Jedenfalls denken das die Menschen von sich. Für mich als Katze ist es moralisch, egoistisch zu sein. Erst das Fressen, dann die Moral, sagen die Menschen. Auf Katze übertragen wäre das, noch jemand anders an meinen Futternapf zu lassen, wenn ich so voll bin dass gar nichts mehr geht. Aber wie gesagt, kommt nicht in Frage, meine Moral ist der Egoismus. Wie soll ich mich um meine Kinder kümmern, wenn ich am verhungern bin?
Klar, eine potentielle Mama meiner Kinder darf natürlich mit fressen. Ich würde sagen, das ist dann etwas subtilerer Egoismus. Ich komme also um die Ecke und was sehe ich da? Murle, der blöde Nachbarkater an meinem Futternapf. Soll ich jetzt sagen „Ach, der Arme, bestimmt bekommt der zu Hause nichts.“ ? Eindeutig nein. Der würde in jedem Fall kommen, ohne sich um meine Befindlichkeiten zu scheren. So ist das bei uns Katzen, und keiner nimmt uns das übel. Klare Verhältnisse. Eigentlich könnte ich ihm tatsächlich was abgeben, so hungrig bin ich nicht. Aber meine Moral verbietet mir das. Was ist, wenn ich wirklich mal Hunger hab und der hat mir alles weggefuttert? Geht gar nicht. Also, jetzt mal ordentlich gefaucht. Oh, da macht einer einen Katzenbuckel und bekommt einen dicken Schwanz! Na das kann ich auch. Ok, was jetzt kommt, das muss nicht jeder wissen. Ich denke so schnell kommt er nicht wieder.
Wenn ich dann die menschlichen Zeitungen lese. Die kriegen sich ja gar nicht mehr ein, so moralisch sind die. Sinti und Roma dürfen nicht mehr Zigeuner heißen, obwohl sie sich selber oft so nennen. Kinderbücher, in denen bestimmte Wörter für dunkelhäutige Menschen geschrieben stehen, werden geändert. Und dann gibt es Leute, die sich zu einer Partei zusammenfinden, die eine Alternative zum jetzigen Deutschland erarbeiten wollen. Ist das für Menschen unmoralisch? Eigentlich nicht. Den Zustand zu überdenken und gegebenenfalls möglicherweise auch grundlegend ändern zu wollen, ist erstmal nicht unmoralisch für Menschen, im Gegenteil. Ok, natürlich ist es kaum zu glauben, dass die das wirklich wollen. Wie auch immer, wie moralisch ist es denn, diesen Leuten jedes Wort im Munde rumzudrehen. Ein Denkmal der Schande wäre für Katze ein Denkmal, das an eine Schande erinnert und nicht ein Schandmal. Ein guter menschlicher Moralist sieht das aber natürlich in Wirklichkeit als letzteres gemeint und muss selbstredend hier sofort einschreiten, und findet sofort viele Gleichgesinnte. Wir Katzen sind ja nicht so die Herdentiere. In postfaktischen Zeiten wird durch Wiederholungen menschliche Wahrheit produziert, wie praktisch. Wir klugen Katzen hätten so einen Spruch einfach ignoriert und gewartet, bis die Alternative noch ganz viele alternative Ideen hat und sich in lauter alternative Grüppchen auflöst.
Logisch dass Kinder moralisch erzogen werden. Sogar wir Katzen finden zum Beispiel Stehlen verwerflich. Wie schlimm und unmoralisch sind dann Menschen, die das sozusagen beruflich machen und nicht mal abstreiten und dann noch nicht mal als schlimm empfinden? Nein, wir reden hier nicht von Managern, Politikern oder Brokern. Sondern von richtig althergebrachten Räubern. Die gehen in Häuser und klauen einfach Sachen von ehrbaren Leuten. Kommt doch neulich dieses siebenjährige Kind nach Hause und singt ein Lied darüber. Hat es im Musikunterricht gelernt. Ein Lied über Räuber, die Häuser beklauen. Wird dadurch nicht der ganze Sachverhalt des Stehlens total verharmlost, wenn nicht gar verherrlicht? Und da muss man noch nicht mal schandmalmäßig um die Ecke denken, wie nur kluge Menschen das können. Wundert einen nicht, dass Rapper heutzutage von paramilitärischen Gruppen singen, die sich eine Revolution und neue Welt erballern wollen, es darf dann auch schon mal eine größere Bombe sein. Die sind sicherlich auch durch dieses Bildungssystem gegangen. Verstehe einer diese Menschen.
Miau