Bude voll…

Nussknacker Spielplan 2017
Nussknacker Spielplan 2017 Oper Halle

Da tanzt sie, die wunderschöne Zuckerfee in Tschaikowskis Zaubermärchen…. Und das schon seit dem Jahr 2000 in der Oper Halle. Glaubt Ihr nicht? Doch, jedes Jahr, wenn das Jahr besinnlich wird und alle sich nach Gemütlichkeit und Familie sehnen… und vielleicht auch nach Schnee, ist die Bude voll. Ich meine ausverkauft, die Oper…. DAS kann Frau ja fast mit der Kirche vergleichen. Nicht, dass Kirche unbedingt = Theater ist – hm – nö, vielleicht nicht, aber DIE ist auch einmal im Jahr zum Jesusmärchen rappelvoll. Da wollen plötzlich alle ein Laientheater sehen – oh ha!

Das Weihnachtsmärchen beginnt, wie Märchen so beginnen…. mit? Na?….

… es war einmal vor langer, langer Zeit,

als die Kirchen sonntags noch gut besucht waren und die Theater noch voll, weil die Menschen nichts anderes zu ihrer Zerstreuung und Socializing hatten als Straßenmusik auf Märkten, Märchen im Theater und Neuigkeiten in der Kirche… und alle waren glücklich damit. … der eine mehr, der andere weniger, aber im Großen und Ganzen war Frau/ Mann/ Kind mit der Kunst-, Kultur- und Informationsszene zufrieden. Abends saß man zusammen, schaute sich in die Augen und erzählte sich Geschichten beim Häkeln, Stricken und Flicken, der wenigen Kleider, die man hatte. Sonntags ging man in die Kirche zur Erklärung von Recht und Gesetz und zum Hören, was es so Neues in der Nachbarschaft gab….. und hin und wieder, so, wie es der Geldbeutel erlaubte ging man entweder auf den Markt und sah den Gauklern zu oder ins Theater bzw. in die Kirche um sich die neusten Gassenhauer der Stars, wie Mozart, Bach oder Händel anzuhören oder/ und anzusehen – hm –  Händel gabs nur in London, aber Bach schon mal kostenlos in der Leipziger Thomas Kirche.

Mozart war etwas moderner, der machte schon mal Promotion Tours mit seinen neusten Singelauskopplungen. Das, in der Hoffnung, dass jemand die Noten für sein Hausorchester kaufen wolle. Die Fans schrien ihnen auf den Straßen hinterher und die Theater füllten sich….. im Falle Bach wars natürlich die Kirche. Moment mal… woran erinnert mich das jetzt? … irgendwie huschte da gerade ein komischer Gedanke in meinen Kopf…. Aber schon isser wieder wech…. Naja…. und alles war wie im Märchen… so zauberhaft und romantisch… wie gerade jetzt in der Oper Halle zum Nussknacker. Alle so glückselig lauschend den himmlischen Tönen von Tschaikowskis Zaubermärchen. Das Bühnenbild und die Kostüme so romantisch langweilig wie zum Anbeginn aller Zeiten, ABER! Ja, das war gut so, denn wir lieben es so! Danke, liebe Oper Halle, dass Ihr hier nichts verändert habt und nicht dem Zahn der Zeit gefolgt seid! Genau das ist es, was wir wollen zu Weihnachten: Beständigkeit und das Gefühl von Unveränderung, das Gefühl von Geborgenheit und Gemütlichkeit. Nein, wir wollen zu Weihnachten nicht zeitkritisch nachdenken über Politik, Zeitgeist und Weltgeschehen, nein, wir wollen Familie und Frieden… ich würde ja sagen: Friede, Freude, Eierkuchen, aber das wäre zu herablassend und respektlos. Nein, so ist es nicht, wir wollen ein respektvolles Weihnachtsfest mit Liebe für die ganze Welt!… unsere Herzen sind offen und voller Wärme, wenigstens einmal im Jahr! Ja, und das sollte niemand zerstören! Lasst es uns genießen, diese schöne Zeit der Nächstenliebe und des respektvollen Umgangs miteinander. Lasst es uns genießen in vollen Zügen und mit all seinen wunderbaren Ausprägungen! Jetzt ist die Zeit gekommen, wo die Märchen wahr werden sollten… genau… und deshalb sitzen wir hier in der schönen Oper in Halle mit der Familie und schauen uns das hübscheste Ballett der Weihnachtszeit an und lauschen den hübschesten Tönen russischer Musik. Wir reden sogar mit dem, der neben uns sitzt und freuen uns über alles Schöne um uns herum und wünschen, dass alle Menschen glücklich sind und in Frieden leben! … und deshalb lieben wir auch solche wunderhübschen Märchen, wie den Nussknacker, der ja letztendlich auf der „Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens beruht und der bei dem Ballett von Youri Vámos mit Musik von Pjotr I. Tschaikowski noch Abwandlungen eines meiner Lieblinge: E.T.A. Hoffmann beinhaltet. Also perfekt für Weihnachten!

Ralf Rossa

brachte das Familienmärchen im Jahr 2000 das erste Mal auf die hallesche Bühne und seitdem tanzt sich sein Ballett jedes Jahr zu Weihnachten in die Herzen der Zuschauer im ausverkauften Haus. Ehrlich, wirklich GAAAAANZ ehrlich, ich finde das so schön, dass mir die Tränen kommen könnten. Es gibt Familien, die sich traditionell jedes Jahr das Stück ansehen… ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich im Jahr 2005 auch schon mal hier war und da hat die Romantik sogar noch eins drauf gelegt. WIR hatten dann nämlich Schnee, als wir aus dem Theater kamen – echt – es hatte während der Vorstellung mindestens 40 cm geschneit. Das war geil! … tja, und dieses Mal, so > 10 a später das ganze Spektakel mit Family, aber leider ohne Schnee, einen Tag vor Heilig Abend. Och… es war soooo wunderschön. Oh Gott, ich werde kitschig…. Erstaunlich, wie oft „Gott“ noch in unserem Vokabular vorkommt… hm… wo wir doch eigentlich fast alle Atheisten bzw. Pseudochristen sind … hm…. Das wäre auch mal ein Thema für eine Kolumne… aber nicht jetzt, denn jetzt schwebe ich gerade im göttlichen Himmel der weihnachtlichen Glückseligkeit… und da will ich auch noch ein bisschen verweilen und den Zustand genießen…. So bevor das „Hauen und Stechen“ im nächsten Jahr wieder losgeht.

Tuer Oper Halle
Notausgang der Oper Halle –> Fluchtweg für den Notfall!

Diesmal tanzte sich Hyona Lee

als Clara und Primaballerina in unsere offenen Herzen und auch Johan Plaitanos meisterlicher Teufelstanz konnte daran nichts ändern. Das Gute siegt immer! … nur an die figurbetonenden Strumpfhosen kann ich mich einfach nicht gewöhnen…. Naja, ok, schöne Muskeln. Ich denke, ich werde mir im nächsten Jahr das „Inferno/ Sacre“ Ballett des Rossa Ensembles mal ansehen. Ich liebe Strawinskys Frühlingsopfer…. Da gibt es sicherlich nix mit figurbetonten Strumpfhosen für Männer…. brrrr.

Denise Dumröse tanzte als Weihnachtsgeist so wunderschön die Geschenke auf und das Rossa Ensemble machte die Bescherung märchenhaft. Ich würde fast sagen, dass war für das normalsterbliche, dumme und unbedarfte Publikum –> mich! die beste Showeinlage, gleich nach dem Mainstream Tanz der Gardisten – ha! Ja, nicht alles was Mainstream heißt muss gleich schlecht sein…. Manches ist einfach ein Ohrwurm geworden und verfolgt einen dann noch auf der Heimfahrt, im Bett beim Einschlafen, früh beim Zähneputzen…. zum Frühstück…. ok, Schluß jetzt, jetzt brauche ich meine Playliste mit Awolnation… Pa…pa..pa…Passion…. ahhhh schon besser….

Na, Herr Rossa, haben Sie schon mal versucht danach zu tanzen? Vielleicht auch zu Dreams von NERO, ZHU. Oder ist Ihnen sowas zu platt? Würde aber bestimmt cool aussehen.

…. Später wurde es dann perfekt kunstlich und zwar ein tänzerisches Highlight, würde ich schon sagen und allen zustimmen, die das behaupten….. aber für mich nun ja…. normalsterbliches….. na Ihr wisst schon Publikum…. eher der langweilige Teil der Inszenierung (ps. Darum gehe ich auch nicht noch mal in den Schwanensee… da geht das nur so).

Schäme mich hier in Grund und Boden über diese Äußerung, aber ziehe die auch nicht zurück, weil es Weihnachten ist. <– Ich bin ein Ballettbanause, eine absolute „0“ in Bezug auf Solotanz, aber ob der Mühe auf der Bühne, strengte ich mich ganz dolle an, dieser zu folgen und jede einzelne Figur zu lieben. Ja, die da vorn auf der Bühne (Hyona Lee und Dalier Burchanow) hatten wirklich was drauf. Für meine dummen, laienhaften Begriffe spitzenmäßig! Die können ja nix dafür, dass hier das Stück langweilig wird. Habe somit auch den totalen Filmriss dazu… kann mich nur an „blau“ erinnern und dass zum Schluss alles gut ausging. Herr Scooge (Michael Sedlácek) schmiss seine Existenz an die Wand und wurde letztendlich passend zu Weihnachten geläutert. Alle tanzten und waren voller Liebe.

Ach, wie schön, dass es Weihnachten gibt!

Eure Jana <3

 

Oper Halle am 23.12.2017
Oper Halle am 23.12.2017