Hoffentlich ernte ich nicht wieder Kritik wegen zu langer Überschriften.
Da ich nicht unbedingt ein Fan von Casper bin war ich etwas skeptisch, aber durchhalten würde ich das Konzert auf jeden Fall. Wenn man bedenkt, was man schon so überstanden hat. Nach langer Zeit mal wieder eine Rock-, oder doch eher Rap-Veranstaltung? Ehrlich gesagt halte ich nichts von textlastischem Hiphop, wo die Musik nur als Alibi fungiert. Von Casper hatte man aber schon oder eigentlich nur anderes gehört, und das macht ihn schon mal interessant. Trotzdem alles nicht hundertprozentig mein Ding, Musik schon interessant aber doch etwas einfach gestrickt, wenngleich es interessante Stellen gibt wie den Anfang von Ascheregen, den fand ich schon immer gut. Nungut, bei mir würde er es nicht so leicht haben, was ihm natürlich herzlich egal sein wird. Alte Knacker wie ich sind sicher nicht seine Zielgruppe.
Früh ein Tri- Tra- Trallala aufs Frühstücksei gemalt, was mir den Vorwurf von falschen Erwartungen einbrachte.
Auf nach Erfurt. Erfurt hat auch eine Super ICE-Anbindung nach zum Beispiel Halle und weiter nach Frankfurt.
Mit Auto aber auch gut, genug Parkplätze an der Messehalle, fast neben der Eingangstür. Hotel vorher eingecheckt, super. Da war dann eine Schlange an der Messehalle wegen Casper und gleichzeitig gab es noch eine Motorradmesse. Die hätte mich möglicherweise auch interessiert, aber dann doch nicht so sehr. Die Schlange war über zehn Lampen lang, pro Lampe 50 Frau (oder Mann). Das war 17:00, als der Einlass begann, doch die Schlange wurde nicht kürzer und wir waren eine reichliche halbe Stunde später drin. Alles entspannt, alles easy. Einige hätten angeblich seit sechs Uhr morgens gestanden, das hielt ich dann für übertrieben. Entweder die Tatsache oder die Lüge. Es war schlichtweg unnötig bei der Größe der Halle. Paar verrückte Typen waren da und noch paar alte Knacker. Die Schlange nahm nicht ab, doch es gab genug Toiletten, auch für die Frauen, und Bier fast sofort, für € 4,50 mit € 2 Pfand, was die Wartezeit verkürzte.
Drin entspannende Musik, noch nie gehört, irgendwie Entspannungsrap. An den Mischpulten, oder wie das heutzutage heißt, jede Menge Computer mit Stacheldrahtlogo als Bildschirmschoner. Zwei entspannte Techniker und ein Security. Die Techniker und Technik waren sicher. Man klimperte mal auf dem Computer, dann quatschte man mal ne Runde, megacool! So 19:00 ging es dann los. Die Bühne war bis dahin völlig dunkel, nur eine Art künstlicher Blumenstrauß wurde angeleuchtet. Casperrufe, Jauchzen, dann kam einer und stellte sich in zwei Scheinwerferkegel. Das war auf keinen Fall Casper. Wurde als Minneapolis angekündigt. Im Internet nichts drüber gefunden. Ein Typ, der hatte eine ganz gute kräftige Stimme, immer eine Hand in der Tasche und ein rotes Mikrofonkabel. Musik kam aus der Konserve (früher hieß das mal playback oder so, Gesang war aber echt). War ganz in Ordnung. Als special effect stellte er sich dann mal hinter und mal neben und mal vor den Scheinwerferkegel. Hat mir schon bisschen leidgetan. Der bekam aber immer schön seinen Applaus, sehr höfliches Publikum.
Dann eine gefühlte halbe Stunde Entspannungsrap und Umbauarbeiten auf der dunklen Bühne mit umherhuschenden Taschenlampen. Das hatte schon was.
Dann Stille und zwei leuchtende Brillen. Man ahnt schon, das ist wieder nicht Casper. Es waren dann ein DJ mit einem typischen Tisch und ein Rapper namens Fatoni. Da kamen dann zum ersten Mal diese Bässe, die im Bauch gewummert haben. Fatoni erklärte voller Stolz, er sei Fan von Casper und die Vorgruppen seien von diesem persönlich ausgesucht worden. Aus unerklärlichen Gründen waren eine Staffelei mit einem Biedermeierbildschinken und eine ähnlich geartete Stehlampe auf der Bühne. Fatoni rappte drauf los und es entstand auch einige Stimmung. Er hatte ein paar Lichteffekte, die kurz vorher noch durchgetestet worden waren. Schon eine Steigerung. Irgendwann versuchte Fatoni, die Stehlampe einzuschalten. Nie wird sich mir erschließen, warum. Sie blitzte kurz auf und war dann finster. Er versuchte es ein paar Mal, doch es war nichts mehr zu machen. Spontan hielt er dann eine rührende Rede, dass die Lampe bei Ebay ersteigert worden war, viele viele Kilometer bis zum heutigen letzten Konzert zurückgelegt und nun einen Beifall verdient hätte, den sie natürlich prompt bekam. Obwohl es ohne die Lampe nicht dasselbe war, war der Auftritt ganz ordentlich und es wurde ausdrücklich gesagt, der nächste würde Casper sein.
Wieder Entspannungsrap. Wie lang würde es diesmal dauern? Die Techniker an den Mischpulten spielten an ihren Programmen und führten lässig Gespräche. Die Bühne war jetzt erleuchtet und ganz viele Menschen arbeiteten dort. Die Lampe und das andere Fatoni-Equipment wurde deinstalliert. Alle Handgriffe saßen, nichts wurde überhastet getan. Dann begann man, mit Klebeband Markierungen auf dem Boden anzubringen. Zur Sicherheit des Akteurs denke ich. Dann wurden flache viereckige Geräte exakt auf dem Boden verlegt – drei Stück, vielleicht einen knappen Meter breit. Daneben ein Mikrofon. Der Arbeitsplatz eines Musikers. Ich überlegte, welcher das sein könnte. Dann kam einer der Techniker mit einer weißen Gitarre und steckte die da an. Er spielte ein wenig, was natürlich kaum zu hören war, und die Entspannungsmusik wurde extra etwas zurückgenommen. Da dachte ich mir, dass nach dem analogen E-Gitarrenzeitalter, wo die Gitarren noch vier Knöpfe hatten, nun wahrscheinlich auch hier die Digitalität Einzug gehalten hat. Was dann natürlich die Knöpfe überflüssig, da Bedienpult mit Fuß, und die Anwendungsmöglichkeiten viel größer macht. So ist es immer mit der Digitalisierung. Soll mir recht sein. Dann Bühne wieder finster und umherhuschende Taschenlampen. Die Teen Titans fragen sich in einer Folge, ob sie weitermachen oder eine Pause zur Steigerung der Spannung machen sollen. Sie haben sich für die Pause entschieden.
Irgendwann eine Zäsur in der Entspannungsmusik, es kam plötzlich Bilderbuch, was überhaupt nicht passte. Das wurde abgebrochen und es kam Queen mit Bohamian Rhapsody. Da war klar, es wird theatralisch. Das wurde natürlich voll ausgespielt. Spannung steigt. Vorhang plötzlich hell. Wo erst das Ende der Bühne für die Vorgruppen war, an dem Vorhang, ging sie jetzt erst los. Zu sehen auf dem Vorhang war das Stacheldrahtlogo. Ein Johlen ging durch die Menge. Geht es nun los? Nein. Irgendwelche Bonanzamusik. Muss das sein? Ja, so setzt man sich in Szene. Diese Musik wird auch bis zum bitteren Ende gespielt.