Kosmonaut 2019

Kosmonaut 2019

Nachdem man den Einpark- und Einlassstress hinter sich gelassen (allerdings nicht so schlimm wie auf anderen Festivals) und einmal mehr um Weltraumhündin Laika, die erste Kosmonautin, getrauert hat, will man erstmal drin entspannen.

Laika auf dem Kosmonaut 2019
Laika

Doch das Lineup, dass ich mir auf dem Weg hinein erstmals richtig ansah, verhieß in Sachen Entspannung nichts Gutes. Da stand was von Giant Rooks und Parcels, die kennt man doch von WDR1 Live Plan B und die sind einem dort aufgefallen. Von Wegen Liesbeth und K.I.Z. wusste ich schon. Und, natürlich, gerade wo ich so richtig die Hauptbühne im Blickfeld hab spielen die Giant Rooks los. Ich konnte nur noch stehen bleiben und hinsehen. Man hat das gut getan. Nix mit Entspannung. Ich wusste gar nicht, wie sehr mir das gefehlt hatte, mal wieder eine gute Liveband zu sehen und hören, und dann noch in Relaxatmosphäre wie auf dem Kosmonaut, obwohl ich, wie gesagt, nicht wirklich relaxt war ob der guten Musik. Und man konnte dann beim Bier anstehen und der Band zusehen. Ich wusste gar nicht, dass die aus Deutschland kamen.

Dann doch Entspannung an der Autowasch- Bühne, Ankathie Koi spielte da noch kurz, noch nie von ihr gehört. Allerdings sehr interessante Musik. Das Outfit, naja, für meine Begriffe etwas aus der Zeit gefallen.

Ankathie Koi auf dem Kosmonaut 2019
Ankathie Koi

Dann die Parcels, wieder auf der Hauptbühne, und, Überraschung, wieder eine deutsche Band. Was ich von ihnen aus dem Radio kannte war ganz gut, nicht hundertprozentig mein Geschmack allerdings. Doch hier live war es wiedermal ganz anders. Die haben hochinteressante Musik mit einem Supersound gemacht, ich war begeistert. Wieder Mal. Das Bekannte war auch viel besser als im Radio, doch die experimentellen Klänge hier waren eben doch noch was ganz anderes. Sicherlich kein Mainstream. Ich hab’s hinterher auf YouTube gesucht und nicht gefunden.

Von Wegen Liesbeth dann auch wieder über alle Maßen gut, leider gleichzeitig mit Blond, die in der Autowaschanlage spielten. Es wurde etwas Liesbeth abgeknapst um noch kurz Blond zu sehen. Die spielten gerade noch ihr Spinatlied und hatten da hinten eine beachtliche Fangemeinde. Ich hab’ jetzt erst zufällig gelesen, dass die Mädchen die Schwestern von den Kraftklub – Br- bzw. K- ummers sind und der junge Mann, ihr guter Kumpel, blind ist.

Von wegen Lisbeth
Werbung für die Kosmonauten.

Dann noch eine Weile K.I.Z., naja, eben nicht so mein Ding. Interessant waren ihre Bewegungen auf der Bühne. Die strotzten vor Selbstbewusstsein, sicherlich trägt das zu ihrer Popularität bei.

Ich hab’ mal geschaut, wieviel Clicks mit einem Lied die so auf YouTube haben. Giant Rooks immerhin 1,5 Millionen, Parcels schon 3,5 Mio, Von Wegen Liesbeth 6,9 Mio und K.I.Z. hatten mit Henning May zusammen schlappe 44 Mio. Helene Fischer bringt es mit einem ihrer Meisterwerke auf 55 Mio.

K.I.Z. – Geld

Auf Wikipedia findet man dann auch heraus, wer so die allermeisten hat. Den ersten Platz mit 6,29 Milliarden habe ich mir kurz angesehen und gleich wieder ausgemacht, mir hätte sich sonst der Magen umgedreht. Es war billigster Latinoschlagerschmalz der locker den Sputniklimbo schafft, sprich unter der Messlatte des maximal erlaubten Niveaus des Senders locker durchmarschiert. Ich glaub ich hab’ das dort auch schon gehört, aber ich mach dann immer schnell das Radio aus. Hoffentlich hat mein YouTube -Click noch nicht gezählt. Auf Platz zwei mit über 4 Milliarden Bad Sheeran. Und so geht das weiter, jede Menge Milliardäre. Wenn man bedenkt, dass es vielleicht 7 Milliarden Menschen auf der Erde gibt, müsste fast jeder die Nummer eins angeklickt haben. Nun ist es aber so, dass nicht jeder Zugang zum Internet hat und dass sich nur bestimmte Altersgruppen für sowas interessieren. Außerdem kann dank Geoblocking das Video nicht überall gesehen werden. Deshalb ist es erstaunlich, wie oft die echten Fans das Video angeklickt haben müssen. Dabei ist YouTube auch noch ziemlich unbequem, einfach in eine Spotify Playlist packen die man überall hören kann ist doch viel einfacher.

K.I.Z. – Dankeschön!

In einem Werbespot hab’ ich jetzt gelernt, dass LTE auch im Weltall verfügbar ist. Deshalb hoffe ich inständig, dass Außerirdische diese Videos anklicken um sich zu gruseln, so wie wir uns entsprechende Filme anschauen. Sie werden dann auch nicht auf die Idee kommen, uns zu überfallen.

„Fake Follower – Über falschen Erfolg im Internet“ von Christine Werner (Deutschlandfunk Kultur)