…….. Vielleicht wird sich jetzt einer fragen: Wie kommt der Igel auf die Inlineskates? Und dann vielleicht noch denken: So ein Quatsch.
Betrachtet man die Sache näher stellt sich allerdings heraus, dass dem keineswegs so ist. Bereits in frühester Kindheit wird man darauf hingewiesen, nur haben es offenbar die wenigsten Leute wahrgenommen. Nämlich in der Geschichte von Hase und Igel.
Für alle die, die diese nicht kennen, kurz der Inhalt: Die Titelfiguren machen einen Wettlauf miteinander, den der Igel gewinnt, der daher mehrfach mit immer demselben Ergebnis wiederholt wird. Erklärung in der Geschichte: Es gibt zwei Igel.
Zwei Dinge daran sind völlig unglaubwürdig: Erstens, dass der Igel so ein Betrüger ist. Igel sind so sympathische Tiere, die kaum Feinde in der Tierwelt haben. Sie fauchen nicht angriffslustig herum wie die Katzen, kennen keine Angeberposen wie die Pfaue, machen keinen Lärm wie die Hunde und beißen auch nicht andere, die nicht auf ihrem Speiseplan sind.
Sie kommen so zurecht und haben keine Verwendung für solche billigen Tricks.
Zweitens, die Dummheit des Hasen. Der muss doch sehen, dass der Igel ihn nicht überholt, so blöd kann der doch gar nicht sein.
So haben sich viele Menschen fälschlicherweise den sympathischen Kerl als Vorbild genommen, dessen Charakter sie dann noch als clever bezeichneten.
Hier nun die gute Nachricht: Der Igel ist kein Betrüger und der Hase nicht blöd. Der Igel hatte Inlineskates.
Natürlich reicht das noch nicht endgültig als Erklärung. Hier muss man jetzt einen Ausflug in mehrere Wissenschaften unternehmen.
Beginnen wir mit der Geschichte. Die Igel sind eigentlich Seereisende. Sie waren früher vorwiegend auf dem Atlantik zuhause. Wie viele es heute noch sind, weiß man nicht genau. Man weiß ja nicht mal genau, wie viele von ihnen man in seinem Garten hat. Sie sind eben keine Aufschneider, wenngleich jedoch wohl wissend, was sie tun, mit einem enormen Weitblick und Tatkraft. Andernfalls würden sie ja auch keinen Winter überleben.
Vermutlich stammen die Igel von der Arktis und haben gemeinsame Vorfahren mit dem Eisbären.
Damit kommen wir erst mal zur Biologie. Warum sollte ein Igel gerade auf der Arktis entstehen. Darum. Gehen wir in der Evolution mal ein Stück weiter zurück, zu den Echsen.
Igel sind ja schon Säugetiere und damit viel später entstanden.
Zu den Echsen gehörten bekanntlich die Dinos. Es gibt da diese und jene Art, gerade heute stand in der Zeitung, in Rio haben sie wieder mal eine neue gefunden, eigentlich war sie natürlich trotzdem alt. Wie auch immer.
Die Evolution hat es mit Hilfe von Herrn Darwin geschafft, diese Viecher auch fliegen zu lassen. Obwohl Darwin erst viel später als die Igel kam.
Diese fliegenden Dinos sind die Archaeopterix, die Urvögel. Nun kam eines Tages plötzlich bei einem dieser Archaeopterixe mutationsbedingt ein kleiner Bussard aus dem Ei. Missgeburten gibt es ja immer mal.
Es kann natürlich auch eine Krähe gewesen sein, oder ein missing Link oder ein missing Link zum missing Link, ist jetzt nicht genau bekannt, aber auf jeden Fall hat Darwin so den ersten Vogel hervorgebracht.
Archi war nicht wirklich begeistert und seine Nachbarn haben ihn sicherlich ziemlich komisch angeguckt.
Der kleine Bussard machte sich aber gut als er ranwuchs und wurde letztendlich doch akzeptiert. Dabei wusste er selbst natürlich gar nicht, dass er anders war.
Dann wurde er flügge und suchte sich – ja was nun, Freund oder Freundin? Nehmen wir an er war ein Junge. Das ist wahrscheinlicher. Denn wäre er ein Mädchen gewesen, hätten sich die Jungs gleichen Alters, die ja Archies waren, nicht für ihn (sie) interessiert, da es ja ein komischer Vogel war. Als Junge jedoch, nicht wissend, dass er ein komischer Vogel war, konnte er die Damenwelt mit seinen Flugkünsten mächtig beeindrucken. Die eine oder andere wollte nun doch Kinder von ihm, die auch so schön fliegen konnten und sie im Alter noch bisschen versorgen würden.
Wieso sich nun ein Archi und ein Bussard miteinander fortpflanzen konnten ist der Wissenschaft offenbar kein Rätsel, jedenfalls habe ich noch nie eine solche Frage gehört, allerdings auch keine Antwort. Manche Sachen nimmt man einfach als gegeben.
Unser Bussard muss nun statistisch gesehen etwa mindestens vier Kinder in die Welt gesetzt haben. Zwei Archis und zwei Bussards, und von den Bussards einen Jungen und ein Mädchen. Das Bussardpärchen fand sich nun toll und brachte jetzt jede Menge Bussards zur Welt. Diese haben nun, da sie eben viel klüger waren und besser fliegen konnten, den Archis die Lebensgrundlage entzogen. Deshalb gibt’s die nicht mehr.
Vielleicht war’s aber auch ein missing Link, dem dann wiederum von den Bussards die Lebensgrundlage entzogen wurde. Das Prinzip bleibt das gleiche.
Ein Bussard hatte dann möglicherweise irgendwann mal eine kleine Krähe in seinem Nest, aber deren Nachfahren haben die Bussards nicht verdrängen können, wollten sie bestimmt auch gar nicht. Irgendwann müssen ja auch die einmal miteinander Kinder gehabt haben.
Da wir nun gesehen haben, was die Natur für Wunder hervorbringt, schauen wir doch mal wie das in der Arktis war. Sicher hatte ein Grizzly in Kanada einst einen Eisbär als Kind, und dessen Nachkommen war’s zu warm dort, weshalb sie Richtung Nordpol marschierten.
Wären die Eisbären im Dschungel von einem Braunbären mutiert, sie wären sofort wieder an Hitzeschlag gestorben. Unsere nun hatten Glück gehabt, dass es kalt in der Nähe war.
So eine Mutation ist ja wie bereits erwähnt eigentlich eine Missgeburt, die zufällig funktioniert. Da sie oft Hunger hatten, gingen sie in eine Gegend, wo im Dauereis immer mal ein Wal gestrandet und gestorben ist. Da gab’s eine Menge Futter, zumindest ab und zu. Und immer frisch. Das zähe Leder und die Knochen haben sie dann liegen gelassen.
Nun wollte es die Mutation wiederum, dass so ein Eisbär einen kleinen Igel zur Welt brachte. Wie dessen erste Nachkommen entstanden sind, danach frage man gar nicht erst, warum auch, die Wissenschaftler tuns ja auch nicht.
Den Igeln war es zwar kalt, doch sie waren schon immer klug und entschlossen. Sofort machten sie sich an den Walresten zu schaffen und bauten sich Höhlen aus dem Leder. Aber so richtig glücklich sind sie nicht geworden in dem Klima. Nach Süden laufen mit den kurzen Beinen war dann auch nicht ihr Ding. Es war auch reichlich kalt an die Füße, im ewigen Eis.
Aber nun kommt die Physik ins Spiel. Wird es kalt, verkleinert man seine Oberfläche. Der Körper mit dem effektivsten Verhältnis zwischen Volumen und Oberfläche ist bekanntlich die Kugel.
Also was macht der Igel, um warm zu bleiben: Sich zur Kugel. Dann sind auch die Beinchen gut aufgehoben.
Jetzt kommt noch ein weiterer physikalischer Effekt zur Anwendung. Eis setzt unter Druck seinen Gefrierpunkt weiter nach unten. Druck ist Kraft durch Fläche.
Also: Des Igels Stacheln üben einen Druck auf die Eisoberfläche aus, diese schmilzt kurz und gefriert gleich wieder und gibt den Borsten Bodenhaftung.
Autos hatten so was früher auch manchmal, da hießen die Dinger Spikes. So konnten die Igel durch geschickte Gewichtsverlagerungen ihres Körpers sehr gezielt durch die Gegend rollen. Ohne jedoch genau zu sehen, wo sie hinrollten. Perfekt war das also nicht, aber ganz gut.
Was tat man also, um sich auf den Füßen bewegen zu können ohne dass diese erfroren? Man baute sich eine Art Lederschuhe und wickelte als Distanzstücke zum Eis alle möglichen kleinen Walfischknöchelchen mit daran.
Wie es der Zufall wollte, waren da auch mal paar scharfkantige dabei. Bei diesen trat nun wieder dieser Druckeffekt auf, und das Wasser unter der Kante bildete einen Gleitfilm.
Zuerst war der Igel nicht sehr glücklich, dass er rutschte, doch er rutschte nur noch in eine bestimmte Richtung. Was lag nun näher, als den Schlittschuh zu erfinden. Die Igel waren nun mobil und breiteten sich von Walskelett zu Walskelett in Grönland und im gefrorenen Polarmeer aus.
Nun kommen wir nicht mehr an der Meteorologie vorbei. Wie es so ist, die Eisschollen brechen am Rand des Eismeeres ab und treiben nach Süden, in wärmere Gebiete. Da die Igel sich in diesen Rändern befanden, schwammen sie auf den Eisbergen mit nach Süden.
Als es wärmer wurde, fanden die das total toll. Das dumme war nur, dass der Eisberg immer kleiner wurde. Er schmolz.
Es galt also, ein Ziel zu finden, wo man bleiben konnte, bevor der Eisberg weg getaut war.
Um sich vor dem Wind zu schützen, spannten die Igel die Lederhäute der Walfische an deren Knochen auf. Schnell bemerkten sie, dass der Eisberg dann seine Richtung änderte. So konnten sie Inseln ansteuern.
Auch fanden sie Meeresströmungen, mit denen man zum Beispiel auch schnell wieder nach Norden kam oder schnell nach Süden. Winde und Strömungen waren und sind ihnen noch heute so eingeprägt wie den Zugvögeln ihre Flugrouten. Einige blieben auf den Inseln und besiedelten sie, während die Eisbergfahrerigel es sich zur Gewohnheit machten, nützliche Gegenstände zu transportieren.
Irgendwann kamen dann die Menschen und bauten Schiffe. Diese kamen dann manchmal in die Quere, wobei ein Igel natürlich niemals absichtlich ein Schiff zerstört hätte, selbst wenn sie noch so nervig waren. Nur einmal, bei so einem Stinker mit vier Schornsteinen, von denen drei die Umwelt verpesteten und der zudem einen entsetzlichen Lärm über und unter Wasser veranstaltete, da riss ihnen der Geduldsfaden. Wirklich Absicht war das auch nicht, aber man hat auch nicht unbedingt igelseitig viel dagegen unternommen.
Es hatte eine Menge ungewollte Schiffszusammenstöße gegeben, und die nicht direkt brauchbaren Inhalte, wie schwere Truhen mit irgendwelchem blinkenden Zeug, wurden alle auf eine Insel geschafft. Die ist inzwischen voll mit dem Zeug, und wenn mal ein Mensch dort gelandet war, dann ist er jedes Mal verrückt geworden. Die Igel halten das Zeug deshalb für die Menschen für gefährlich und versuchen unter allen Umständen, sie von dort fernzuhalten.
Andere nützliche Dinge wurden sofort in Gebrauch genommen, um die Eisbergflotte effektiver zu machen.
Aber zu dieser Zeit hatten sie sich auch längst das Festland untertan gemacht. Segeln nützt den Landigeln nicht viel, das haben sie inzwischen fast verlernt. Was aber tief in ihnen drin steckt ist nach wie vor die Lust am Schlittschuhlaufen. Nun gibt’s nicht überall Eis dafür. Einige Findige sind dann auf Rollen umgestiegen und erfanden somit das, was heute Inlineskating genannt wird. Die Vorräte der gekenterten Schiffe boten genug Material, so was zusammen zu bauen.
Nach wie vor lassen viele Igel die Menschen nur ungern an ihrer Kultur teilhaben, manche haben sich aber ziemlich an sie gewöhnt. Natürlich ist auch längst die Antarktis unter ihrer Kontrolle, und sie nutzen die Strömungen auf der südlichen Erdhalbkugel sehr geschickt. Es kommt auch vor, dass einer mit seinem Eisberg mal bis Südafrika vordringt, um dort irgendwelche Geschäfte zu erledigen, doch der ist dann auch wieder schnell verschwunden.
Resümee
Als letzte Wissenschaft wollen wir nun noch eine geistige bemühen, die Philosophie.
Man fragt sich jetzt: Warum wurden die Igel von der Natur so bevorzugt. Sie sind gutaussehend und geschickt in allen möglichen Sachen. Alles bringen sie zur Perfektion. Warum sind ausgerechnet sie mit so vielen Vorteilen ausgestattet?
Die Antwort ist: Ja, sie haben sehr gute genetische Anlagen. Aber sie zu nutzen, bedeutet sehr viel Mühe und festen Willen.
Betrachten wir zum Vergleich mal eine Spinne. Sie kann perfekte Netze bauen und damit Insekten fangen. Diese Netze sind ebenfalls Wunderwerke der Natur. Aber musste die Spinne dafür was lernen? Nein, sie konnte es von Geburt an.
Wenn sie früh aufsteht überlegt sie maximal: Baue ich mein Netz jetzt an die Kinderzimmerlampe oder hinter den Schreibtisch? Vielleicht hatte sie vorher mal eine Statistik über Insektenflugbahnen angelegt, doch letztendlich macht sie immer dasselbe, ohne nachdenken zu müssen. Wobei man ihr Fleiß und Geschicklichkeit sicher nicht absprechen kann. Aber sie lebt einfach nur ihr vorgegebenes Leben ab, und wenn sie in eine neue Umgebung kommt, wo sie keine Netze bauen kann, verhungert sie eben.
Nicht so der Igel. Der Polarigel baut sich Lederhöhlen, bekommt er von Papa beigebracht. Eisbergigel können Segel setzen und navigieren, doch wie viel Mühe kostet es, das zu lernen.
Dann müssen sie sich immer neuen Bedingungen anpassen, das Klima ändert sich ja auch ständig.
Und manch ein Igel, der einmal Inlineskates gesehen hat, wird solange kämpfen bis er welche hat. Und dann wird er oft auf die Nase fallen, bis er es kann. Doch wenn er es dann kann, ist er an Eleganz und Ästhetik nicht zu übertreffen.
Natürlich gibt es auch Igel, die sich nur paar Schnecken und Birnen für den Winter anfressen und denen der Rest der Welt ziemlich egal ist. Wenn sie so glücklich sind, dann ist das auch in Ordnung. Aber niemals wird ein Igel je sich über sein Schicksal beklagen und rumjammern!
…………… diese Erklärung zum Dada Gedicht von Thomas
und vielen Dank für die Zeichnungen an Semiramis Audron!