einen von Netflix, zu meinem Schema passend, vorgeschlagenen Deprifilm rein. So kann ich mich dann wieder richtig schlecht fühlen und meine Angst vorm Leben mit Achtsamkeit analysieren.

Nagut Leute, vielleicht sind meine Gedanken zu diesem Thema gerade sehr von den Medien um mich herum beeinflusst. Das ist eben das, was die neoliberalistische Gesellschaft so bewegt, oder bewegen soll.

Vielleicht sollte ich doch besser auf den Boden gehen und meine diesbezüglichen Aggressionen mit einer Runde „Beat Saber“ zerschlagen.

Nehme ich jetzt rot und schwarz oder besser grün und gelb für meine „Saber“? Oder rosa und hellblau? Aber das wäre dann ja schon wieder sexistisch und ich muss dann nur dauernd an die „Leser*innen“ denken und unsere zungenbrechende Sprachrevolution. „Es KNACKT im Gebälk der Republik2 und lautstark in meinem Kopf bei jedem *. Das ist genauso, als wenn „Home Connect“ oder „Amazon Ring“ dauernd und von allen Seiten „DingDong“ in den verschiedensten Tonausführungen in meine Ohren trällert. Oh man, ich weiß garnicht mehr, ob da jetzt ein*e Einbrecher*in am Werk ist, oder nur der Geschirrspüler*in fertig.

So schön die Digitalisierung auch im geführten Freizeitbereich ist, so schöne neoliberalistische Großkonzerne kämpfen dauernd mit so schön vielen Datenschutzproblemen, die die dumme dekadente Menschheit einfach nicht ernst nehmen will.

„Ihr dummes, dekadentes Sorglosvolk, die ‚Quest‘ zum Aggressionen zerschlagen, könnt Ihr doch auch bei Amazon.fr kaufen.“ Digitale Übersetzungsprogramme machen es möglich! Frankreich ist mit dem Datenschutz eben noch nicht soweit wie Deutschland.

Naja, und wenn Ihr es mit Alexa bequem und schön haben wollt, dann müsst Ihr halt damit rechnen, dass sie euer ganzes tägliches Gelaber an „KI-Auswerteeinheiten“ weiterleitet, damit die dann ein Persönlichkeitsprofil (vielleicht) von Euch erstellen können (was sicherlich geringfügig von dem Eurer anderen digitalen Endgeräte abweichen kann) um Euch dann, weil sie halt noch nicht soweit sind, unpassende Werbeangebote oder Musikvorschläge zu machen.

Also immer schön deutlich sprechen: „Alexa, spiele Audible: Per Anhalter durch die Galaxis Teil II“ – bing – „Alexa, spiele Audible: Per Anhalter durch die Galaxis Teil II“ – „ETA Hoffmann ‚Die Lebensweisheiten des Kater Murr‘ wird weitergeführt“ – „ALEXA!!!!! SPIELE ‚PER ANHALTER DURCH DIE GALAXIS TEIL II‘ – bing – „ALEXA!!!!! DU BLÖDE KUH SPIELE ‚PER ANHALTER DURCH DIE GALAXIS TEIL II‘ – bing – „Alexa, spiele Audible: Per Anhalter durch die Galaxis Teil II!“ – „ETA Hoffmann ‚Die Lebensweisheiten des Kater Murr‘ wird weitergeführt“ – seufz…..

Tja, da hat die Industrie wirklich noch dran zu arbeiten.

DAS klappt alles noch nicht. Wer weiß, was sie glauben über die KI verstanden zu haben. Am Ende stimmen die empirisch-wissenschaftlichen Auswertungen nicht mit dem wirklichen Leben und Gesprochenen überein und die propagandistischen PR Aktionen laufen in die völlig falsche Richtung?!?

Die „digitale Revolution“ käckert eben noch auf dem Kindertöpfchen, aber gut. Somit hat es noch ein wenig Luft bis sich die Menschheit damit selbst vernichtet. Außer natürlich Deutschland, die sind dann noch nicht soweit. Die sind noch beim Telefonkabel einbuddeln.

Da kann sich dann ja auch besser die achtsame Folgegeneration drum kümmern.

Die haben Digitalität und flexibles Multitasking durch mobile Unterhaltung gelernt. Die werden mit ihrem Work-Life-Balance-Verlangen die demographischen Lücken mit Hilfe der 4.0 Industrie stopfen. Es geht DANN vorwärts, wenn endlich die alten fleißig bürokratischen workalkoholisierten Babyboomer den 3.0 Staffelstab abgeben.

Hier muss einfach ein neuer Lebensstil in die Bude.

Warten wir es ab, nicht alles ist schlecht mit der neuen Generation. … und ich hoffe sehr, dass, wenn ich 90 bin, genügend KI am Start sind um mich rundum zu versorgen, so dass ich zusammen mit meiner Haushalts-Alexa in mein autonom fahrendes Ökoauto steigen und zum gemütlichen Shoppen in meinen nachhaltigen Bio-Laden aus der Region um die Ecke fahren kann….

Erfurt - Käfer auf dem Dach
Auto macht Akrobatik! (Leider weiß ich nicht mehr genau, wo wir das fotografiert haben. Irgendwo in Erfurt bei einem Autohaus.)

…und die „Glasperlen“, die sonst noch so wichtig sind, gibt es dann im virtuellen Amazon 4.0 Shop mit Hilfe der Alexa KI mit Sprachanweisung oder noch besser über Gedankentransfer.
Bin sehr gespannt, wie dann die Werbung in mein Gehirn platziert wird? – hm – vielleicht sind die Datenschutzregeln doch nicht so schlecht?


„DingDong“ im Kopf mit der Klingel von „Ring“ –

„Na, welche strahlend weiß machende Zahncreme von …. nehmen wir denn heute? … und möchtest Du auch noch nur heute die unwiderstehliche Reise unter Coronabedingungen an die sommerlichen Strände der Arktis bestellen? Goldauflage inklusive und mit Versicherung für Dein Haustier, falls es mal eine Knie-OP oder einen Psychiater braucht.

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Seien Sie einfach achtsam!

Eure Jana

1 – Buch >280 Zeichen gelesen: „Warum schweigen die Lämmer?“ von Rainer Mausfeld
2 – Zeitungsartikel der „Welt“ >280 Zeichen gelesen: „Es KNACKT im Gebälk der Republik“ von Jürgen Trabant