Pokémon – Gattung ohne Lobby

Pokémon Radikarl beim Versuch sich zu befreien.
Pokémon Rattikarl beim Versuch sich zu befreien.

Als ich neulich in Halle um eine Hausecke kam, sah ich wieder einen: Ein Pokémonjäger schlich durch die Straßen!

Was passiert da eigentlich? Die Jäger, die lieber “Trainer” genannt werden wollen, laufen umher und fangen wilde Pokemon mit Hilfe eines winzigen Balls. Dieser ist in der Lage, durch Umgehung einiger physikalischer Gesetze, viel größere Wesen zu beherbergen. Wie es den armen Kreaturen in dem Ball geht sei dahingestellt (1). Mindestanforderungen an Platz, in der Tierhaltung überall üblich, werden hier gewissenlos umgangen. Aber warum lassen die sich überhaupt fangen? Befürworter könnten jetzt sagen: Na die wollen es ja so.

Geflüchtetes Pokémon in aggressiver Kampfstellung.
Geflüchtetes Pokémon in aggressiver Kampfstellung.

Aber warum reißen die dann immer wieder aus, wenn sie es schaffen, bevor sie endgültig in der Macht des “Trainers” sind?

Ich hab’ mich dann natürlich gefragt, warum sie sich überhaupt in diese Gefahr begeben, gefangen zu werden, wenn sie es doch nicht wollen. Bis ich beobachtete, wie sie von den Jägern mit Beeren gefüttert wurden. Da gibt es die Goldbeere, die Sananabeere, die Nanabbeere und viele andere.

Süchtig machende Beeren?
Süchtig machende Beeren?

Bekommen sie so eine, sind sie so verzückt dass sie sich oft leichter fangen lassen. Man hat den Eindruck, sie sind süchtig danach. Ich bin mir sicher, wenn man die untersuchen würde, fände man eine die Pokemon abhängig machende Droge darin. Wahrscheinlich wurden diese Beeren erst ausgelegt, um die Sucht aufzubauen und nun müssen die armen Wesen sich ständig in höchste Gefahr begeben, um an den Stoff zu kommen. (2) Allein das ist schon verabscheuungswürdig. Wir Katzen begeben uns ja auch in die Gesellschaft von Menschen. Allerdings sind die Rollen bekanntlich hier etwas anders verteilt.

Nungut, aber was geschieht dann mit den Gefangenen? Sind sie klein und schwach, werden sie zu einem sogenannten Professor gegeben, der dann Bonbons dafür gibt. Diese sind artenspezifisch. Meine Phantasie verbietet mir, darüber nachzudenken, was dort gemacht wird. (3) Und die Bonbons? Die gibt man den Stärkeren. Und die bekommen davon Power, werden also noch stärker. Der Fachbegriff dazu lautet Poweruppen, (gesprochen Pauerappn). Die armen Schwachen werden also gegen Doping eingetauscht. Sehr moralisch. Die Stärke wird dann in WP angegeben. Aber man beachte: Die ganze Zeit bekommen sie dann keine Beeren mehr. Sieht man sie sich an und berührt sie irgendwie reagieren sie höchst aggressiv.

Pokémon friedlich in seinem Pokéball.
Pokémon friedlich in seinem Pokéball.
Pokémon,  aggresiv nach Berührung.
Pokémon, aggresiv nach Berührung.

Sind sie dann so auf über 1000WP gepoweruppt werden sie in eine Arena gesteckt. Aber das geht in der Regel nicht einfach so. Sie müssen sich die Arena erst erkämpfen.

Egal welche bedauernswerten Kreaturen darin sitzen, sie bekriegen sich erbarmungslos. Es hat hier schon höchst dramatische Kämpfe zwischen Pokemon gegeben, die in der Freiheit früher die besten Freunde waren oder gar Geschwister. Und dann kommt auch nur einer rein, obwohl vielleicht sechs andere ihre ganze Lebensenergie verloren haben. Hahnenkämpfe findet man anstößig aber was hier gemacht wird übersteigt das bei Weitem. Beim Kampf verlieren sie dann Lebensenergie bis sie Null ist. Ich möchte nicht aussprechen was das bedeutet (4). Aber ihr Leid hat nun nicht etwa ein Ende, sie bekommen sogenannte Beleber, und schon sind sie erst mal wieder auf den Beinen, oder was auch immer sie da haben. Dann gibt es noch einen Supertrank oder zwei und sie sind wieder einsatzbereit. Sie werden also zu brutalen Kampfmaschinen heranentwickelt. Aber warum gehen sie denn freiwillig in die Arena? Alleine der Aufenthalt dort kostet Lebensenergie. Aber sie haben Platz, können mal miteinander was machen und – sie bekommen Beeren. Endlich mal wieder Beeren. Dafür machen sie eben alles. Ich hab’ auch keine Ahnung, was in dem Trank ist, aber sie sind so schnell wieder fit, da stimmt mit Sicherheit was nicht (5). Und um die seelischen Schäden, die sie bei dem Kampf bekommen, kümmert sich keiner. Wahrscheinlich bekommen sie aber sowieso eine Gehirnwäsche, und Doping und Drogen tun ihr Übriges. Und haben sie den Kampf verloren, müssen sie aus der Arena zurückkehren. Lässt man sie zum Beispiel in Hamburg, müssen sie es in ihrem bedauernswerten Zustand bis Halle schaffen, wenn der “Trainer” wieder da ist (6).

Für jede Tierart gibt es Tierschützer, Vereine, Twittergruppen und was weiß ich nicht alles. Hamster dürfen nicht tiefer fallen als zwanzig Zentimeter, sonst wird man als Besitzer geächtet. Und die Pokemon? Hier verbindet man sich zu Gruppen um sie noch effektiver zu jagen, zu bekämpfen und zu poweruppen. Aber keiner setzt sich für sie ein! Man findet sie niedlich und putzig oder bewundert sie wegen ihrer Stärke, aber von wirklichem Mitgefühl keine Spur.

Wie gut dass ich eine Katze bin!

Klagegesang eines ehemaligen Trainers:

Die Pokémon fing ich in großer Zahl.
Ich jagte sie über Berg und Tal.
Ich hab’ davon viele gefangen,
Es ist immer gut gegangen,
Bis ich übersah den Laternenpfahl.

1
Fairerweise muss ich dazu folgendes bemerken: Rein wissenschaftlich betrachtet ist es möglich, dass die Pokebälle ähnlich der Tardis von Doctor Who funktionieren. Das würde die von mir behauptete Umgehung physikalischer Gesetze erklären, da es sich dann tatsächlich um jetzt noch nicht erfundene Technologien handelt. Daraus folgt erstens: Es könnte den Pokemon tatsächlich darin echt gut gehen, und sie wollen freiwillig dahin zurück. Zweitens: Sie kommen aus der Zukunft und es ist eine Zeitmaschine im Spiel. Dann könnten sie tatsächlich den eigentlichen Lauf der Geschichte verändern. Wahrscheinlich teilt sich der Zeitstrang an der Stelle der Ankunft der Pokemon aus der Zukunft, denn nach der Quantenmechanik muss es dann zwei Parallelzustände gleichzeitig geben (Katze gleichzeitig tot und lebendig, wieso eigentlich ausgerechnet eine Katze?), einen mit und einen ohne Zeitreise. Offensichtlich befinden wir uns also diesmal in dem Strang mit Zeitreise. Es wäre jetzt interessant, mit unseren Parallelichs im anderen Strang zu kommunizieren und sie zu fragen, wie es so ohne Pokemon ist. Sie würden dann fragen: “Häh, wovon redest du (oder eigentlich ich)? Von den Spielkarten?” Wobei das mit den Karten auch nicht sicher ist. Wieso sollte sich jemand Karten mit Wesen ausdenken die so sind, wie es sie in der Zukunft geben wird? Dann wäre eine Erklärung, dass die Wesen auf Basis der Karten entstanden sind. Oder aber, die Karten sind nach dem Zeitsprung der Pokemon entstanden, dann hat sich der Zeitstrang schon vorher geteilt und unsere anderen Ichs kennen auch die Karten nicht. Dann würden sie sie logischerweise auch nicht erwähnen.

2
Rein objektiv könnte es allerdings auch so sein, dass sie sich nur von einem erfahrenen Jäger fangen lassen wollen und ihn somit auf die Probe stellen.

3
Rein theoretisch wäre es möglich, dass ihnen nur eine Probe mit DNS entnommen wird, woraus die Bonbons mittels modernster Technologie produziert werden. Es ist nicht bewiesen, dass es den Pokemon tatsächlich dort schlecht geht. Wahrscheinlich sogar eher nicht, da diese Informationen sonst auf irgendeine Art und Weise geleakt worden wären.

4
Wir wissen nicht wirklich, was Status Null bedeutet, möglicherweise ist es die Grenze, wo sie gemäss Pokemonarbeitsschutzgesetzbuch den Kampf abbrechen müssen. Laut Pokemongewerkschaft sind Übersekunden nur in Ausnahmefällen erlaubt und müssen vorher angemeldet werden.

5
Ganz ehrlich gesagt, die Zukunft kann da schon große Fortschritte gemacht haben…

6
Auch hier könnte mit Zukunftstechnologie (Raumschiff Enterprise) einiges möglich sein.

Glückliches Pokémon in Freiheit ….. es gibt sie noch!